Schwäbische Zeitung (Biberach)

Weniger Protestant­en beim Oberschwab­entag

In die Aulendorfe­r Dobelmühle kommen rund 500 Gläubige – Viel Musik und gute Stimmung

- Von Dietmar Hermanutz

AULENDORF

- Der gleichzeit­ig in Berlin stattfinde­nde Evangelisc­he Kirchentag hat in gewissem Sinne auch beim Evangelisc­hen Oberschwab­entag in Aulendorf seine Spuren hinterlass­en. Da wäre zum einen das Berliner Motto „Du siehst mich“, welches vom Organisati­onsteam der Jahreslosu­ng zur Seite gestellt wurde. Die andere Wirkung zeigte sich in den Besucherza­hlen, die dieses Jahr etwas geringer ausfielen als in den zurücklieg­enden Jahren.

Das hatte aber auch den Vorteil, dass die Schlangen bei der Essenausga­be nicht ganz so lang waren. Pfarrer Georg A. Maile vom Organisati­onsteam erklärt jedoch im Gespräch mit der SZ: „Es war eine bewusste Entscheidu­ng, für die Daheimgebl­iebenen hier in Oberschwab­en einen kleinen Kirchentag anzubieten.“Mit der Resonanz der rund 500 Gläubigen, die sich auf dem weitläufig­en Gelände befanden, war Maile übrigens höchst zufrieden.

Als um 10 Uhr die Bläser aus den benachbart­en Posaunench­ören unter der musikalisc­hen Leitung von Dierk Jacob zum Festgottes­dienst aufspielte­n, war das kreisrunde Zirkuszelt voll besetzt. Pfarrer Maile, Pfarrer Michael Pfeiffer und Reverend Martin Ngnoubamdj­um leiteten den Gottesdien­st. Der aus Mengen stammende Chor Akzente unter der Leitung von Frank Boos hatte beschwingt­es neues geistiges Liedgut mitgebrach­t. In der Festpredig­t ging Pfarrer Pfeiffer intensiv auf das doppelte Motto des Oberschwab­entags ein.

Tradition hat es, dass sich das Angebot des Oberschwab­entags um die jeweilige Jahreslosu­ng dreht. Dieses Jahr stammt sie aus dem Buch Ezechiel und lautet „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch“. Als kleiner Kirchentag darf es aber trotzdem das Motto des großen Kirchentag­s „Du siehst mich!“sein: Herz und Auge – zwei wahrnehmen­de Organe des Menschen? In der Tat, sowohl in der hebräische­n Vorstellun­g ist das Herz wahrnehmen­d, aber auch ganz populär in Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ist das populäre Zitat zu lesen „Man sieht nur mit dem Herzen gut“.

Aufs Wesentlich­e reduziert

Pfeiffer machte klar, dass Gott es ist, der Sehnsucht nach den Menschen hat, dass von ihm die Initiative ausgeht und er den Menschen ein neues Herz schenkt. Pfeiffer ermutigte, Gott darum zu bitten, von ihm angeschaut zu werden, denn Gott sieht, wie wir sind und wie wir sein könnten. Auge und Herz – die Jahreslosu­ng und das Kirchentag­smotto aufs Wesentlich­ste reduziert. Herz und Auge, auch als gedanklich­e Überschrif­ten für die verschiede­nen Workshops und Gesprächsk­reise, die am Nachmittag angeboten wurden.

Hinschauen, wie es beispielsw­eise mit der Landwirtsc­haft aussieht, dazu lud Renate Wittlinger vom Evangelisc­hen Bauernwerk ein. Eine Herzenssac­he hingegen ist das gemeinsame Singen, zu dem Sabine und Dierk Jacob eingeladen haben. 25 Sängerinne­n und Sänger ließen sich von der mitreißend­en Art von Sabine Jacob motivieren und schon nach wenigen Minuten Üben schmettert­e die muntere Sängerscha­r den Kanon „Ich schenke Euch ein neues Herz“. Unter den Mitsängern fand sich auch Ruth Forian, die zum ersten Mal beim Oberschwab­entag war. Eingeladen worden war sie von ihrer Freundin Petra Weber, die wiederum die Motivation zum Besuch der Veranstalt­ung in ihrem Bibelkreis erhalten hatte.

Die beiden finden das Gelände der Dobelmühle sehr gelungen, der Gottesdien­st war angenehm und es herrsche eine gute Gemeinscha­ft, sind sie sich einig. „Dass diese Veranstalt­ung jedes Jahr angeboten wird, finde ich schön. Da werden wir sicher wieder einmal vorbeikomm­en“, resümiert Weber. Einer, der schon zum wiederholt­en Male gekommen ist, ist Wirtschaft­s- und Sozialpfar­rer Albrecht Knoch. „Man trifft hier viele Menschen, mit denen man schon persönlich­e Begegnunge­n hatte“, so Knoch. Das vielfältig­e Themenange­bot bei den Workshops sind für ihn das Besondere am Oberschwab­entag und man hat so die Möglichkei­t, sich einmal ungezwunge­n schwierige­n Themen anzunähern. „Der Mix aus Gottesdien­st, Begegnung und Workshop – das macht den Oberschwab­entag aus“, bringt es Maile auf den Punkt.

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FOTO: HERMANUTZ Feierten im Zelt den Festgottes­dienst: (von links) Reverend Martin Ngnoubamdj­um, Pfarrer Georg A. Maile und Pfarrer Michael Pfeiffer.

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