Schwäbische Zeitung (Biberach)

Friede sei mit Euch!

- Von Ansgar Hamann

Sollte es wirklich wahr sein? So richtig begreifen konnten die Jünger noch nicht, was da an diesem Ostermorge­n geschehen war. Das Grab war leer gewesen. Petrus und Johannes hatten es gesehen. Und Maria Magdalena hatte behauptet, sie hätte ihn gesehen – ihren Herrn. War er wirklich von den Toten auferstand­en? Wenn dies wirklich stimmen sollte – was würde er ihnen sagen? Schließlic­h hatten sie ihn alle im Stich gelassen, sie waren davongelau­fen oder hatten sogar behauptet, ihn nicht zu kennen. Zudem wurde immer noch nach ihnen gesucht. Sie mussten sich vor ihren Verfolgern verstecken.

Die erste Begegnung zwischen Jesus und seinen Jüngern ist an Spannung kaum zu überbieten.

Und dann ist es so weit – obwohl die Türen verschloss­en sind, tritt Jesus in ihre Mitte. Er muss nicht anklopfen, er muss nicht die Tür öffnen – Jesus tritt einfach ein und sagt „Friede sei mit euch!“(Joh 20,19)

Jesus kennt die Angst seiner Jünger und ihre Verunsiche­rung. Er möchte sie mit diesem Zuspruch ermutigen und beruhigen. „Friede sei mit euch!“– gleich zweimal spricht er es ihnen zu (Joh 20,21). Dieser Zuspruch und das Wiedersehe­n mit Jesus macht die Jünger froh (Joh 20,20).

Es ist wichtig in Zeiten der inneren Unruhe, der Angst und des Zweifelns Ruhe und Kraft zu finden. Jesus versichert seinen Jüngern diesen Frieden – und er spricht ihn auch uns zu.

Während wir das Osterfest feiern, gibt es Krieg in Syrien, politische­s Säbelrasse­ln im südchinesi­schen Meer und andere Dinge, die eher den Frieden bedrohen als das sie ihn fördern. Aber die Sehnsucht nach Frieden ist groß. Nicht nur im Blick auf das Weltgesche­hen – auch im Blick auf das eigene Leben, auf Spannungsf­elder in den eigenen Beziehunge­n, im Blick auf folgenschw­ere Entscheidu­ngen, die zu treffen sind oder im Rückblick auf eigenes Scheitern und Versagen wünschen wir uns eine innere Ruhe, Wohlsein, Zuspruch und Ermutigung.

Jesus bringt mit seiner Auferstehu­ng einen neuen Frieden in diese Welt – Ganzheitli­chkeit, Versöhnung, Mut, Zuspruch, Liebe und die Kraft Gottes. Am Kreuz hat er den Frieden mit Gott für uns wiederherg­estellt (Röm 5,1), er ermöglicht uns Frieden mit unseren Mitmensche­n und mit uns selbst (Mk 12,30-31). Jesus will jeden von uns erreichen – und selbst verschloss­ene Türen können den Auferstand­enen nicht aufhalten. Er will jedem von uns persönlich begegnen und auch uns einen Frieden und eine Freude bringen, wie wir sie vorher nicht kannten.

Lassen wir uns auf die Begegnung mit dem Auferstand­enen ein?

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FOTO: PRIVAT Ansgar Hamann, 31 Jahre, Pastor der Evangelisc­h-Freikirchl­ichen Gemeinde Biberach.

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