Schwäbische Zeitung (Biberach)
Fahrkarten von der Frau am Bildschirm
Deutsche Bahn eröffnet Video-Reisezentrum in Riedlingen
- Ende 2015 hat der Fahrkartenschalter am Bahnhof in Riedlingen geschlossen. Seither war es nicht mehr möglich, Fahrkarten oder Auskünfte direkt am Bahnhof durch den „personenbedienten Verkauf“, wie es im Fachjargon heißt, zu erhalten. Nur ein Fahrkartenautomat stand zur Verfügung. Das hat sich nun geändert. Am Dienstag wurde offiziell ein Video-Reisezentrum am Riedlinger Bahnhof eröffnet. Nun können Fahrgäste mit einer Bahnmitarbeiterin am Bildschirm reden, sich informieren und Fahrkarten kaufen.
Über eine Ruftaste, ein kleiner grüner Knopf am Pult, stellt der Kunde
RIEDLINGEN
die Verbindung mit der Mitarbeiterin her, die in einem Video-Reisezentrum in Kempten sitzt. „Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“, spricht die Frau, die am Bildschirm zu sehen ist und die auch ihre Kunden in Riedlingen sieht. Bei der offiziellen Eröffnung bestellt Bürgermeister Marcus Schafft testweise Tickets nach Berlin. Wie früher am hiesigen Bahnschalter fragt die Bahnmitarbeiterin nach – Fahrgästezahl, Tag der Reise, Uhrzeit ... Die Bahnkunden können auf einem weiteren Bildschirm die einzelnen Arbeitsschritte des Beraters nachvollziehen. Fahrkarten, Reservierungen, Informationen zu Bahn- und Verbundangeboten und Bahncards druckt der integrierte Fahrkartenautomat. Er akzeptiert neben Bargeld und Kreditkarten auch Girocards (EC-Karten) und ermöglicht die Annahme und das Wechseln von Geldscheinen bis zu 100 Euro. Sind alle Berater der Zentrale bereits im Gespräch, wird dem Kunden eine virtuelle Warteschlange angezeigt. Auch das ist fast wie am echten Schalter.
Bundesweit gibt es nun 36 VideoReisezentren, wie Heike Krauza, Leiterin Verkaufsbezirk Ulm der DB Bahn, bei der offiziellen Eröffnung in Riedlingen mitteilte. Dort steht der Videoschalter gut sichtbar an Gleis eins. Krauza blickte kurz auf die vergangenen zwei Jahre zurück. Nach dem Entschluss, den Fahrkartenverkauf am Schalter einzustellen, habe man nach alternativen Verkaufsstellen gesucht, aber keine gefunden. So wurde die Idee eines Video-Reisezentrums auch für Riedlingen erwogen, das es etwa auf der Schwarzwaldbahn seit vier Jahren gibt.
Bürgermeister Marcus Schafft begrüßte die Einrichtung des VideoZentrums in Riedlingen. Vor allem für Menschen, die mit dem Fahrkartenautomaten nicht so zurechtkommen, wertete Schafft dies als positive Alternative. Der Stadt sei in verschiedenen Bereichen daran gelegen, den öffentlichen Nahverkehr zu stärken, so Schafft. So steht auch noch ein Umbau des Bahnhofs in Riedlingen an. Und die Einrichtung dieses Video-Reisezentrums sieht er als Baustein zur Stärkung des Bahnverkehrs und des ÖPNV. Aus seiner Sicht geht das auch in die richtige Richtung. Denn immer mehr funktioniere ohnehin digital, WhatsApp oder Skype seien für viele Menschen ganz normal. Von daher ist er überzeugt, dass sich dieses Angebot weiter durchsetzt.
Das Video-Reisezentrum hat noch einen Vorteil: Es hat relativ lange Öffnungszeiten. Über 70 Stunden in der Woche kann man es nutzen und sich Informationen und Tickets holen. Und es sei auch für Rollstuhlfahrer geeignet: „Die Bedienelemente sind so angeordnet, dass auch Rollstuhlfahrer das Video-Reisezentrum problemlos nutzen können“, heißt es von der Bahn.