Schwäbische Zeitung (Biberach)
Biberacher „Maus“-Projekt erobert Luxemburg
Kreismedienzentrum etabliert Medienpräventionsangebot an einer Schule im Ausland
- Übermäßiger Medienkonsum gefährdet die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen – zu diesem Schluss kommt die von der Drogenbeauftragten Marlene Mortler (CSU) veröffentlichte Blikk-Studie. Im Landkreis Biberach hat das Kreismedienzentrum (KMZ) schon lange vor der Politik erkannt, dass Handlungsbedarf besteht. 2011 startete am Wieland-Gymnasium und an der Dollinger-Realschule in Biberach ein Pilotprojekt zur Verbesserung der Medienkompetenz von Schülern. Mittlerweile gehört das sogenannte „Maus“-Projekt an weiterführenden Schulen im Kreis zum festen Bestandteil des Unterrichtsalltags – und jetzt auch an einer Schule in Luxemburg.
Vor- und Nachteile bei der Nutzung des Internets sowie des Smartphones aufzeigen, Entstehung und Auswirkungen von Cybermobbing erklären, Ansprechpartner und Hilfestellung geben – das sind laut dem Leiter des KMZ, Magnus Koch, die Hauptziele des Medienpräventionsprojekts: „Uns geht es dabei nicht darum, das Internet zu verteufeln. Wir wollen über einen verantwortungsvollen Umgang aufklären.“Hauptunterschied zu Informationsveranstaltungen sei, dass das „Maus“Projekt in den Schulen fest verankert sei und auf Peer-Coaching setze.
Die KMZ-Mitarbeiter leiten Lehrer und Sozialarbeiter an, diese geben das Wissen dann an ausgewählte Schüler der Klassenstufen acht und neun weiter. Die 14- bis 16-Jährigen gehen anschließend in die Klassen fünf und sechs, um mit den Jüngeren über die Mediennutzung zu sprechen. „Ein Lehrer ist in dieser Zeit nicht dabei. Ansonsten würde das ganze Projekt zerfallen“, sagt Koch. Denn Schüler redeten untereinander offener über Probleme. Auf diese Weise werden pro Jahr etwa 2500 Schüler im Landkreis über die Gefahren des Medienkonsums aufgeklärt. Fester Bestandteil dabei ist auch die Polizei mit ihrem Präventionsangebot. Inhaltlich betreut wird das „Maus“-Projekt vom Medienpädagogischen Berater am KMZ, Hermann Schnirring.
Anpassung fürs Ausland
„Das ,Maus‘-Projekt hat sich im Landkreis etabliert“, freut sich der KMZ-Leiter. Anfragen gebe es aus anderen Kreisen wie Heidenheim, Sigmaringen oder Ravensburg. Auch das Ausland zeige Interesse. Bei einem Lehrerkongress in Athen kam Koch mit einer Kollegin aus Luxemburg ins Gespräch.
Vergangene Woche ist das Biberacher „Maus“-Projekt an der Luxemburger Schule Lycée de Garçons gestartet. „Wir mussten dafür das Konzept etwas anpassen“, erläutert Koch. Denn in Luxemburg besuchen die Schüler bis einschließlich Klasse sechs die Grundschule. Erst danach steht der Wechsel auf eine weiterführende Schule an. Deshalb werden in Luxemburg die Zehnt- und Elftklässler als sogenannte Medienagenten ausgebildet, die dann mit den Schülern der Klassen sieben und acht beziehungsweise der Klassen fünf und sechs über Mediennutzung sprechen.
Da immer mehr Schüler, Lehrer und Sozialarbeiter mit den „Maus“Inhalten Erfahrung haben, entwickle sich das Projekt zu einer Art Selbstläufer, so Koch. Dennoch begleiten die KMZ-Mitarbeiter das Projekt weiterhin eng, weil die Inhalte ständig angepasst werden müssen. So spielten zum Start des Pilotversuchs soziale Netzwerke wie Instagram oder Snapchat keine Rolle. Heute ist das anders. Damit Lehrer und Schüler auf dem aktuellen Stand der Technik bleiben, lädt sich das KMZ einmal jährlich Experten aus der Medienbranche ein: „So entwickelt sich das ,Maus‘-Projekt immer weiter.“