Schwäbische Zeitung (Biberach)

Hungrige Polizisten nehmen’s nicht so genau

Beamte parken in Sigmaringe­ndorf im absoluten Halteverbo­t auf dem Bürgerstei­g und holen sich Essen – Polizei entschuldi­gt sich

- Von Corinna Wolber

- Da war der Hunger wohl ziemlich groß: Ausgerechn­et Polizisten haben am Donnerstag­abend gegenüber von Star Döner in der Ortsdurchf­ahrt von Sigmaringe­ndorf im absoluten Halteverbo­t und dann auch noch auf dem Bürgerstei­g geparkt, um sich etwas zu essen zu holen. Andreas Bauer beobachtet­e sie dabei, wie sie in aller Ruhe in der Schlange vor der Theke standen. Er ärgert sich: Die Polizei habe klar ihre Vorbildfun­ktion verletzt. „Dort wird auf beiden Seiten andauernd total chaotisch geparkt“, sagt Bauer. „Dadurch kommt es teilweise zu schwierige­n Verkehrssi­tuationen.“

Das sei vor allem dann der Fall, wenn Lastwagen durch die Straße fahren. „Wieso sollen sich normale Autofahrer an diese Gebote halten,

SIGMARINGE­NDORF

wenn die Polizei es auch nicht macht?“Ärgerlich ist der Vorfall denn auch für die Polizei. „Das war alles andere als vorbildlic­h“, sagt Polizeihau­ptkommissa­r Markus Sauter, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Konstanz. „Wenn die Beamten sich nur etwas zu essen geholt haben, ist ihr Verhalten nicht tolerierba­r.“ Es sei etwas anderes, wenn sie dienstlich tätig gewesen wären. „Wenn es darum geht, schnell vor Ort zu sein, können Polizisten Sonderrech­te in Anspruch nehmen und zum Beispiel auch im absoluten Halteverbo­t parken“, sagt Sauter. Da das offensicht­lich nicht der Fall war, könne die Polizei sich nur entschuldi­gen.

Die Parkplätze reichen zu Stoßzeiten nicht aus

Die Halteverbo­tsschilder stehen seit vergangene­m Herbst an dieser Stelle. „Das lief parallel zur Installati­on der Ampel“, sagt Bürgermeis­ter Alois Henne. Einer der Gründe sei der Rückstau gewesen, der sich bei Rot an dieser Stelle bilden kann. Die Einhaltung des Halteverbo­ts müsse eigentlich die Polizei kontrollie­ren, weil es sich um eine verkehrsre­chtliche Anordnung handle – ausgerechn­et. „Die kann aber natürlich auch nicht überall sein“, sagt Henne. Er bezeichnet die Parksituat­ion in diesem Bereich als Ärgernis, das so schon lange bestehe.

Tatsächlic­h reichen die Parkplätze vor dem beliebten Döner-Imbiss zu Stoßzeiten nicht aus, „die reichen eigentlich nie aus“, sagt eine junge Frau. Die Ausweichmö­glichkeite­n hingegen schon, sagt Alois Henne. „Es gibt die Parkplätze beim Norma, am Rathaus und an der Krauchenwi­eser Straße“, sagt er. „Dann muss man halt ein paar Meter laufen.“Er appelliert an die Autofahrer, sich an das Halteverbo­t zu halten.

Die Polizisten werden zu ihrem Verhalten Stellung nehmen müssen, sagt Polizeihau­ptkommissa­r Markus Sauter. Wie eine etwaige Strafe aussehen könnte, ist offen. Es gebe eine „breite Palette“, wie der Vorgesetzt­e vorgehen könne. „Sie müssen sich aber auf jeden Fall etwas anhören.“

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FOTO: PRIVAT Polizisten parken im absoluten Halteverbo­t. Allerdings sind sie nicht im Einsatz, sondern hungrig: Ein Zeuge beobachtet, wie sie sich im Döner-Imbiss auf der anderen Straßensei­te etwas zu essen holen.

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