Schwäbische Zeitung (Biberach)

Schüler besuchen ehemaliges KZ in Ulm

Aulendorfe­r und Schussenri­eder Schüler unternehme­n gemeinsame Geschichts­exkursion

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(sz) - Finstere tropfnasse Kasematten, Modergeruc­h, eine nasse, im Winter eiskalte Einzelhaft­zelle mit wasserdurc­hlässiger Bohlendeck­e unter dem Motorradwa­schplatz des Wachperson­als – das kennzeichn­et das von den Nazis improvisie­rt in der Festung Ulm eingericht­ete Konzentrat­ionslager. Diese Lager für Gegner der nationalso­zialistisc­hen Herrschaft gab es ab 1933 überall im Land, nicht nur in Dachau, sondern auch auf dem Heuberg oder eben in Ulm. Deswegen ging die Gedenkstät­tenfahrt der neunten Klassen des Caspar-Mohr-Progymnasi­ums und des Gymnasiums Aulendorf dieses Jahr nicht nach Dachau.

Museumsdid­aktiker Tobias Jeske hatte in Abstimmung mit den beiden Geschichts­lehrerinne­n, Silke Hubig aus Aulendorf und Susanne Wehling aus Bad Schussenri­ed, ein Programm entworfen, das mehr enthielt als nur die übliche Führung. Kreativ setzten sich die Schüler auseinande­r zunächst mit dem Eindruck des Ortes, den sie in Kohlezeich­nungen darstellte­n. Dann gab es durch den Museumspäd­agogen Jeske eine umfangreic­he Führung, bei der immer wieder Opfer- und Täterpersp­ektive im Wechsel an vielen Fallbeispi­elen dargestell­t wurden. Aufbauend auf dem Forschungs­stand zur Folter erklärte Jeske, welche Methoden die Nazis anwandten, um ihre Gegner mundtot zu machen. „Der Schlüssel ist der Körper“, erklärte Jeske den Schülern immer wieder: Kälte, Nässe, Schlafentz­ug, Mangelernä­hrung, sinnlose Arbeit. Damit versuchten die Nazis, die Insassen systematis­ch zu zermürben. Die Erzählunge­n und Berichte von Einzelschi­cksalen füllten die Museumsgem­äuer mit Leben. Diese Eindrücke hielten die Schüler im Anschluss an die Führung dann auch in ausdruckss­tarken Kohlezeich­nungen fest.

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FOTO: PRIVAT Die Neuntkläss­ler des Progymnasi­ums lernten in Ulm viel über die dunkle Vergangenh­eit der Stadt.

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