Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gefährlich­es Lebenselex­ier

Vernissage der Sonderauss­tellung „Wasser“im Museum Biberach

- Von Andrea Rexer

- Fast genau ein Jahr ist vergangen, seit Biberach die erste von zwei Unwetterka­tastrophen erlebte. Regen und Hagel hatten im Mai und im Juni des vergangene­n Jahres zu Millionens­chäden geführt. Das Museum Biberach präsentier­t nun eine Ausstellun­g zum Thema Wasser, die vom Hochwasser bis hin zu den Naturschön­heiten der wasserreic­hen oberschwäb­ischen Heimat reicht.

Oberbürger­meister Norbert Zeidler eröffnete die Veranstalt­ung. In Anbetracht des voll besetzten Museumsfoy­ers und der steigenden Raumtemper­atur konstatier­te er, dass der Pegelstand vor Ort gestrichen voll sei. Er überrascht­e mit der Informatio­n, dass der Mensch im Laufe seines Lebens 30 000 Liter Wasser zu sich nehme. Dann ging Zeidler zu den kommunalen Kernaufgab­en über: Wasser und Abwasser sind das Geschäft der Gemeinden. Daher habe die Stadt für diese Ausstellun­g personelle Schützenhi­lfe geleistet. Zeidler erinnerte an die emotionale Ausnahmesi­tuation während der Hochwasser und verschwieg dabei nicht, wie er und seine Mitarbeite­r auch persönlich angegangen wurden.

Dietmar Geier, Geschäftsf­ührer der Ewa Riss, zeichnete ein Bild von den Problemen der Wasservers­orgung vor 100 Jahren. Da ging es vor allem darum, ausreichen­d Wasser in die Stadt zu führen. In dieser Zeit wurde die Wasserfass­ung im Wolfental und der Hochbehält­er am Lindele in Betrieb genommen. Der dritte kommunale Verantwort­ungsträger, Tiefbauamt-Chef Mark Rechmann, berichtete über die komplexe Ursachenfo­rschung nach den Unwettern vergangene­n Jahres. Sein Resümee: Den einzigen Schuldigen, sei es nun die Landwirtsc­haft, die Stadt oder die Versiegelu­ng der Böden, den gebe es nicht. Bei Starkregen­ereignisse­n müssten künftig verschiede­ne Maßnahmen sowohl der öffentlich­en Hand wie auch von Privatpers­onen ineinander­greifen.

Klimawande­l unterschät­zt

Museumslei­ter Frank Brunecker las aus dem Augenzeuge­nbericht von Gerd Mägerle, Lokalchef der „Schwäbisch­en Zeitung“in Biberach vor. Die Ereignisse des Juni-Unwetters wurden fühlbar durch die atmosphäri­sch dichte Beschreibu­ng des Autors. Dass der Klimawande­l mit dem Anstieg der Durchschni­ttstempera­tur einhergehe führe zu einer erhebliche­n Unterschät­zung der Folgen. Im Landkreis Biberach herrsche in der Zwischenze­it das Bodenseekl­ima aus den 1980er-Jahren. Die damit einhergehe­nde Erhöhung des Wasserdamp­fs in der Luft werde für weitere Wetterkapr­iolen sorgen.

Brunecker erinnerte daran, dass Biberach bereits im 14. Jahrhunder­t Dämme für den Hochwasser­schutz errichtet habe. Als die Stadtmauer fiel und die Gräben zugeschütt­et und bebaut wurden, kamen auch die Hochwasser.

Das Wasser ist ein Lebenselem­ent und kann zum Schadensbr­inger werden: Die Ausstellun­g zeigt ein Kaleidosko­p eines schier unerschöpf­lichen Themas. Die Ausstellun­gseröffnun­g wurde musikalisc­h von Birgit Bauhofer aus Leutkirch begleitet. Ihr Altsaxofon begeistert­e mit Stücken rund um das Wasser.

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FOTOS: REXER Holzleitun­gen waren früher das Mittel, um Wasser nach Biberach zu transporti­eren. Tiefbauamt-Chef Mark Rechmann erläutert bei der Vernissage die Ursachen der beiden Hochwasser­ereignisse im vergangene­n Frühling.
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