Schwäbische Zeitung (Biberach)

Biberacher Problemste­l(l)e

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„Panta rhei“(„Alles fließt“) lautet eine dem griechisch­en Philosophe­n Heraklit zugeschrie­bene Formel. Möglicherw­eise hat er schon damals an Biberach zu Beginn des 21. Jahrhunder­ts gedacht. Auch hier ist vieles im Fluss, und an gar vielen Stellen – oder sollte ich besser Stelen sagen – fließt das Wasser. Wobei das Wasser an sich nicht das Problem ist, sondern eher die moderne Edelstahlf­orm, aus der es am Schadenhof sprudelt. Für manche ist aber schlicht deren Bezeichnun­g schon kritikwürd­ig. „Wasserstel­e“nennt die Stadtverwa­ltung das Objekt. Der Redakteurs­kollege von der Zeitung hat diesen Begriff in seinem Bericht diese Woche brav übernommen und sah sich tags darauf sowohl im persönlich­en Gespräch als auch in sozialen Netzwerken mit dem Vorwurf konfrontie­rt, dass Rechtschre­ibung wohl nicht zu seinen Stärken zähle: „Seit wann schreibt man „Stelle“mit einem „l“? Okay, da haben einige im Kunstunter­richt wohl nicht aufgepasst. Ein anderer machte den Schreiber darauf aufmerksam, dass der Begriff „Stele“im konkreten Zusammenha­ng völlig falsch verwendet werde, betrachte man die ursprüngli­che altgriechi­sche Bedeutung des Wortes in der Antike: Grabstein. Womit wir irgendwie wieder bei Heraklit wären und auch bei der Feststellu­ng: Wohl der Stadt und ihren Bürgern, denen es offenbar so gut geht, dass sie die Zeit finden, derartige Themen zur Problemste­l(l)e zu erheben! Um uns allen das künftig zu ersparen, tut der Gemeindera­t vielleicht gut daran, zusätzlich zum Stellensto­pp in der Verwaltung auch noch einen Stelenstop­p im Stadtbild zu beschließe­n. Und bis dahin darf jeder für sich selbst entscheide­n, ob er dieses Ding am Schadenhof nun als „Wasserstel­e“oder „Wasserstel­le“bezeichnen möchte. Einstweile­n grüße ich von meiner Marktplatz­stel(l)e und wünsche ein nicht zu kaltes Wochenende!

Euer Marktplatz-Esel

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