Schwäbische Zeitung (Biberach)
Gefährliches Lebenselexier
Vernissage der Sonderausstellung „Wasser“im Museum Biberach
- Fast genau ein Jahr ist vergangen, seit Biberach die erste von zwei Unwetterkatastrophen erlebte. Regen und Hagel hatten im Mai und im Juni des vergangenen Jahres zu Millionenschäden geführt. Das Museum Biberach präsentiert nun eine Ausstellung zum Thema Wasser, die vom Hochwasser bis hin zu den Naturschönheiten der wasserreichen oberschwäbischen Heimat reicht.
Oberbürgermeister Norbert Zeidler eröffnete die Veranstaltung. In Anbetracht des voll besetzten Museumsfoyers und der steigenden Raumtemperatur konstatierte er, dass der Pegelstand vor Ort gestrichen voll sei. Er überraschte mit der Information, dass der Mensch im Laufe seines Lebens 30 000 Liter Wasser zu sich nehme. Dann ging Zeidler zu den kommunalen Kernaufgaben über: Wasser und Abwasser sind das Geschäft der Gemeinden. Daher habe die Stadt für diese Ausstellung personelle Schützenhilfe geleistet. Zeidler erinnerte an die emotionale Ausnahmesituation während der Hochwasser und verschwieg dabei nicht, wie er und seine Mitarbeiter auch persönlich angegangen wurden.
Dietmar Geier, Geschäftsführer der Ewa Riss, zeichnete ein Bild von den Problemen der Wasserversorgung vor 100 Jahren. Da ging es vor allem darum, ausreichend Wasser in die Stadt zu führen. In dieser Zeit wurde die Wasserfassung im Wolfental und der Hochbehälter am Lindele in Betrieb genommen. Der dritte kommunale Verantwortungsträger, Tiefbauamt-Chef Mark Rechmann, berichtete über die komplexe Ursachenforschung nach den Unwettern vergangenen Jahres. Sein Resümee: Den einzigen Schuldigen, sei es nun die Landwirtschaft, die Stadt oder die Versiegelung der Böden, den gebe es nicht. Bei Starkregenereignissen müssten künftig verschiedene Maßnahmen sowohl der öffentlichen Hand wie auch von Privatpersonen ineinandergreifen.
Klimawandel unterschätzt
Museumsleiter Frank Brunecker las aus dem Augenzeugenbericht von Gerd Mägerle, Lokalchef der „Schwäbischen Zeitung“in Biberach vor. Die Ereignisse des Juni-Unwetters wurden fühlbar durch die atmosphärisch dichte Beschreibung des Autors. Dass der Klimawandel mit dem Anstieg der Durchschnittstemperatur einhergehe führe zu einer erheblichen Unterschätzung der Folgen. Im Landkreis Biberach herrsche in der Zwischenzeit das Bodenseeklima aus den 1980er-Jahren. Die damit einhergehende Erhöhung des Wasserdampfs in der Luft werde für weitere Wetterkapriolen sorgen.
Brunecker erinnerte daran, dass Biberach bereits im 14. Jahrhundert Dämme für den Hochwasserschutz errichtet habe. Als die Stadtmauer fiel und die Gräben zugeschüttet und bebaut wurden, kamen auch die Hochwasser.
Das Wasser ist ein Lebenselement und kann zum Schadensbringer werden: Die Ausstellung zeigt ein Kaleidoskop eines schier unerschöpflichen Themas. Die Ausstellungseröffnung wurde musikalisch von Birgit Bauhofer aus Leutkirch begleitet. Ihr Altsaxofon begeisterte mit Stücken rund um das Wasser.