Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ochsenhauser Schüler holen ersten Preis
Deutsch-türkisches Medienprojekt „Umwelt baut Brücken“geht zu Ende
- Der Journalismuskurs des Gymnasiums Ochsenhausen hat beim deutsch-türkischen Medienprojekt „Umwelt baut Brücken“(UBB) den Preis für den besten Zeitungsartikel erhalten. Die Schüler hatten dazu auf einem BioMarkt in Izmir recherchiert. Die „Schwäbische Zeitung Biberach“hatte das Projekt drei Jahre lang als Partnerzeitung begleitet. Aufgrund der aktuellen politischen Situation kann „Umwelt baut Brücken“allerdings nicht fortgesetzt werden.
Vergangene Woche trafen sich die zehn Schüler des Journalismuskurses ein letztes Mal, um die Urkunde für ihre preisgekrönte Arbeit aus den Händen von Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) entgegenzunehmen. Sie ist Kuratoriumsvorsitzende der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die das UBB-Projekt ins Leben gerufen hatte. Drei Jahre lang, von 2013 bis 2016, hat das Gymnasium Ochsenhausen mit einem Journalismuskurs aus Oberstufenschülern und Lehrer Tobias Beck daran teilgenommen. Zusammen mit Jugendlichen einer Partnerschule im türkischen Izmir recherchierten sie in Deutschland und der Türkei aktuelle Umweltthemen.
Dazu besuchten sich die Schülergruppen gegenseitig in ihren Heimatländern. Neun weitere Schulen aus Deutschland hatten an dem Projekt teilgenommen, das die DBU mit 1,5 Millionen Euro förderte.
Aus der Recherche entstanden Berichte, Interviews, Reportagen und Kommentare, die in Partnerzeitungen in den jeweiligen Ländern auf eigenen Zeitungsseiten erschienen. Für die Ochsenhauser Gymnasiasten hatte die Biberacher Redaktion der „Schwäbischen Zeitung“drei Jahre lang die Projektbegleitung übernommen. Redakteure besuchten die Schüler im Unterricht und bereiteten sie auf die Recherchen vor. Sie halfen ihnen danach mit Tipps beim Verfassen ihrer Texte und gestalteten mit ihnen das Layout der Zeitungsseiten, die jeweils zweimal jährlich erschienen.
Die Terroranschläge 2015/16 in der Türkei sorgten dann allerdings dafür, dass der letzte Besuch der Schüler aus Izmir in Ochsenhausen im Frühjahr 2016 nicht mehr stattfinden konnte. Nach dem Putschversuch im Sommer 2016 beendete die DBU das Projekt dann komplett. „Wir haben uns das lange und reiflich überlegt“, sagte DBU-Abteilungsleiter Ulrich Witte, „aber am Ende muss einer die Verantwortung für die jungen Menschen tragen.“Witte war extra aus Osnabrück zur Preisverleihung nach Ochsenhausen gekommen, genauso wie die Bundestagsabgeordneten Josef Rief (CDU), Martin Gerster (SPD), Ochsenhausens Bürgermeister Andreas Denzel und Kulturamtsleiter Michael Schmid-Sax.
Späte Genugtuung
Für die Schüler eine späte Genugtuung, denn der preisgekrönte Bericht über den Bio-Markt war bereits im Februar 2016 in der SZ Biberach erschienen. Den Journalismuskurs gibt es seit Projektende im vergangenen Sommer nicht mehr und die Jugendlichen verlassen in einigen Wochen als frischgebackene Abiturienten das Ochsenhauser Gymnasium.
Trotz des so nicht geplanten Endes habe das Projekt Brücken in vielerlei Hinsicht gebaut, sagt Schulleiterin Elke Ray. Die Schüler hätten einen Einblick in Umweltthemen, in journalistisches Arbeiten, in die Berufswelt und in ein anderes Land erhalten. Gerade diese interkulturelle Brücke seit dringlicher denn je.
„Brücken müssen vieles leisten können“, sagte Rita SchwarzelührSutter, „sie verbinden, sie geben Sicherheit, sie tragen Lasten und überbrücken Hindernisse.“Alle diese Aspekte hätten die Schüler beim „Umwelt baut Brücken“-Projekt erfahren dürfen. Sie bedauere, dass die letzte Austauschphase nicht mehr habe stattfinden können, die DBU habe sich die Absage aber nicht leicht gemacht.
In den vergangenen Monaten hatten Lehrer, Bundestagsabgeordnete sowie Vertreter von DBU und „Schwäbischer Zeitung“sich dafür stark gemacht, dass das Projekt mit der Preisverleihung zumindest im kleinen Rahmen einen würdigen Abschluss für die Schüler fand. Und einige der Jugendlichen haben sich mit ihren türkischen Austauschschülern zwischenzeitlich privat getroffen und wollen über das Projekt hinaus in Kontakt bleiben.