Schwäbische Zeitung (Biberach)
Hochwasserschutz kostet schätzungsweise sechs Millionen
Die Pläne sollen spätestens nach der Sommerpause den Bürgern vorgestellt werden
MASELHEIM
- Schwere Unwetter haben vor einem Jahr in Maselheim zu Überflutungen geführt. Wie stark die Überschwemmungen waren, wird anhand der Hochwassergefahrenkarte deutlich. Es wurden Gebiete überflutet, die bei einem hundertjährlichen Hochwasser trocken bleiben. Birgit van Laak sprach mit Maselheims Bürgermeister Elmar Braun über Schäden und Schutzmaßnahmen.
Herr Braun, wie hoch waren die Schäden für die Gemeinde?
Die Kosten für die Sanierungsarbeiten an unserer Infrastruktur belaufen sich auf rund eine Million Euro.
Im Juni folgten zwei weitere Unwetter. Welches der drei Hochwasserereignisse war das schlimmste?
Das am 29. Mai. Schächte und Kanalisation befanden sich zwar in einem gutem Zustand, aber Gegenstände wie Holz oder Silobal- len, die ange- schwemmt wurden, verstopften die Brücken und Durchlässe. In der Folge staute sich das Wasser auf. Am 24. Juni lief es besser ab, weil wenig Treibgut mitkam und die Bäche freigespült waren. Leider stelle ich aber heute immer wieder fest, dass auf den Gewässerrandstreifen schon wieder Holz und Stroh gelagert bzw. aufgefüllt wird.
Verfügt Maselheim ein Jahr später über zusätzliche Schutzmaßnahmen?
Wir haben so viel Schutz vor Hochwasser wie vor einem Jahr, bloß dass das Wasser heute im Ernstfall besser abläuft. Einlaufschächte, Bäche und Kanäle sind frei, wir haben alles getan, was wir ohne Genehmigungen machen dürfen. Eine halbe Stunde Starkregen mit vielleicht 50 Litern Niederschlag pro Quadratmeter können wir bewältigen. Ich bitte die Bürger aber auch, selbst Vorsorge zu treffen. Nur nach Rückhaltebecken zu rufen, aber am eigenen Haus nichts zu machen, das akzeptiere ich nicht.
Wie weit ist das gemeinsame Hochwasserschutzkonzept von Maselheim, Biberach, Ochsenhausen und Mietingen inzwischen gediehen?
Das Ingenieurbüro RSI erstellt ein Flussgebietsmodell, mit dem sich durchspielen lässt, welche Regenmengen die Bäche abtransportieren können. Zurzeit müssen wir noch Unklarheiten bei diesem Modell klären und dieses dann mit den Behörden abstimmen, sonst haben wir keine Aussicht auf einen Zuschuss des Landes. Stuttgart zahlt allerdings nur für Schutzmaßnahmen gegen ein hundertjährliches Hochwasser plus Klimazuschlag. Die Einordnung der erlebten Hochwasser und die daraus resultierenden Schutzmaßnahmen sind dann mit den zuständigen Behörden abzuklären.
Wie groß müssen die Becken sein, damit sie Schutz vor einem hundertjährlichen Hochwasser bieten?
Nach heutiger Kenntnis insgesamt im deutlich sechsstelligen Kubikmeterbereich.
Was ist der nächste Schritt?
Wenn das Flussgebietsmodell mit den Behörden abgestimmt ist, werden die Standorte der erforderlichen Becken, vielleicht fünf bis sechs, festgelegt. Spätestens nach der Sommerpause, besser vorher, sollen die Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt werden. In zwei Jahren wäre im Idealfall Baubeginn wenn die Grunderwerbsverhandlungen verlaufen wie wir uns das vorstellen.
Mit welchen Kosten rechnen Sie?
Bisher mit etwa sechs Millionen Euro. Die Frage, wie die Kosten, die nach Abzug des Landeszuschusses bleiben, verteilt werden, ist das nächste Problem. Wenn auf der Gemarkung einer Gemeinde ein Becken gebaut wird, das eine andere Gemeinde mit schützt, wer zahlt dann?
Die Finanzlage in Maselheim ist nicht rosig ...
Die Million für die Beseitigung der Hochwasserschäden fehlt uns aktuell für den Bau des Kindergartens. Wir müssen einen Kredit aufnehmen. Die Grundsteuer haben wir bereits minimal erhöht. Die zusätzlichen Einnahmen werden aber nicht reichen, angesichts der anstehenden Kosten. Wir benötigen möglicherweise eine richtige Erhöhung der Grundsteuer oder wir müssen an anderer Stelle etwas wegsparen. Das ist aber nicht so einfach. Den neuen Kindergarten brauchen wir, ebenso die neuen Feuerwehrautos. Sicher ist: Wenn diese Investitionen erfolgten und die Rückhaltebecken gebaut sind, geht eine Zeit lang nichts mehr.
Wie hat das Hochwasser den Ort verändert?
Zurückgeblieben ist eine Verunsicherung – auch bei mir. Bei jedem Gewitter denke ich, hoffentlich schafft der Bach es, die Wassermengen abzutransportieren. Bei starkem Regen bekommt die Verwaltung Anrufe von Bürgern, die auf Hindernisse hinweisen, die den Wasserabfluss erschweren oder die Schutzmaßnahmen erfordern. Zurückgeblieben ist aber nicht nur die Sorge vor Starkregen. Zurückgeblieben ist auch die Erinnerung an die enorme Hilfsbereitschaft der Menschen, der Freunde, Nachbarn, Wildfremden.