Schwäbische Zeitung (Biberach)
Neuer Ärger mit dem Investor
Beim TSV 1860 München fordert der Geldgeber die Entlassung der Geschäftsführer
(dpa/sz) - Einen Punkt haben die Münchner Löwen am Sonntag gegen den Aufstiegskandidaten VfL Bochum geholt. Ein respektables Ergebnis für den Tabellenvorletzten der 2. Fußball-Bundesliga. In Führung gegangen war das Team von Trainer Benno Möhlmann – vor den Augen von Klubinvestor Hasan Ismaik – durch ein Tor des Österreichers Rubin Okotie (36.). Dass dem TSV 1860 nach dem Ausgleich von Marco Terrazzino (44.) die sechste Niederlage in Serie erspart blieb, hatte der Münchner Traditionsklub Stefan Ortega zu verdanken: Der Torwart wehrte in Minute 63 einen Foulelfmeter von Arvydas Novikovas ab.
Doch dies alles war nur sportliche Nebensache. Denn im Vorfeld der Begegnung hatte der beim Anhang unbeliebte Investor Ismaik – im Stadion gab es ein „Hasan, verpiss dich!“-Plakat und eine Anti-Investor-Choreografie – wieder einmal für Aufsehen gesorgt. Der mit Immobilien reich gewordene Jordanier hatte vor dem Bochum-Spiel die Entlassung der beiden 1860-Geschäftsführer Markus Rejek und Noor Basha gefordert. Laut Medienberichten hatte er bei einem Fantreffen am Freitagabend erklärt, die zwei Verantwort-
MÜNCHEN
lichen für den Profifußball-Betrieb müssten abgelöst werden. „Wir haben darüber geredet“, bestätigte Vereinspräsident Peter Cassalette der „Süddeutschen Zeitung“, „aber ich habe ihm gesagt, dass ich erst mit den Gremien sprechen muss und das nicht allein entscheiden kann.“
Rejek ist für den kaufmännischen Bereich zuständig, Basha – der Cousin von Ismaik und zuvor meist als dessen „Statthalter“bezeichnet – für den sportlichen Teil. „Herr Rejek und Herr Basha haben leider keinen Erfolg gebracht. Wir brauchen einen starken Haupt- und Finanzgeschäftsführer“, sagte Ismaik laut des FanBlogs blaue24.com. Rejek reagierte in der „Süddeutschen“empört. Mit der Entlassungsforderung gegen ihn und seinen Geschäftsführerkollegen Basha habe der Mehrheitsgesellschafter „eine Grenze überschritten“. Er nehme die Forderung zwar „ernst“, schloss einen freiwilligen Rückzug allerdings kategorisch aus.
Ismaik will ein neues Stadion bauen
Bei Ismaiks Besuch in München waren nicht nur die Geschäftsführer Thema. Mit OB Dieter Reiter erörterte der Geldgeber auch den Bau eines neuen Stadions im Stadtteil Riem. Die Finanzierung der Arena stehe, verkündete Ismaik – nur wenige Wochen nachdem er damit gedroht hatte, überhaupt kein Geld mehr zu investieren. „Wenn er das macht, ist das eine super Entscheidung“, sagte Cassalette. Rejek hingegen sprach von Luftschlössern. „Ehe in einer Arena in Riem gegen den Ball getreten wird, vergehen sieben bis acht Jahre! Niemand weiß, wie teuer dieses Bauprojekt werden wird. Es gibt ja noch überhaupt keine Prüfung, keine Machbarkeitsstudie“, sagte er. Die Löwen haben außerdem noch einen bis ins kommende Jahrzent reichenden Mietvertrag mit dem FC Bayern in der Allianz Arena.