Schwäbische Zeitung (Biberach)

In Ordnung

Jürgen Kramnys VfB Stuttgart ist beim 1:1 auf Schalke dem Sieg näher als die Gastgeber

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(dpa/sz) - Manchmal gibt es auch bei einem Unentschie­den Gewinner. An Gesten ist dies zu erkennen, an der Körperhalt­ung. Die gastgebend­en Schalker jedenfalls schlichen nach dem 1:1 (0:1) gegen den VfB völlig geknickt aus ihrer Arena, während sich die Stuttgarte­r von ihren mitgereist­en Fans feiern ließen. Auch Trainer Jürgen Kramny konnte mit dem Punkt sehr gut leben. Ihn kümmerte es wenig, dass die zuvor fünf Partien andauernde Siegesseri­e gerissen war. Seine Zusammenfa­ssung: „Wir haben ganz gut angefangen, waren dann aber nicht mehr so aktiv“, räumte der VfBCoach ein. Danach habe sein Team den Druck wieder erhöht. „Am Ende“, sagte Kramny zurecht, „waren wir dem 2:1 etwas näher.“Dennoch meinte er: „Ein Punkt ist in Ordnung, den nehmen wir gerne mit.“

Tatsächlic­h hatte der eingewechs­elte Österreich­er Martin Harnik dem VfB mit seinem Treffer in der 74. Minute den Punkt gesichert. Schalkes Winterzuga­ng Younes Belhanda (14.) hatte in der ersten Halbzeit die Führung für die Königsblau­en erzielt. Der neue Mann von Dynamo Kiew traf aus gut 15 Metern per Kopf, nachdem VfB-Keeper Przemyslaw Tyton zuvor einen Schuss von Allessandr­o Schöpf mit dem Fuß nach vorne abgewehrt hatte. Hinterher gab jedoch auch Schalkes Trainer André Breitenrei­ter zu: „Es war ein verdientes Unentschie­den, uns fehlte nach der Pause die Frische. Wir hätten die Bälle besser sichern und zielgenaue­r passen müssen.“Er tröstete sich damit, „zumindest Stuttgarts Siegesseri­e gestoppt“zu haben.

Eigentlich hatte Belhandas Tor Breitenrei­ter in die Karten gespielt. Der VfB musste die Initiative übernehmen, Schalke mit seinen schnellen Akteuren lauerte nur noch. Weitere Chancen besaßen Klaas-Jan Huntelaar mit einem abgefälsch­ten Schuss (18.) und Joel Matip per Kopf (19.). Dabei standen die Jungstars Max Meyer und Leroy Sané gar nicht in der Startforma­tion: Meyer fehlte wegen einer Mandelentz­ündung. Sané bekam eine Pause verordnet, die aber nicht lange anhielt. Nach einer Hüftverlet­zung von Eric-MaximChoup­o-Moting musste er in Minute 22 wieder auf den Platz.

GELSENKIRC­HEN

Der VfB blieb aber stets gefährlich. Schon vor dem Gegentor zwang Kapitän Christian Gentner Schalkes Torhüter Ralf Fährmann zu einer Parade (6.). Der erneut starke Keeper war auch bei einem 18-Meter-Schuss von Timo Werner (19.) zur Stelle. Bei einem abgefälsch­ten Schuss Werners kurz vor der Pause wäre Fährmann machtlos gewesen, der Ball strich aber knapp über die Latte.

Die Stuttgarte­r konnten übrigens wieder auf Spielmache­r Daniel Didavi nach abgesessen­er Rotsperre zurückgrei­fen. Doch schon im nächsten Spiel gegen Hannover wird der Mittelfeld­spieler wieder fehlen: Er sah seine fünfte Gelbe Karte.

Im zweiten Durchgang sahen die Zuschauer ein unveränder­tes Bild mit Chancen auf beiden Seiten: Huntelaar scheiterte an Tyton (54.), und Leon Goretzka schoss in aussichtsr­eicher Position übers VfB-Tor (61.). Auf der Gegenseite wurde es brenzlig, als Fährmann von Mitspieler Roman Neustädter angeschoss­en wurde (56.) und Alexandru Maxim mit einem Seitfallzi­eher scheiterte (72.). Dann aber klappte es doch noch: Einen Kopfball von Gentner konnte Fährmann nur noch vor die Füße von Harnik abwehren, der den Ball über die Linie drückte. Danach war der VfB dem zweiten Tor sogar näher.

Schöne Geste für Ginczek

Den neuen Zusammenha­lt im Team des VfB dokumentie­rte übrigens auch eine schöne Geste vor dem Anpfiff: Das Team versuchte, den erneut schwer verletzten Stürmer Daniel Ginczek aufzumunte­rn. Alle elf Akteure trugen eine Trainingsj­acke mit der Aufschrift „Ginczek“und dessen Rückennumm­er 33. Der Torjäger hatte vergangene Woche einen Kreuzbandr­iss im Training erlitten, nachdem er sich nach einem Bandscheib­envorfall erst zurückgekä­mpft hatte. Ein bisschen Mut dürfte ihm die Aktion der Kollegen gemacht haben. Auch dies war ein gewinnende­r Auftritt. Unentschie­den hin oder her.

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FOTO: DPA Der Torschütze dreht ab, der Kollege jubelt: Martin Harnik (links) nach seinem Ausgleichs­treffer auf Schalke, Innenverte­idiger Georg Niedermeie­r ballt die Fäuste.

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