Schwäbische Zeitung (Biberach)
Atemberaubende Technik und Brillanz
Artists in Residence und Next Generation beeindrucken bei den Musikfestspielen in Ochsenhausen
(trü) - Beim dritten Konzert der Musikfestspiele Schwäbischer Frühling am Freitagabend im Bibliothekssaal der Landesakademie Ochsenhausen erlebten die Zuhörer atemberaubendes technisches Können und musikalische Brillanz auf höchstem Niveau. Der Intendant der Festspiele, Christian Altenburger, gab kurze Einblicke in die Werke und Interpreten.
Den Beginn machten Patrick Demenga (Violoncello) und Bernd Glemser (Klavier), mit der Sonate für Violoncello und Klavier von Claude Debussy. Ausgeprägte, weitgriffige Klavierakkorde bestimmen über weite Strecken den Klavierpart, zu dem der Cellist mit großem Ton Melodieteile und Ganztonfloskeln beiträgt. Der große Geiger und Geigenpädagoge Igor Ozim führte auch dieses Jahr wieder einen Meisterkurs Violine durch. Die dort erarbeiteten Werke wurden von jungen Geigenvirtuosen vorgetragen. Die bewährte Pianistin Noriko Shiozaki begleitete alle jungen Geiger dabei souverän auf dem Klavier.
Vom belgischen Geigenvirtuosen und Komponisten Eugene Ysaye hörte man von Julian Fahrner die „Poeme elegiaque“, op. 12. Bei diesem virtuosen Werk wird bei der Violine die unterste Saite um einen Ganzton nach unten gestimmt, um den schwermütigen Charakter der Musik besser zum Ausdruck zu bringen, was besonders bei den lyrischen Stellen zum Tragen kommt. Natürlich war auch N. Paganini zu hören, mit der Nr. 17 seiner berühmten Capricen für Geige Solo. Die junge Interpretin Rocio Garcia Perez bewältigte den Mittelteil mit seinen schwierigen Oktavgriffen meisterlich. Erstaunen und Bewunderung erzeugte die erst 18 Jahre alte Eliane Menzel mit der „Fantasie für Violine und Klavier, op. 20“, von Henryk Wieniawski aus der Oper „Faust“. Alles, was bis dahin an Geigentechnik möglich war, wurde in diesem Stück verarbeitet. Die Geigerin zeigte bei diesem hoch virtuosen Stück eine makellose Technik und dazu noch einen wunderbaren wohlklingenden Geigenton.
Christian Altenburger (Violine) und P. Demenga (Cello) spielten vor der Pause vom Brasilianer H. VillaLobos die „Sonate für Violine und Violoncello“. Die beiden Interpreten brachten das Unkonventionelle und die etwas schrägen Melodien des Komponisten meisterhaft zum Ausdruck. Die Geigerin Toshiko Tamayo gab das eingängige Thema der berühmten Violinsonate Nr. 2 A-Dur musikalisch ausdrucksstark wieder und bei der folgenden „Sonate G-Dur für Violine und Klavier, op. 96“von Beethoven wurden die typischen abrupten dynamischen Wechsel von der Geigerin Marie Luise Voß plastisch herausgearbeitet.
Wenn man gemeint hat, an diesem Abend schon alle technischen Finessen der Violine gehört zu haben, so setzte Anne-Kristin Grimm mit „Die letzte Rose“für Violine solo von Heinrich W. Ernst noch eins drauf. Es sind Variationen über ein irisches Volkslied, bei dem besonders die atemberaubend schnellen Umspielungen der Melodie hervorzuheben sind, wobei diese aber gleichzeitig mit der linken Griffhand im Pizzicato dazu gespielt wird.
Wieder ganz anders, aber auch hoch virtuos ist das Violinkonzert Nr. 2 von Béla Bartók, dessen ersten Satz Yann Metzmacher mit Klavierbegleitung darbot. Das kraftvolle, intensive Spiel des Geigers, mit dichtem Vibrato, passte sehr überzeugend zu Bartoks kleinräumig-motivischer Musik.