Schwäbische Zeitung (Biberach)
Argentinien vor Lösung im Schuldenstreit mit Hedgefonds
Buenos Aires einigt sich mit weiteren Großgläubigern
- Argentinien steht nach eigenen Angaben im milliardenschweren Streit mit ausländischen Gläubigern vor einem Durchbruch. Die Regierung von Präsident Mauricio Macri habe eine positive Bewertung des zuständigen US-Richters Thomas Griesa für den gemachten Vorschlag bekommen, sagte Kabinettschef Marcos Peña am Wochenende dem Radiosender Mitre.
NEW YORK/RAVENSBURG
In der bereits 15 Jahre währenden Auseinandersetzung geht es um die Rückzahlung alter Anleiheschulden, die aus der Staatspleite 2001 stammen – damals der weltweit größte Zahlungsausfall eines Landes, von dem auch viele deutsche Anleger betroffen waren. In den meisten Fällen hat die Regierung einen 27,5-prozentigen Abschlag auf die Schuldensumme angeboten, die sich auf rund neun Milliarden US-Dollar beläuft. Die Anleihen waren unter US-Recht ausgegeben worden, um sie für Investoren attraktiver zu machen – daher kommt Griesas Bewertung eine Schlüsselrolle zu.
In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass sich das südamerikanische Land mit weiteren Gläubigern geeinigt hat. Buenos Aires habe eine Grundsatzvereinbarung mit einer Gruppe von Sammelklägern erzielt, sagte der von einem US-Gericht bestellte Vermittler, Daniel Pollack, am vergangenen Dienstag in New York. Diese Grundsatzvereinbarung sieht vor, dass Argentinien vollständig den Nennwert der von der Gläubigergruppe Brecher Class gehaltenen Anleihen und die Hälfte der aufgelaufenen Zinsen zurückzahlt.
Zum Umfang der Forderungen, der nach dem Investor Henry Brecher benannten Gruppe, wollte Pollack keine Angaben machen. Es dürfte sich aber um vergleichsweise geringe Forderungen unterhalb von 100 Millionen US-Dollar (90 Millionen Euro) handeln. Brecher Class ist die vierte Gläubigergruppe des tief verschuldeten Landes, mit der Buenos Aires binnen zwei Wochen eine Einigung erzielte. Zuvor hatte sich Argentinen bereits mit den Hedgefonds EM Limited und Montreux Partners geeinigt. Dabei ging es um ein Volumen von gut einer Milliarde US-Dollar (900 Millionen Euro).
Nicht alle machen mit
Die Fortschritte in dem Schuldendrama gehen auf die am 5. Februar gestartete Initiative des neuen argenti- nischen Präsidenten Mauricio Macri zurück. Dieser hatte sechs Großgläubigern einen Vorschlag zur Einigung vorgelegt und eine Rückzahlung in Höhe von 6,5 Milliarden Dollar (5,8 Milliarden Euro) angeboten.
Allerdings haben sich die beiden wichtigsten Kläger – die New Yorker Hedgefonds NML Capital und Aurelius – darauf bislang nicht eingelassen und alle Umschuldungsangebote aus Buenos Aires ausgeschlagen. NML Capital und Aurelius hatten nach der Staatspleite Ende 2001 argentinische Staatsanleihen billig aufgekauft und verlangten den Nennwert der Staatsanleihen. Der USBundesrichter Thomas Griesa entschied später, dass Argentinien erst den beiden Hedgefonds 1,3 Milliarden Dollar auszahlen muss, ehe es die Forderungen weiterer privater Gläubiger begleichen darf.
Die Vorgängerregierung von Präsidentin Cristina Kirchner hatte aber die Zahlung der geforderten Summe an die Hedgefonds verweigert und sie als „Geierfonds“bezeichnet. NML Capital, der dem US-Milliardär Paul Singer gehört, ging sogar so weit, in Ghana ein argentinisches Marineschiff als Pfand festzusetzen. Anders als die klagenden US-Hedgefonds hatten über 90 Prozent der Gläubiger Argentiniens in den Jahren 2005 und 2010 einem Schuldenschnitt zugestimmt und auf bis zu 70 Prozent ihres Geldes verzichtet.