Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kein Tempo 60 in Oberessendorf
Eberhardzeller Gemeinderat verabschiedet Lärmaktionsplan
- Der Gemeinderat Eberhardzell hat in seiner Sitzung am Montagabend den sogenannten Lärmaktionsplan (LAP) gebilligt und verabschiedet. Demnach wird sich an der Verkehrs- und Lärmsituation im Teilort Oberessendorf künftig nichts ändern, auch wenn Eberhardzell an den aufgestellten Maßnahmen festhalten will. In den vergangenen Wochen hatten die Träger öffentlicher Belange wie zum Beispiel das Regierungspräsidium Tübingen oder der Landkreis Biberach sowie Bürger die Möglichkeit, zu diesem Plan Stellung zu nehmen.
Der LAP für Eberhardzell, der vom Ingenieurbüro Bernard aus Aalen ausgearbeitet wurde, sieht vor, die Geschwindigkeit in der Ortsdurchfahrt von Oberessendorf am Tag und in der Nacht auf 60 km/h zu begrenzen. Bislang gilt dort ein Tempolimit von 70 km/h. Dieser Bereich soll als Sofortmaßnahme nach Norden bis zur Einmündung der B 465 und im Süden bis zur Zufahrt Mittishauser Straße ausgedehnt werden. Zudem sollte dies mit einer stationären Geschwindigkeitsüberwachung kontrolliert werden. Langfristig wird sogar der Bau einer Ortsumgehung im Westen empfohlen.
Das Landratsamt Biberach, das die übergeordnete Verkehrsbehörde ist, lehnt diese Forderungen ab. Eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 60 km/h sei nicht verhältnismäßig, weil die Lärmbelästigungen nur sehr wenige Häuser in Oberessendorf in sehr geringen Zeiten erreiche. Deshalb bestehe kein Handlungszwang, schreibt das Landratsamt in seiner Stellungnahme. Lärmbelästigungen bis zu 70 db (A) tagsüber und 60 db (A) nachts seien zumutbar. Ähnlich sehen dies das Regierungspräsidium Tübingen und das Polizeipräsidium Ulm, auch weil erst im vergangenen Jahr ein lärmoptimierter Asphalt in die B 30 auf diesem Streckenabschnitt eingebaut wurde. Eberhardzells Bürgermeister Guntram Grabherr nahm diese Stellungnahmen ebenso wie der Gemeinderat zur Kenntnis. „Wir halten grundsätzlich am Lärmaktionsplan fest, respektieren aber die Stellungnahme der Behörden“, so Grabherr. Er merkte in diesem Zusammenhang an, dass ein vierspuriger Ausbau der B 30 in den 1980er-Jahren vom Biberacher Kreistag zugunsten der Ortsumfahrungen hinten angestellt worden sei. Diese Rechnung müsse man jetzt bezahlen, obwohl zwischen Biberach und Ravensburg immer wieder schwere Unfälle passierten, wie zuletzt vor wenigen Tagen auf Höhe Mattenhaus bei Bad Waldsee. Zudem habe man durch den teilweise dreispurigen Ausbau mit Beschleunigungsspuren ein Gesamtprojekt mit vier Spuren eher nicht gefördert, so der Bürgermeister. Er setzte deshalb in Zukunft mehr auf die Einführung von Elektrofahrzeugen, die deutlich leiser unterwegs seien. Der Schlussbericht des LAP wird jetzt für die Bevölkerung transparent gemacht und auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht.