Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kritiker
Alexei Nawalny (Foto: dpa) ließ sich seinen Frust nicht anmerken, als er am Sonntag aus einem Polizeirevier in Moskau twitterte: „Mir geht es gut. Sie haben mich mitgenommen. Setzt den friedlichen Spaziergang fort. Das Wetter ist gut.“Der bekannteste Oppositionelle Russlands war zuvor zu Beginn einer Kundgebung im Zentrum der Hauptstadt festgenommen und abtransportiert worden. Beobachter gingen davon aus, dass die Anti-Korruptionsproteste in Moskau und zahlreichen anderen Städten die größten landesweiten Aktionen seit 2011 waren. Nawalny hatte zuvor dazu aufgerufen, friedlich gegen Korruption zu demonstrieren. Die Moskauer Demonstration wurde von der Stadtverwaltung nicht genehmigt, Behörden hatten bei einer Teilnahme mit hartem Durchgreifen gedroht. Polizeiquellen sprachen von mehr als 500 Festgenommenen.
Der prominente Kreml-Kritiker hatte im März in einem Video Regierungschef Dmitri Medwedew Korruption im großen Stil vorgeworfen. Er soll sich mithilfe von Strohmännern zahlreiche Immobilien angeeignet haben. Mit seinem Fonds veröffentlicht Nawalny Belege für die angebliche Bestechlichkeit von Staatsdienern. Medwedew wirft er vor, zu den reichsten Politikern zu zählen.
Grünen-Chef Cem Özdemir hat die Festnahme Nawalnys kritisiert. „Wer seine Sicherheitskräfte missbraucht, um jeden Protest im Keim zu ersticken, ist nicht stark, sondern fürchtet sich vor seinen eigenen Bürgern“, erklärte er in Berlin. An die Adresse von Präsident Putin sagte Özdemir weiter: „Irgendwann wird es sich gegen einen selbst richten.“(dpa/KNA)