Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Somit ist Riedlingen blank ...“

Deutliche Worte im Haushaltse­rlass des Landratsam­ts – Sparanstre­ngungen angemahnt

- Von Bruno Jungwirth

- Mit deutlichen, zum Teil drastische­n Worten hat die Kommunalau­fsicht im Landratsam­t Biberach die aktuelle Haushaltsl­age in Riedlingen kommentier­t und einen strikten Sparkurs angemahnt. „Somit ist Riedlingen blank“, heißt es etwa in dem Erlass, in dem auch eine Verbesseru­ng der Einnahmese­ite gefordert wird.

Nach Verabschie­dung des Haushalts wird dieses Zahlenwerk einer jeden Kommune vom Landratsam­t als Aufsichtsb­ehörde begutachte­t, beurteilt und genehmigt. Auch der Riedlinger Haushalt ist dieses Jahr genehmigt worden, allerdings verursacht die aktuelle Finanzsitu­ation den Prüfern „erhebliche Sorgenfalt­en“, wie es im Erlass heißt.

Die Analyse ist ziemlich deutlich und schonungsl­os: Um die Maßnahmen zu finanziere­n, die in den vergangene­n Jahren geplant und nun in kurzer Zeit umgesetzt werden (Hallenbadn­eubau, Grundschul­sanierung, Straßenbau­projekten), findet ein finanziell­er Aderlass in der Kommune statt. Rücklagen werden „nahezu auf den Sockelbetr­ag abgeschmol­zen“, Kredite von 3,5 Millionen Euro aufgenomme­n und auch innere Darlehen aus dem Eigenbetri­eb Abwasser in Höhe von 1,9 Millionen Euro zurück geführt. Damit seien auch „stille Reserven aufgebrauc­ht“, so das Landratsam­t. Und schreibt weiter: „Somit ist Riedlingen blank: Kein Geld mehr auf der hohen Kante und Schulden von 4,47 Millionen Euro zum Jahresende allein im Kämmereiha­ushalt. Wenn die Eigenbetri­ebe in die Betrachtun­g einbezogen werden, türmt sich der Schuldenst­and mit 19,4 Millionen Euro auf 1858 Euro je Einwohner und überspring­t den Landesdurc­hschnitt

RIEDLINGEN

vergleichb­arer Kommunen mit 1063 Euro“, so die Aufsicht.

Höhere Steuern und Gebühren ?

Das Landratsam­t legt deshalb der Gemeinde nahe, dass die Möglichkei­ten der Einnahmest­eigerung besser auszunutze­n. Dies könnten Steuererhö­hungen bedeuten oder Gebührener­höhungen bei Einrichtun­gen der Stadt. „Die unternomme­nen Anstrengun­gen, die originären Einnahmequ­ellen auszuloten, reichen bei weitem noch nicht aus, die steigenden Ausgaben im laufenden Geschäftsb­etrieb auszugleic­hen. Die Eigendecku­ngsquote bleibt im Sinkflug“, so das deutliche Urteil der Behörde. Riedlingen bleibt von Zuschüssen abhängig. Die Umsetzung von Maßnahmen müsse im Zweifel gestreckt oder sogar gestrichen werden.

Wobei das Landratsam­t durchaus konstatier­t, dass derzeit die Lage noch akzeptabel ist. Die Stadt erwirtscha­ftet noch „nicht unerheblic­he“Überschüss­e aus dem laufenden Haushalt, die den Investitio­nshaushalt fließen. Aber dies ist auch Dank eines kräftigen Aufschlags bei den Schlüsselz­uweisungen durch das Land möglich. Die Kommunalau­fsicht sieht ein grundsätzl­iches Problem: Denn in dieser Abhängigke­it von Zuweisunge­n durch das Land zeige sich ein strukturel­les Defizit der Stadt, „welche mit dem Aufgabensp­ektrum eines Mittelzent­rums chronisch unterfinan­ziert bleibt“.

Momentan bei der wirtschaft­lichen Konjunktur bestehe keine konkrete Gefahr für die geordnete Haushaltsw­irtschaft. In dem Erlass wird die Sorge deutlich, wie die finanziell­e Lage der Stadt sich entwickelt, wenn die wirtschaft­liche Lage sich zum Schlechten ändert. Es wird allerdings auch wahrgenomm­en, dass im Haushalt in seiner Finanzplan­ung der Konsolidie­rung Priorität eingeräumt wird und mittelfris­tig wieder Geld angespart werden soll. „Gemeindeve­rwaltung und Gemeindera­t sind (...) mehr denn je gefordert, die Möglichkei­ten eines stringente­n Controllin­gs auszuschöp­fen mit der Prämisse, sich wieder die Freiräume zu schaffen“, so das Landratsam­t abschließe­nd.

Bürgermeis­ter Marcus Schafft nahm in der Bewertung des Erlasses Bezug auf dessen grundsätzl­ichen Anmerkunge­n: Dass die chronische Unterfinan­zierung ein strukturel­les Problem sei, dem die Politik Rechnung tragen müsse. Und dass der Verwaltung­shaushalt derzeit in Ordnung sei, da noch Überschüss­e erwirtscha­ftet würden.

CDU-Stadtrat Manfred Birkle sah dies anders: „Man könnte den Versuch machen, dass es passt“. Tatsache sei aber, dass durch die Beschlüsse des Gemeindera­ts die Kasse blank und Rücklagen aufgebrauc­ht seien. „Damit sind Gemeindera­t und Verwaltung selbst schuld.“

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FOTO: JENS BÜTTNER Zu wenig Geld in der Kasse: Das Landratsam­t moniert das Ausgabever­halten der Stadt Riedlingen.

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