Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Reiner Hohn“
Zur Berichterstattung über die Neugestaltung des Biberacher Postareals: Das Bauvorhaben auf dem Biberacher Postareal an der Eisenbahnstraße als „überzeugende, städtebaulich wertvolle Lösung“zu bezeichnen, ist der reine Hohn. Und ein Schlag ins Gesicht älterer und pflegebedürftiger Mitbürger, die in diesem Neubau „betreut“werden sollen. Es ist ein weiteres Zeichen der „Wertschätzung“dieser Klientel in Biberach, dass Wohnraum für sie bevorzugt an Hauptverkehrsstraßen geplant und gebaut wird.
Dahinter steht wohl die Einschätzung, dass Senioren – und insbesondere Pflegebedürftige – sowieso in ihrer Wahrnehmung eingeschränkt sind und ihnen daher eine 24-Stunden-Dauerbeschallung mit Verkehrslärm zugemutet werden kann. Und es gibt ja Schlafmittel und Schallschutzfenster. Und frische Luft, wer braucht denn das?
Ich möchte die Planer, die Investoren und den Biberacher Baubürgermeister fragen, ob sie im Alter in diesen Hasenställen „betreut“werden möchten und dies auch ihren Angehörigen zumuten würden? Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass offensichtlich der Gemeinderat ohne Einspruch dem Abriss des Postareals zugestimmt hat, auch wenn dadurch wieder ein Stück authentischer Biberacher Architekturund Stadtgeschichte verschwindet. Die Allmacht des Biberacher Baubürgermeisters ist wohl unbegrenzt.
Und wo bleibt die Post? Die große Kreisstadt Biberach mit international agierenden Firmen und einer anerkannten Hochschule mutet ihren Bürgern seit Jahren in der Freiburger Straße eine Containerpost mit minimalen Parkmöglichkeiten zu. Die dortigen Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter sind einer Stadt wie Biberach unwürdig.
Wird in der Biberacher Verwaltung schon darüber nachgedacht, die Hauptpoststelle komplett abzuschaffen? Schließlich leben wir im Zeitalter von elektronischer Post und Online-Shopping/-Banking. Und die Weihnachts- und Geburtstagspäckchen für die Kinder und Enkel könnten ja auch über Versandagenturen verschickt werden.
Heide von Seefeld, Biberach