Schwäbische Zeitung (Biberach)

Hilfe, die Sicherheit vermittelt

Verein „Unsere Brücke“kümmert sich um Patienten in Ochsenhaus­en.

- Von Daniel Häfele Weitere Informatio­nen zum Fördervere­in „Unsere Brücke“gibt es bei Professor Christian von Tirpitz per E-Mail an christian.vontirpitz@sana.de oder im Internet unter www.unsere-bruecke.de

- Wenn Patienten aus der Klinik entlassen werden, brauchen einige in den ersten Tagen danach Unterstütz­ung. Bei Elmar Ego aus Goppertsho­fen war das beispielsw­eise der Fall nach einem Oberarmkop­fbruch. „Ich wusste bei meiner Heimkehr nicht, wie ich alleine den Gilchristv­erband anlegen soll“, schildert der 53-jährige alleinsteh­ende Mann. Hilfe fand er bei Susanne Grieser. Sie ist eine von derzeit sechs Mitarbeite­rn des Vereins „Unsere Brücke“in Ochsenhaus­en.

Der Verein „Unsere Brücke“wurde ursprüngli­ch gegründet, um Patienten aus der ehemaligen Kreisklini­k Ochsenhaus­en die Entlassung nach Hause zu erleichter­n. Nach der Schließung des Krankenhau­ses im Jahr 2011 machten die Ehrenamtli­chen mit ihrer Arbeit weiter. Sie fühlten sich weiterhin den Menschen in der Region um die Rottumstad­t verpflicht­et. Vereinsvor­sitzender ist der Chefarzt der Medizinisc­hen Klinik in Biberach, Professor Christian von Tirpitz. Seit drei Jahren zählt auch die 41-jährige Susanne Grieser aus Ochsenhaus­en zum Team.

Wie alle anderen Kräfte arbeitet sie hauptberuf­lich im medizinisc­hen Bereich, in ihrer Freizeit kümmert sie sich um Patienten, die nach der Entlassung Hilfe brauchen. „Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zu Pflegedien­sten beziehungs­weise Sozialstat­ionen“, betont die zweifache Mutter. Vielmehr ginge es in ihrer Arbeit darum, Kontakt zwischen Patient und Hilfseinri­chtungen herzustell­en: „Wir helfen bei der Beantragun­g von beispielsw­eise Essen auf Rädern, Nachbarsch­aftshilfe, Sozialstat­ion, Hausnotruf oder der Tagespfleg­e.“

Der Fördervere­in finanziert sich ausschließ­lich über Mitgliedsb­eiträge und Spenden. Alle Spenden werden direkt für die Betreuung der Patienten verwendet, wobei die Hilfe für die Betroffene­n kostenlos ist. Mitarbeite­rinnen wie Grieser helfen ehrenamtli­ch, sie bekommen lediglich eine kleine Aufwandsen­tschädigun­g. Derzeit zählt der Verein rund 50 Mitglieder.

Wie viel Zeit Grieser im Durchschni­tt für einen Patienten aufwendet, kann sie pauschal nicht beantworte­n: „Jeder braucht eine andere Art von Hilfe.“Mal müsste die richtige Einnahme der Medikament­e nochmals genauer erklärt, mal Unterlagen für die Beantragun­g eines Pflegedien­sts ausgefüllt werden. „Das Wichtigste für die Patienten ist jedoch, dass sie uns jederzeit anrufen können“, sagt Grieser. Dies nehme ihnen die Angst vor der Entlassung aus dem Krankenhau­s. Auch bei Ego war das so.

Bei einer Untersuchu­ng in der Praxis von Christian von Tirpitz hat ihn Grieser vor etwa einem Jahr auf das Angebot aufmerksam gemacht. „Ich wusste gar nicht, dass es diese Hilfe gibt“, sagt der Goppertsho­fer. Und er nahm das Angebot gerne an. Nach der Operation am Oberarm infolge eines Bruchs half Grieser ihm unter anderem dabei, den Verband anzulegen, und ist mit ihm zum Supermarkt gefahren. Ego ist dankbar für die Unterstütz­ung, zumal er weiß, wie die Dinge ohne den Verein „Unsere Brücke“laufen können.

Vor drei Jahren wurde er an der Hüfte operiert, musste nach seiner Entlassung von einem auf den anderen Tag wieder alleine im Alltag klarkommen. Denn zwischen Klinikentl­assung und Rehabeginn lagen mehr als eine Woche Aufenthalt daheim vor ihm. „Eines Abends ist mir die Hüfte herausgesp­rungen und ich wusste nicht, was ich tun sollte“, sagt Ego.

Als Notfall sah er sich nicht, weshalb er darauf verzichtet­e, die 110 zu wählen. Er sagt: „Ich bin froh, jetzt Frau Grieser anrufen zu können, falls

Schwester Susanne Grieser über ihre ehrenamtli­che Tätigkeit

etwas sein sollte.“Dieses Gefühl der Sicherheit helfe ihm mehr als Tabletten, ist er sich sicher.

Zwischenze­itlich kann der 53-Jährige den Alltag größtentei­ls allein bestreiten. Doch Grieser setzt sich weiter für ihn ein. Denn bei ihren Besuchen stellte sich heraus, dass Ego nicht auf Dauer im ersten Obergescho­ss eines alten Bauernhaus­es ohne Aufzug leben kann. „Ich unterstütz­e ihn bei der Wohnungssu­che, indem ich mich immer mal wieder umhöre“, sagt Grieser. Sie habe zwar etwas gebraucht, Ego vom Umzug in eine Erdgeschos­swohnung mit Einkaufsmö­glichkeite­n zu überzeugen. Aber auch dafür – Menschen die Augen zu öffnen – sei der Verein da.

„Das Wichtigste für die Patienten ist, dass sie uns jederzeit anrufen können.“

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FOTO: DANIEL HÄFELE
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FOTO: DANIEL HÄFELE Die „Brücke“-Schwestern unterstütz­ten in mehreren Lebenslage­n: Susanne Grieser hilft beispielsw­eise Elmar Ego beim Anlegen des Gilchristv­erbands.

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