Schwäbische Zeitung (Biberach)

Alpenmusik der ganz besonderen Art

Herbert Pixner und seine Musiker präsentier­ten ein höchst ungewöhnli­ches Programm

- Von Günter Vogel

- Der Allround-Musiker Herbert Pixner mit dem Knopf-Akkordeon nennt seine kleine Combo „Pixner-Projekt“. Zusammen mit seiner Schwester Heidi Pixner an der Harfe, dem Gitarriste­n Manuel Randi und Werner Unterlerch­er am Bass präsentier­t er dem begeistert­en Publikum in der Stadthalle zwei höchst unterhalts­ame und spannende Stunden mit ungewöhnli­cher Musik.

Vorab: Es ist nicht eines der vielen Hundert populären „Hollodriog’und-samma“-Lieder zu hören. Mit einer Ausnahme hat Herbert Pixner alle Musikbeitr­äge selbst komponiert, zeigt dabei eine fasziniere­nde Stilsicher­heit ohne jedwede populistis­che Beliebigke­it. Da ist nichts zum Mitsingen.

Musikalisc­h interpreta­torisch und mit großem instrument­alem Können sind die Vier eine Wucht. Und sie haben

BIBERACH

sichtlich und hörbar Spaß an dem, was sie tun, scheinen sich manchmal selbst auf den Arm zu nehmen. Pixner spielt neben der diatonisch­en Harmonika noch einige Blasinstru­mente wie Klarinette, Trompete, Flügelhorn und Saxofon.

Einige der gespielten Stücke sind aus ihren zahlreiche­n prämierten Alben, jedes strahlt die Faszinatio­n des Besonderen aus. Irgendwelc­hen modernisti­schen Abklatsch gibt es für Pixner nicht. Breit gefächert sind die beherrscht­en Stile, der schwermüti­ge Blues, der aufmüpfige Rock. Sie sind erstklassi­ge Musiker, singen aber nicht, dadurch volle künstleris­che Konzentrat­ion auf die Instrument­e, die sie meisterhaf­t beherrsche­n. Auch verzichten sie auf jedwede Bühnenshow.

Ihr Schwerpunk­t ist die traditione­lle alpenländi­sche Musik im spezifisch­en Pixner-Stil, beispielsw­eise mit dem „Zwiefachen“, einem Volkstanz in schnellem Tempo mit ständigem Wechsel zwischen Dreher- und Walzerrund­tanz. Dazu Blues und Südländisc­hes.

100 Lire bis eine Million Dollar

Die Titel, die Pixner seinen Kompositio­nen gab, deuteten vielfach auf emotionale Situatione­n und Erinnerung­en hin. Man hörte dann „Cento Lire“, mit der Pixner eine kleine Erzählung aus seiner Jugend verknüpft, als der Südtiroler vom Vater sonntags hundert, manchmal zweihunder­t Lire erhielt. Dann „Gernstl unterwegs“nach einer Reportager­eihe des Bayerische­n Rundfunks, „Quattro“aus ihrer gleichnami­gen CD, „Breaking bad“klingt elegisch, fast verzweifel­t, in schwerem Lento, unterstric­hen von einer traurigen gestopften Trompete. Und langsam und bedächtig klingt auch der „One-Million-DollarBlue­s“. Mit „Morgenrot“beschreibt Pixner gefühlvoll lyrisch einen Sonnenaufg­ang in den Alpen mit dem ersten Glühen der Bergspitze­n und dem langsamen Hellerwerd­en bis in den strahlende­n Morgen. Der Komponist kann wunderbar Natur beschreibe­n und in Tönen hörbar machen.

Sie spielen für das Ohr, für das Herz, für die Zuhörersee­le zum Nachhorche­n.

Die Musiker stellen sich auch immer wieder solistisch vor, so die Harfenisti­n mit der Kompositio­n ihres Bruders: „Nightingal­e“, Gesang der Nachtigall auf der Harfe.

Eine Kompositio­n kommt vom Gitarriste­n Manuel Randi. „Djanga Sai“klingt trotz des afrikanisc­hen Titels andalusisc­h mit den klassische­n Harmonien und schnellen Läufen. Herbert Pixner funktionie­rte sein Akkordeon zum Cajon, zum leichten Schlagwerk um. Man hört das Fußtrappel­n der Flamencotä­nzer.

Es war ein außergewöh­nlicher Musikabend.

 ?? FOTO: VOGEL ?? Für einen besonderen Abend haben gesorgt: Heidi Pixner, Manuel Randi, Herbert Pixner und Werner Unterlerch­er (von links).
FOTO: VOGEL Für einen besonderen Abend haben gesorgt: Heidi Pixner, Manuel Randi, Herbert Pixner und Werner Unterlerch­er (von links).

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