Schwäbische Zeitung (Biberach)
Hilfe, die Sicherheit vermittelt
Verein „Unsere Brücke“kümmert sich um Patienten in Ochsenhausen.
- Wenn Patienten aus der Klinik entlassen werden, brauchen einige in den ersten Tagen danach Unterstützung. Bei Elmar Ego aus Goppertshofen war das beispielsweise der Fall nach einem Oberarmkopfbruch. „Ich wusste bei meiner Heimkehr nicht, wie ich alleine den Gilchristverband anlegen soll“, schildert der 53-jährige alleinstehende Mann. Hilfe fand er bei Susanne Grieser. Sie ist eine von derzeit sechs Mitarbeitern des Vereins „Unsere Brücke“in Ochsenhausen.
Der Verein „Unsere Brücke“wurde ursprünglich gegründet, um Patienten aus der ehemaligen Kreisklinik Ochsenhausen die Entlassung nach Hause zu erleichtern. Nach der Schließung des Krankenhauses im Jahr 2011 machten die Ehrenamtlichen mit ihrer Arbeit weiter. Sie fühlten sich weiterhin den Menschen in der Region um die Rottumstadt verpflichtet. Vereinsvorsitzender ist der Chefarzt der Medizinischen Klinik in Biberach, Professor Christian von Tirpitz. Seit drei Jahren zählt auch die 41-jährige Susanne Grieser aus Ochsenhausen zum Team.
Wie alle anderen Kräfte arbeitet sie hauptberuflich im medizinischen Bereich, in ihrer Freizeit kümmert sie sich um Patienten, die nach der Entlassung Hilfe brauchen. „Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zu Pflegediensten beziehungsweise Sozialstationen“, betont die zweifache Mutter. Vielmehr ginge es in ihrer Arbeit darum, Kontakt zwischen Patient und Hilfseinrichtungen herzustellen: „Wir helfen bei der Beantragung von beispielsweise Essen auf Rädern, Nachbarschaftshilfe, Sozialstation, Hausnotruf oder der Tagespflege.“
Der Förderverein finanziert sich ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Alle Spenden werden direkt für die Betreuung der Patienten verwendet, wobei die Hilfe für die Betroffenen kostenlos ist. Mitarbeiterinnen wie Grieser helfen ehrenamtlich, sie bekommen lediglich eine kleine Aufwandsentschädigung. Derzeit zählt der Verein rund 50 Mitglieder.
Wie viel Zeit Grieser im Durchschnitt für einen Patienten aufwendet, kann sie pauschal nicht beantworten: „Jeder braucht eine andere Art von Hilfe.“Mal müsste die richtige Einnahme der Medikamente nochmals genauer erklärt, mal Unterlagen für die Beantragung eines Pflegediensts ausgefüllt werden. „Das Wichtigste für die Patienten ist jedoch, dass sie uns jederzeit anrufen können“, sagt Grieser. Dies nehme ihnen die Angst vor der Entlassung aus dem Krankenhaus. Auch bei Ego war das so.
Bei einer Untersuchung in der Praxis von Christian von Tirpitz hat ihn Grieser vor etwa einem Jahr auf das Angebot aufmerksam gemacht. „Ich wusste gar nicht, dass es diese Hilfe gibt“, sagt der Goppertshofer. Und er nahm das Angebot gerne an. Nach der Operation am Oberarm infolge eines Bruchs half Grieser ihm unter anderem dabei, den Verband anzulegen, und ist mit ihm zum Supermarkt gefahren. Ego ist dankbar für die Unterstützung, zumal er weiß, wie die Dinge ohne den Verein „Unsere Brücke“laufen können.
Vor drei Jahren wurde er an der Hüfte operiert, musste nach seiner Entlassung von einem auf den anderen Tag wieder alleine im Alltag klarkommen. Denn zwischen Klinikentlassung und Rehabeginn lagen mehr als eine Woche Aufenthalt daheim vor ihm. „Eines Abends ist mir die Hüfte herausgesprungen und ich wusste nicht, was ich tun sollte“, sagt Ego.
Als Notfall sah er sich nicht, weshalb er darauf verzichtete, die 110 zu wählen. Er sagt: „Ich bin froh, jetzt Frau Grieser anrufen zu können, falls
Schwester Susanne Grieser über ihre ehrenamtliche Tätigkeit
etwas sein sollte.“Dieses Gefühl der Sicherheit helfe ihm mehr als Tabletten, ist er sich sicher.
Zwischenzeitlich kann der 53-Jährige den Alltag größtenteils allein bestreiten. Doch Grieser setzt sich weiter für ihn ein. Denn bei ihren Besuchen stellte sich heraus, dass Ego nicht auf Dauer im ersten Obergeschoss eines alten Bauernhauses ohne Aufzug leben kann. „Ich unterstütze ihn bei der Wohnungssuche, indem ich mich immer mal wieder umhöre“, sagt Grieser. Sie habe zwar etwas gebraucht, Ego vom Umzug in eine Erdgeschosswohnung mit Einkaufsmöglichkeiten zu überzeugen. Aber auch dafür – Menschen die Augen zu öffnen – sei der Verein da.
„Das Wichtigste für die Patienten ist, dass sie uns jederzeit anrufen können.“