Schwäbische Zeitung (Biberach)
EU-Gegner
Dem britischen Premierminister David Cameron war
bisher treu ergeben. Der frühere Journalist kämpfte als Erziehungsminister gegen die militanten Lehrergewerkschaften, ließ sich brav zum Fraktionseinpeitscher degradieren, dann zum Justizminister aufwerten. Wann immer die Konservativen in politische Nöte gerieten, schickte Camerons Team den eloquenten 48-Jährigen gern an die Medienfront.
Doch Europa treibt einen Keil zwischen die Weggefährten, die bisher auch privat als Freunde galten. Nach der „schwersten Entscheidung meines politischen Lebens“gesellte sich Gove am Samstag zur Horde aus Rechtspopulisten, fanatischen EUFeinden und zweitklassigen Ministern, die Großbritanniens Austritt aus der Brüsseler Gemeinschaft (Brexit) anstreben. Auf einen Schlag bekommt die Brexit-Gemeinschaft intellektuelles Gewicht und Kommunikationsfähigkeit.
Gove
Michael
Für den EU-Austritt Großbritanniens: Justizminister Michael Gove.
Tatsächlich kehrt der hochgebildete, bienenfleißige Gove, der in der sanften Sprechweise seiner schottischen Heimatstadt Aberdeen zu reden pflegt, mit seinem neuesten politischen Coup zu seinen ideologischen Wurzeln zurück. Als Mitgründer des rechten Thinktanks Policy Exchange und Autor neokonservativer Bücher hatte sich der mit einer Journalistin verheiratete Vater zweier Kinder zu Beginn des Jahrhunderts einen Namen als Parteirechter gemacht, ehe er 2005 ins Unterhaus einzog.
Eigene Ambitionen auf das höchste Regierungsamt hat der im Alter von vier Monaten adoptierte Sohn zweier LabourAnhänger stets verneint: Dazu fehle ihm „das gewisse Etwas“. Die EU, sagt er, pfusche britischen Ministern zu viel ins Handwerk und sei rückwärtsgewandt. Der Brexit würde sein Land „freier und wohlhabender“machen. Freilich würde er auch Goves Ex-Freund Cameron den Job kosten. Sebastian Borger