Schwäbische Zeitung (Biberach)
Künstler musizieren auf höchstem Niveau
Preisträgerkonzert des Bruno-Frey-Musikpreises 2016 im Biblitohekssaal
- Im Bibliothekssaal der Landesakademie in Ochsenhausen sind am Sonntag die BrunoFrey-Musikpreise 2016 verliehen worden. Die 1993 gegründete BrunoFrey-Stiftung vergab die Preise an junge Musiker mit außergewöhnlichem Können. Wie Akademiedirektor Klaus Weigele in seiner Begrüßungsrede betonte, werden die Preise zum 22. Mal vergeben. Vier junge Musiker erhalten je 7000 Euro.
Der 15-jährige Simon Zhu aus Tübingen eröffnete das Konzert mit dem „Tambourin chinois“für Violine und Klavier von Fritz Kreisler. Der Komponist war ein weltberühmter Geigenvirtuose und stellt an Solisten seiner Werke hohe Anforderungen. Das kurze Kabinettstückchen beginnt mit rasanten Trippelschrittchen, gefolgt von cantablem Melos. Chiaki Nagata begleitete am Klavier. Nach einer „Meditation“von Tschaikowski folgte von Eugène Ysaÿe aus seiner Sonate für Violine solo Nr. 3 die „Ballade“mit hohen technischen Anforderungen, mit Doppel- und Mehrfachgriffen, mit denen der Violinist eine enorme Klangfülle dieses Bravourstücks erzeugte.
Annique Göttler aus Herrenberg spielte die Große Sonate b-Moll op 35 von Frédéric Chopin. Das Werk ist ein klangliches Drama von starker Ausdruckskraft. Mächtige Akkordschläge eröffnen, vorwärtsdrängende Harmonien gehen über zu lyrisch betonten Phrasierungen. Nach einem schnellen Scherzo mit romantischem Trio folgt der Marche Funèbre, der berühmte Trauermarsch, der bei vielen Beisetzungen von Berühmtheiten zum Ritual gehört. Ein kurzes Presto mit fast schon impressionistischen Verschmelzungen der Tonfolgen schließt ab. Die Pianistin fesselte mit einer großen expressiven Bandbreite, sowohl mit kraftvoll virilem Anschlag, als auch mit der Gestaltungskraft weiblicher Empfindsamkeit.
Es folgte der Cellist Jonas Palm aus Ludwigsburg. Er begann mit einer höchst ungewöhnlichen Komposition: von Henri Dutilleux „Trois Strophes sur le nom de Sacher“für Cello solo . Es ist eine originelle Toncollage mit rhapsodischen Klangelementen. Von Eugène Ysaÿe folgte der langsame Satz aus der Sonate op 28 für Cello solo mit herausfordernder Tondynamik. Palm schloss seinen Part mit zwei der „Fünf Stücke im Volkston“op 102 von Robert Schumann. Hierbei begleitete ihn Yukie Takai am Klavier. Der Cellist verfügt über große Gestaltungsintensität, die er sowohl mit sanft singendem Ton als auch tiefensattem Klang herauspräpariert.
Den musikalischen Teil des Abends beschloss die Koloratur-Sopranistin Anabel Pérez-Real mit der Pianistin Izabel Melkonyan. Sie begann mit einem der großen Klassiker ihres Fachs, der ersten Arie der „Königin der Nacht“aus Mozarts „Zauberflöte“. Diese Arie mit ihrer hohen Tessitura fordert hohe Stimmflexibilität. Die Sängerin fasziniert mit idealem Stimmsitz und präziser Textartikulation. Die klangvolle Mittellage steigerte sich zu technisch ausgereiften Koloraturen, die in einem triumphalen dreigestrichenen F kulminierten. Die gleich große Leistung zeigte sie in der Arie der Violetta „E strano“aus Verdis „La Traviata“, verbunden mit klanglich sehr schönen lyrischen Phrasen. Sie schloss mit einem Lied aus der Zarzuela „El barbero de Sevilla“einer spanischen volksliedhaften Operette. Sie präsentierte sich und das strettahafte Lied weiblich selbstbewusst, kokett und mit verführerischem Grundton.
Die vier Musiker erwiesen sich als außergewöhnliche Künstler, für die es keine technischen Schwierigkeiten zu geben scheint. Jeder von ihnen hat eine respektable Anzahl von nationalen und internationalen Preisen gewonnen. Es gehört nicht viel Prophetie dazu, diesen vier jungen Leuten eine interessante Karriere vorherzusagen.