Schwäbische Zeitung (Biberach)

Hochwasser­schutz kostet schätzungs­weise sechs Millionen

Die Pläne sollen spätestens nach der Sommerpaus­e den Bürgern vorgestell­t werden

- Starkregen verursacht­e am 29. Mai 2016 schwere Überschwem­mungen in Maselheim.

MASELHEIM

- Schwere Unwetter haben vor einem Jahr in Maselheim zu Überflutun­gen geführt. Wie stark die Überschwem­mungen waren, wird anhand der Hochwasser­gefahrenka­rte deutlich. Es wurden Gebiete überflutet, die bei einem hundertjäh­rlichen Hochwasser trocken bleiben. Birgit van Laak sprach mit Maselheims Bürgermeis­ter Elmar Braun über Schäden und Schutzmaßn­ahmen.

Herr Braun, wie hoch waren die Schäden für die Gemeinde?

Die Kosten für die Sanierungs­arbeiten an unserer Infrastruk­tur belaufen sich auf rund eine Million Euro.

Im Juni folgten zwei weitere Unwetter. Welches der drei Hochwasser­ereignisse war das schlimmste?

Das am 29. Mai. Schächte und Kanalisati­on befanden sich zwar in einem gutem Zustand, aber Gegenständ­e wie Holz oder Silobal- len, die ange- schwemmt wurden, verstopfte­n die Brücken und Durchlässe. In der Folge staute sich das Wasser auf. Am 24. Juni lief es besser ab, weil wenig Treibgut mitkam und die Bäche freigespül­t waren. Leider stelle ich aber heute immer wieder fest, dass auf den Gewässerra­ndstreifen schon wieder Holz und Stroh gelagert bzw. aufgefüllt wird.

Verfügt Maselheim ein Jahr später über zusätzlich­e Schutzmaßn­ahmen?

Wir haben so viel Schutz vor Hochwasser wie vor einem Jahr, bloß dass das Wasser heute im Ernstfall besser abläuft. Einlaufsch­ächte, Bäche und Kanäle sind frei, wir haben alles getan, was wir ohne Genehmigun­gen machen dürfen. Eine halbe Stunde Starkregen mit vielleicht 50 Litern Niederschl­ag pro Quadratmet­er können wir bewältigen. Ich bitte die Bürger aber auch, selbst Vorsorge zu treffen. Nur nach Rückhalteb­ecken zu rufen, aber am eigenen Haus nichts zu machen, das akzeptiere ich nicht.

Wie weit ist das gemeinsame Hochwasser­schutzkonz­ept von Maselheim, Biberach, Ochsenhaus­en und Mietingen inzwischen gediehen?

Das Ingenieurb­üro RSI erstellt ein Flussgebie­tsmodell, mit dem sich durchspiel­en lässt, welche Regenmenge­n die Bäche abtranspor­tieren können. Zurzeit müssen wir noch Unklarheit­en bei diesem Modell klären und dieses dann mit den Behörden abstimmen, sonst haben wir keine Aussicht auf einen Zuschuss des Landes. Stuttgart zahlt allerdings nur für Schutzmaßn­ahmen gegen ein hundertjäh­rliches Hochwasser plus Klimazusch­lag. Die Einordnung der erlebten Hochwasser und die daraus resultiere­nden Schutzmaßn­ahmen sind dann mit den zuständige­n Behörden abzuklären.

Wie groß müssen die Becken sein, damit sie Schutz vor einem hundertjäh­rlichen Hochwasser bieten?

Nach heutiger Kenntnis insgesamt im deutlich sechsstell­igen Kubikmeter­bereich.

Was ist der nächste Schritt?

Wenn das Flussgebie­tsmodell mit den Behörden abgestimmt ist, werden die Standorte der erforderli­chen Becken, vielleicht fünf bis sechs, festgelegt. Spätestens nach der Sommerpaus­e, besser vorher, sollen die Pläne der Öffentlich­keit vorgestell­t werden. In zwei Jahren wäre im Idealfall Baubeginn wenn die Grunderwer­bsverhandl­ungen verlaufen wie wir uns das vorstellen.

Mit welchen Kosten rechnen Sie?

Bisher mit etwa sechs Millionen Euro. Die Frage, wie die Kosten, die nach Abzug des Landeszusc­husses bleiben, verteilt werden, ist das nächste Problem. Wenn auf der Gemarkung einer Gemeinde ein Becken gebaut wird, das eine andere Gemeinde mit schützt, wer zahlt dann?

Die Finanzlage in Maselheim ist nicht rosig ...

Die Million für die Beseitigun­g der Hochwasser­schäden fehlt uns aktuell für den Bau des Kindergart­ens. Wir müssen einen Kredit aufnehmen. Die Grundsteue­r haben wir bereits minimal erhöht. Die zusätzlich­en Einnahmen werden aber nicht reichen, angesichts der anstehende­n Kosten. Wir benötigen möglicherw­eise eine richtige Erhöhung der Grundsteue­r oder wir müssen an anderer Stelle etwas wegsparen. Das ist aber nicht so einfach. Den neuen Kindergart­en brauchen wir, ebenso die neuen Feuerwehra­utos. Sicher ist: Wenn diese Investitio­nen erfolgten und die Rückhalteb­ecken gebaut sind, geht eine Zeit lang nichts mehr.

Wie hat das Hochwasser den Ort verändert?

Zurückgebl­ieben ist eine Verunsiche­rung – auch bei mir. Bei jedem Gewitter denke ich, hoffentlic­h schafft der Bach es, die Wassermeng­en abzutransp­ortieren. Bei starkem Regen bekommt die Verwaltung Anrufe von Bürgern, die auf Hinderniss­e hinweisen, die den Wasserabfl­uss erschweren oder die Schutzmaßn­ahmen erfordern. Zurückgebl­ieben ist aber nicht nur die Sorge vor Starkregen. Zurückgebl­ieben ist auch die Erinnerung an die enorme Hilfsberei­tschaft der Menschen, der Freunde, Nachbarn, Wildfremde­n.

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ARCHIVFOTO: BIRGIT VAN LAAK
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FOTO: PRIVAT Elmar Braun.

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