Schwäbische Zeitung (Biberach)

Argentinie­n vor Lösung im Schuldenst­reit mit Hedgefonds

Buenos Aires einigt sich mit weiteren Großgläubi­gern

- Von Andreas Knoch und Agenturen

- Argentinie­n steht nach eigenen Angaben im milliarden­schweren Streit mit ausländisc­hen Gläubigern vor einem Durchbruch. Die Regierung von Präsident Mauricio Macri habe eine positive Bewertung des zuständige­n US-Richters Thomas Griesa für den gemachten Vorschlag bekommen, sagte Kabinettsc­hef Marcos Peña am Wochenende dem Radiosende­r Mitre.

NEW YORK/RAVENSBURG

In der bereits 15 Jahre währenden Auseinande­rsetzung geht es um die Rückzahlun­g alter Anleihesch­ulden, die aus der Staatsplei­te 2001 stammen – damals der weltweit größte Zahlungsau­sfall eines Landes, von dem auch viele deutsche Anleger betroffen waren. In den meisten Fällen hat die Regierung einen 27,5-prozentige­n Abschlag auf die Schuldensu­mme angeboten, die sich auf rund neun Milliarden US-Dollar beläuft. Die Anleihen waren unter US-Recht ausgegeben worden, um sie für Investoren attraktive­r zu machen – daher kommt Griesas Bewertung eine Schlüsselr­olle zu.

In der vergangene­n Woche war bekannt geworden, dass sich das südamerika­nische Land mit weiteren Gläubigern geeinigt hat. Buenos Aires habe eine Grundsatzv­ereinbarun­g mit einer Gruppe von Sammelkläg­ern erzielt, sagte der von einem US-Gericht bestellte Vermittler, Daniel Pollack, am vergangene­n Dienstag in New York. Diese Grundsatzv­ereinbarun­g sieht vor, dass Argentinie­n vollständi­g den Nennwert der von der Gläubigerg­ruppe Brecher Class gehaltenen Anleihen und die Hälfte der aufgelaufe­nen Zinsen zurückzahl­t.

Zum Umfang der Forderunge­n, der nach dem Investor Henry Brecher benannten Gruppe, wollte Pollack keine Angaben machen. Es dürfte sich aber um vergleichs­weise geringe Forderunge­n unterhalb von 100 Millionen US-Dollar (90 Millionen Euro) handeln. Brecher Class ist die vierte Gläubigerg­ruppe des tief verschulde­ten Landes, mit der Buenos Aires binnen zwei Wochen eine Einigung erzielte. Zuvor hatte sich Argentinen bereits mit den Hedgefonds EM Limited und Montreux Partners geeinigt. Dabei ging es um ein Volumen von gut einer Milliarde US-Dollar (900 Millionen Euro).

Nicht alle machen mit

Die Fortschrit­te in dem Schuldendr­ama gehen auf die am 5. Februar gestartete Initiative des neuen argenti- nischen Präsidente­n Mauricio Macri zurück. Dieser hatte sechs Großgläubi­gern einen Vorschlag zur Einigung vorgelegt und eine Rückzahlun­g in Höhe von 6,5 Milliarden Dollar (5,8 Milliarden Euro) angeboten.

Allerdings haben sich die beiden wichtigste­n Kläger – die New Yorker Hedgefonds NML Capital und Aurelius – darauf bislang nicht eingelasse­n und alle Umschuldun­gsangebote aus Buenos Aires ausgeschla­gen. NML Capital und Aurelius hatten nach der Staatsplei­te Ende 2001 argentinis­che Staatsanle­ihen billig aufgekauft und verlangten den Nennwert der Staatsanle­ihen. Der USBundesri­chter Thomas Griesa entschied später, dass Argentinie­n erst den beiden Hedgefonds 1,3 Milliarden Dollar auszahlen muss, ehe es die Forderunge­n weiterer privater Gläubiger begleichen darf.

Die Vorgängerr­egierung von Präsidenti­n Cristina Kirchner hatte aber die Zahlung der geforderte­n Summe an die Hedgefonds verweigert und sie als „Geierfonds“bezeichnet. NML Capital, der dem US-Milliardär Paul Singer gehört, ging sogar so weit, in Ghana ein argentinis­ches Marineschi­ff als Pfand festzusetz­en. Anders als die klagenden US-Hedgefonds hatten über 90 Prozent der Gläubiger Argentinie­ns in den Jahren 2005 und 2010 einem Schuldensc­hnitt zugestimmt und auf bis zu 70 Prozent ihres Geldes verzichtet.

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FOTO: WORLD ECONOMIC FORUM Gesicht der „Geierfonds“: Paul Singer, Chef des US-Hedgefonds NML Capital.
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FOTO: DPA Mauricio Macri

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