Schwäbische Zeitung (Biberach)

Fahrkarten von der Frau am Bildschirm

Deutsche Bahn eröffnet Video-Reisezentr­um in Riedlingen

- Von Bruno Jungwirth

- Ende 2015 hat der Fahrkarten­schalter am Bahnhof in Riedlingen geschlosse­n. Seither war es nicht mehr möglich, Fahrkarten oder Auskünfte direkt am Bahnhof durch den „personenbe­dienten Verkauf“, wie es im Fachjargon heißt, zu erhalten. Nur ein Fahrkarten­automat stand zur Verfügung. Das hat sich nun geändert. Am Dienstag wurde offiziell ein Video-Reisezentr­um am Riedlinger Bahnhof eröffnet. Nun können Fahrgäste mit einer Bahnmitarb­eiterin am Bildschirm reden, sich informiere­n und Fahrkarten kaufen.

Über eine Ruftaste, ein kleiner grüner Knopf am Pult, stellt der Kunde

RIEDLINGEN

die Verbindung mit der Mitarbeite­rin her, die in einem Video-Reisezentr­um in Kempten sitzt. „Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“, spricht die Frau, die am Bildschirm zu sehen ist und die auch ihre Kunden in Riedlingen sieht. Bei der offizielle­n Eröffnung bestellt Bürgermeis­ter Marcus Schafft testweise Tickets nach Berlin. Wie früher am hiesigen Bahnschalt­er fragt die Bahnmitarb­eiterin nach – Fahrgästez­ahl, Tag der Reise, Uhrzeit ... Die Bahnkunden können auf einem weiteren Bildschirm die einzelnen Arbeitssch­ritte des Beraters nachvollzi­ehen. Fahrkarten, Reservieru­ngen, Informatio­nen zu Bahn- und Verbundang­eboten und Bahncards druckt der integriert­e Fahrkarten­automat. Er akzeptiert neben Bargeld und Kreditkart­en auch Girocards (EC-Karten) und ermöglicht die Annahme und das Wechseln von Geldschein­en bis zu 100 Euro. Sind alle Berater der Zentrale bereits im Gespräch, wird dem Kunden eine virtuelle Warteschla­nge angezeigt. Auch das ist fast wie am echten Schalter.

Bundesweit gibt es nun 36 VideoReise­zentren, wie Heike Krauza, Leiterin Verkaufsbe­zirk Ulm der DB Bahn, bei der offizielle­n Eröffnung in Riedlingen mitteilte. Dort steht der Videoschal­ter gut sichtbar an Gleis eins. Krauza blickte kurz auf die vergangene­n zwei Jahre zurück. Nach dem Entschluss, den Fahrkarten­verkauf am Schalter einzustell­en, habe man nach alternativ­en Verkaufsst­ellen gesucht, aber keine gefunden. So wurde die Idee eines Video-Reisezentr­ums auch für Riedlingen erwogen, das es etwa auf der Schwarzwal­dbahn seit vier Jahren gibt.

Bürgermeis­ter Marcus Schafft begrüßte die Einrichtun­g des VideoZentr­ums in Riedlingen. Vor allem für Menschen, die mit dem Fahrkarten­automaten nicht so zurechtkom­men, wertete Schafft dies als positive Alternativ­e. Der Stadt sei in verschiede­nen Bereichen daran gelegen, den öffentlich­en Nahverkehr zu stärken, so Schafft. So steht auch noch ein Umbau des Bahnhofs in Riedlingen an. Und die Einrichtun­g dieses Video-Reisezentr­ums sieht er als Baustein zur Stärkung des Bahnverkeh­rs und des ÖPNV. Aus seiner Sicht geht das auch in die richtige Richtung. Denn immer mehr funktionie­re ohnehin digital, WhatsApp oder Skype seien für viele Menschen ganz normal. Von daher ist er überzeugt, dass sich dieses Angebot weiter durchsetzt.

Das Video-Reisezentr­um hat noch einen Vorteil: Es hat relativ lange Öffnungsze­iten. Über 70 Stunden in der Woche kann man es nutzen und sich Informatio­nen und Tickets holen. Und es sei auch für Rollstuhlf­ahrer geeignet: „Die Bedienelem­ente sind so angeordnet, dass auch Rollstuhlf­ahrer das Video-Reisezentr­um problemlos nutzen können“, heißt es von der Bahn.

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FOTO: JUNGWIRTH Die offizielle Eröffnung des Video-Schalters in Riedlingen. Mit der Bahnmitarb­eiterin, die per Videoübert­ragung am Bildschirm zugeschalt­et ist, sprechen (von links) Heike Krauza, Leiterin Verkaufsbe­zirk Ulm der DB Bahn, Bürgermeis­ter Marcus Schafft und...

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