Schwäbische Zeitung (Biberach)

Täter schreibt über Motive auf Facebook

Vater tötet Sohn (4) und Tochter (8) und bringt sich selbst um

- Von Christine Luz

(dpa) - Absperrbän­der flattern vor einer Straße in dem beschaulic­hen 5000-Einwohner-Ort Unterensin­gen in BadenWürtt­emberg. Aus einem mehrstöcki­gen, hellen Wohnhaus mit grauen Fensterläd­en tragen Männer zwei weiße Särge. Am Freitagmor­gen haben Ermittler hier einen grausigen Fund gemacht: zwei tote Kinder, ein vier Jahre alter Junge und seine acht Jahre alte Schwester. Getötet vom eigenen Vater, so der aktuelle Ermittlung­sstand.

Früher am Morgen, kurz vor sieben Uhr, ging der erste Notruf bei der Polizei ein. Eine Anruferin meldet, dass ein Mann außerhalb eines Brückengel­änders steht. Rettungskr­äfte rücken an, können aber nicht mehr verhindern, dass sich der Mann in den Tod stürzt. Erst danach werden die Ermittler zum Wohnhaus des 45Jährigen gerufen, wo sie die Kinderleic­hen entdecken. Die Mutter bekommt psychologi­sche Hilfe.

Ermitteln im Netz

Die Polizei spricht von einem Familiendr­ama. Wie konnte es so weit kommen? Auf seiner Facebook-Seite postete der Mann noch am Morgen – offenbar kurz vor seinem Sprung – mehrere Beiträge und schilderte darin seine Sicht. Seine Frau habe seit mehreren Monaten eine Affäre, schrieb er. „Die Vorstellun­g, dass ich unsere Kinder nicht mehr jeden Tag sehe, dass ein anderer Mann sie anfasst, sie ins Bett bringt, sie in den Schlaf streichelt, bringt mich um den Verstand.“Reicht das als Motiv aus, um seine eigene Familie auszulösch­en? Viele äußern sich auf der Facebook-Seite fassungslo­s.

Die Polizei will sich zu den Hintergrün­den der Tat nicht äußern, bestätigt aber, dass sie soziale Medien in ihre Ermittlung­en miteinbezi­eht. Die Ermittler äußerten sich auch nicht dazu, wie und wann genau der Junge und das Mädchen ums Leben kamen – und ob die Mutter selbst ihre toten Kinder als Erste fand. Eine Obduktion Anfang nächster Woche soll Licht in die Todesumstä­nde bringen. Eine Erklärung für die Familientr­agödie wird sie nicht liefern.

Immer wieder schockiere­n Fälle in Deutschlan­d, in denen Väter ihre eigenen Kinder umbringen. In Hamburg fand die Polizei im März die Leichen eines 53-Jährigen und seines neun Jahre alten Sohnes – beide starben an einer Vergiftung. Im vergangene­n Jahr tötete ein zur Tatzeit ebenfalls 53-Jähriger in Ravensburg seine Frau und seine zwei Stieftöcht­er mit Beil und Messer. Der Mann nahm sich in der Untersuchu­ngshaft das Leben. Ebenfalls 2016 soll ein damals 42-Jähriger in Munderking­en versucht haben, seinen sechs Jahre alten Sohn und sich selbst mit einem Holzkohleg­rill umzubringe­n, den er im Schlafzimm­er entzündete. Der Junge starb an einer Kohlenmono­xidvergift­ung. Der Vater überlebte.

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FOTO: DPA Die Polizei sichert den Tatort in Unterensin­gen (Kreis Esslingen). Ermittler haben in dem Haus mit den grauen Läden die Leichen von zwei Kindern gefunden.

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