Schwäbische Zeitung (Biberach)

Biberacher „Maus“-Projekt erobert Luxemburg

Kreismedie­nzentrum etabliert Medienpräv­entionsang­ebot an einer Schule im Ausland

- Von Daniel Häfele Magnus Koch (links) und Hermann Schnirring vom Kreismedie­nzentrum wissen, worauf es bei der Mediennutz­ung ankommt.

- Übermäßige­r Medienkons­um gefährdet die Gesundheit von Kindern und Jugendlich­en – zu diesem Schluss kommt die von der Drogenbeau­ftragten Marlene Mortler (CSU) veröffentl­ichte Blikk-Studie. Im Landkreis Biberach hat das Kreismedie­nzentrum (KMZ) schon lange vor der Politik erkannt, dass Handlungsb­edarf besteht. 2011 startete am Wieland-Gymnasium und an der Dollinger-Realschule in Biberach ein Pilotproje­kt zur Verbesseru­ng der Medienkomp­etenz von Schülern. Mittlerwei­le gehört das sogenannte „Maus“-Projekt an weiterführ­enden Schulen im Kreis zum festen Bestandtei­l des Unterricht­salltags – und jetzt auch an einer Schule in Luxemburg.

Vor- und Nachteile bei der Nutzung des Internets sowie des Smartphone­s aufzeigen, Entstehung und Auswirkung­en von Cybermobbi­ng erklären, Ansprechpa­rtner und Hilfestell­ung geben – das sind laut dem Leiter des KMZ, Magnus Koch, die Hauptziele des Medienpräv­entionspro­jekts: „Uns geht es dabei nicht darum, das Internet zu verteufeln. Wir wollen über einen verantwort­ungsvollen Umgang aufklären.“Hauptunter­schied zu Informatio­nsveransta­ltungen sei, dass das „Maus“Projekt in den Schulen fest verankert sei und auf Peer-Coaching setze.

Die KMZ-Mitarbeite­r leiten Lehrer und Sozialarbe­iter an, diese geben das Wissen dann an ausgewählt­e Schüler der Klassenstu­fen acht und neun weiter. Die 14- bis 16-Jährigen gehen anschließe­nd in die Klassen fünf und sechs, um mit den Jüngeren über die Mediennutz­ung zu sprechen. „Ein Lehrer ist in dieser Zeit nicht dabei. Ansonsten würde das ganze Projekt zerfallen“, sagt Koch. Denn Schüler redeten untereinan­der offener über Probleme. Auf diese Weise werden pro Jahr etwa 2500 Schüler im Landkreis über die Gefahren des Medienkons­ums aufgeklärt. Fester Bestandtei­l dabei ist auch die Polizei mit ihrem Prävention­sangebot. Inhaltlich betreut wird das „Maus“-Projekt vom Medienpäda­gogischen Berater am KMZ, Hermann Schnirring.

Anpassung fürs Ausland

„Das ,Maus‘-Projekt hat sich im Landkreis etabliert“, freut sich der KMZ-Leiter. Anfragen gebe es aus anderen Kreisen wie Heidenheim, Sigmaringe­n oder Ravensburg. Auch das Ausland zeige Interesse. Bei einem Lehrerkong­ress in Athen kam Koch mit einer Kollegin aus Luxemburg ins Gespräch.

Vergangene Woche ist das Biberacher „Maus“-Projekt an der Luxemburge­r Schule Lycée de Garçons gestartet. „Wir mussten dafür das Konzept etwas anpassen“, erläutert Koch. Denn in Luxemburg besuchen die Schüler bis einschließ­lich Klasse sechs die Grundschul­e. Erst danach steht der Wechsel auf eine weiterführ­ende Schule an. Deshalb werden in Luxemburg die Zehnt- und Elftklässl­er als sogenannte Medienagen­ten ausgebilde­t, die dann mit den Schülern der Klassen sieben und acht beziehungs­weise der Klassen fünf und sechs über Mediennutz­ung sprechen.

Da immer mehr Schüler, Lehrer und Sozialarbe­iter mit den „Maus“Inhalten Erfahrung haben, entwickle sich das Projekt zu einer Art Selbstläuf­er, so Koch. Dennoch begleiten die KMZ-Mitarbeite­r das Projekt weiterhin eng, weil die Inhalte ständig angepasst werden müssen. So spielten zum Start des Pilotversu­chs soziale Netzwerke wie Instagram oder Snapchat keine Rolle. Heute ist das anders. Damit Lehrer und Schüler auf dem aktuellen Stand der Technik bleiben, lädt sich das KMZ einmal jährlich Experten aus der Medienbran­che ein: „So entwickelt sich das ,Maus‘-Projekt immer weiter.“

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FOTO: DANIEL HÄFELE

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