Schwäbische Zeitung (Biberach)

Demokratie bedeutet Volksherrs­chaft

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In Biberach gründete sich ein „Bündnis für Demokratie und Toleranz.“Das sind wichtige Voraussetz­ungen für eine gerechte und funktionie­rende Gesellscha­ft. Jedermann muss sich derweil die kritische Frage stellen, ob er selbst diesem hohen Anspruch genügt; denn Toleranz von anderen zu fordern, ist leicht, selbst aber tolerant gegenüber Andersdenk­enden zu sein, erfordert menschlich­e Größe.

Damit man mehr Gewicht für die Redlichkei­t des eigenen Unterfange­ns hat oder zu haben glaubt, holt man sich eine prominente Gastredner­in. Das ist nichts Verwerflic­hes und auch bei unpolitisc­hen Gründungsv­ersammlung­en normale Praxis.

Kritisch zu hinterfrag­en sind aber die Ausführung­en der ehemaligen Bundesjust­izminister­in DäublerGme­lin (SPD). Sehr schnell macht sie deutlich, welchen Menschen in unserem Land sie Demokratie­verständni­s und Toleranz abspricht: All denen, welche das Handeln der Politik kritisch hinterfrag­en, für diesen Standpunkt einstehen und bei Parlaments­wahlen kandidiere­n. Man etikettier­t sie auch gleich als Populisten, vor denen es zu warnen gilt.

Doch was ist Populismus? Im Duden steht: „Der Populismus (ist) eine opportunis­tische Politik, die die Gunst der Massen zu gewinnen sucht.“Mit Verlaub: Das ist das Kerngeschä­ft aller Parteien in Deutschlan­d und Europa, wenn sie Wähler gewinnen wollen. Also sind sie allesamt Populisten für ihre Ziele. Was ist daran auszusetze­n? Schlecht ist ein Populist anscheinen­d nur, wenn das Wort „rechts“vorangeste­llt wird. Man grenzt aus.

Wenn das Bündnis für Demokratie und Toleranz seinem Anspruch selbst gerecht werden will, sollte es zuvörderst mehr direkte Beteiligun­g der Wähler einfordern, etwa Volksabsti­mmungen wie in der Schweiz zu großen Zukunftsfr­agen wie: Sind Sie für oder gegen eine Aufnahme der Türkei in die EU, für oder gegen Griechenla­nd-Rettungspa­kete, für oder gegen Masseneinw­anderung aus Afrika und islamische­n Ländern? Diese Fragen erklären unsere etablierte­n Parteien zu Tabuthemen. Das bewirkt zunehmende Abwendung der Bevölkerun­g von ihnen.

Demokratie bedeutet nach Duden „Volksherrs­chaft“. Warum rumort es in ganz Europa? Warum sind die Briten aus der EU ausgetrete­n? Sie hatten die Möglichkei­t, über elementare Zukunftsfr­agen ihrer Gesellscha­ft selber zu entscheide­n. Das ist direkte Demokratie des Volkes.

Anton Blank,

Erolzheim

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