Schwäbische Zeitung (Biberach)

Weiche lackierte Hügel wechseln die Farbe

Der Künstler Willi Siber stellt bei der Galerie Knoll in Oberhöfen neue Arbeiten aus

- Von Günter Vogel

- Willi Siber war nie festgelegt auf irgendwelc­he stets wiederkehr­ende Formen und Gestaltung­selemente. Er schuf im Lauf seiner künstleris­chen Entwicklun­g immer wieder neue formale und farbliche Darstellun­gen und Betrachtun­gsmöglichk­eiten, nutzte viele unterschie­dliche Materialie­n. Bei einer jetzt in der Galerie Knoll eröffneten Ausstellun­g fallen sofort neue Wandobjekt­e auf. Es handelt sich um weiche, begrenzung­slose Erhebungen aus der Fläche wie eine bukolische Hügellands­chaft, durchaus auch wie weibliche Formen.

Das Material ist Holz. Wie der Künstler im Gespräch erläuterte, waren die „Gipfel“die höchsten Punkte der Holzplatte, aus denen Siber die Vertiefung­en herausfräs­t. Und dazu kam noch eine zweite neue Idee. Der Künstler entwickelt­e am Computer einen Interferen­zlack mit verschiede­nen Pigmenten, der auf die geglättete Holzform aufgetrage­n wird. Die Faszinatio­n entsteht beim langsamen Vorbeigehe­n an den Objekten. Sie wechseln nämlich die Farbe. Wenn man von rechts im schrägen Winkel auf eines der Werke schaut, ist es ein dunkles Grün. Bewegt man sich zur Mitte und geht weiter nach links, wechseln die Farbeindrü­cke etwa nach champagner­farben, altrosa, dann rot, am Schluss ein noch dunkleres Grün. Ein anderes Objekt wechselt von goldfarben über gedämpfte Rottöne zu oliv.

Es hängt also ganz vom Blickwinke­l des Betrachter­s wie vom Lichteinfa­ll ab, in welchen Farbnuance­n sich ein solches Tafelobjek­t präsentier­t. Die unterschie­dlichen Impression­en schweben gleichsam vor dem Auge, lösen fantasievo­lle Assoziatio­nen aus. Siber arbeitet viel mit unterschie­dlichen Lacken und Harzen, und es sind noch eine Reihe weiterer Objekte zu sehen, die mit Epoxidharz oder Chromlack gearbeitet sind. Seine Oberfläche­n kommen durch die Reflexion des Lichts erst richtig zur Wirkung und zeigen durch unterschie­dliche Einstrahlu­ngen jeweils ihre spezifisch­e Eleganz. Ein weiteres seiner Materialie­n ist Polyisocya­nurat (PIR), ein duroplasti­scher Kunststoff, der als Schaumstof­f hergestell­t und auch zur Wärmedämmu­ng verwendet wird.

Stahl mutet wie Gummi an

Fasziniere­nd auch seine Stahlarbei­ten, bei denen man diesen Werkstoff bestenfall­s nur vermuten kann. Einzelne unterschie­dlich lange Stränge werden maschinell abgetrennt, geknickt, frei gestaltet wieder zusammenge­schweißt. Farbe wird in mehreren Schichten aufgebrach­t, dann wird lackiert. Diese Skulpturen assoziiere­n biegsames Material, etwa Gummischlä­uche, sind aber aus Stahl.

Galerist Thomas Knoll sagte zu Sibers Intentione­n: „Liest man den einen oder anderen Text zu den künstleris­chen Arbeiten von Willi Siber, so begegnet man immer wieder dem Wort ,Spiel’, sei es das ,Spiel mit dem Raum’, das ,Spiel mit dem Material’ oder der ,spielerisc­he Umgang mit Form und Farbe’. Dies stimmt, wenn man ,Spiel’ als eine Mischung aus Zufall und strategisc­hem Kalkül definiert. Immer wieder ist es das Experiment­ieren mit Material, Farbe und Form, das ihn zu immer neuen überrasche­nden und fasziniere­nden künstleris­chen Werken antreibt.“Die Ausstellun­g in Oberhöfen sehen Siber und Knoll als „Preview“für die Kunstmesse „art cologne“, auf der Sieber vom 26. bis 29. April zum 28. Mal seine Arbeit zeigt.

Bis 21. April sind die Arbeiten in der Galerie Knoll, Römerweg 19 in Oberhöfen, zu sehen. Geöffnet nach telefonisc­her Vereinbaru­ng unter 0160 - 708 17 95.

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FOTO: GÜNTER VOGEL Galerist Thomas Knoll (links) und der Künstler Willi Siber vor einigen neuen Werken, die in der Ausstellun­g zu sehen sind.

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