Schwäbische Zeitung (Biberach)
Tagesmütter oder Ausbau der Krippe?
Ingoldinger Gemeinderat informiert sich über Möglichkeiten der U3-Betreuung
- Die Gemeinde Ingoldingen steht vor dem Problem, dass sie im April kommenden Jahres nicht genug Krippenplätze anbieten kann. Zu diesem Zeitpunkt werden laut Gemeindeverwaltung und Krippenleitung acht Plätze fehlen, obwohl am 1. September dieses Jahres zehn Kinder unter drei Jahren (U3) in ein Provisorium in der Grundschule in Ingoldingen einziehen werden.
Die Verwaltung informierte den Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung über eine weitere Möglichkeit, diesen Bedarf zu decken. Die Geschäftsführerin des Tagesmütterund Elternvereins im Landkreis Biberach, Isabel Nägele, informierte das Gremium über die Kindertagespflege
INGOLDINGEN
in anderen geeigneten Räumen für U3-Kinder. Das würde bedeuten, dass mehrere Tagesmütter oder Tagesväter die Betreuung der Kinder übernehmen. Die geeigneten Räume müsste die Gemeinde dann bereitstellen.
172 Tageseltern, 401 Kinder
Die Arbeit des Tagesmütter- und Elternvereins, der 2001 gegründet wurde, finanziert sich durch Zuschüsse des Landes Baden-Württemberg und des Landkreises Biberach sowie durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Derzeit betreuen 172 Tagesmütter und sechs Tagesväter insgesamt 401 Kinder im Landkreis Biberach. Davon sind mehr als 250 Kinder unter drei Jahren. „Die Tendenz und die Nachfrage sind steigend“, sagte Nägele.
Zudem gehe der Trend weg von der klassischen Tagesmütterpflege in den eigenen Wohnräumen hin zur Kindertagespflege in geeigneten Räumen, so Nägele, weil die Eltern mehr Transparenz der Abläufe wollen. Und weil die Tagesmütter und -väter dadurch ihr Einkommen steigern können. Diese seien alle selbstständig und würden direkt mit den Eltern abrechnen. Voraussetzung sei natürlich ein absolutes Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Beteuern. „Wir setzten dabei auf das familiennahe Setting“, sagte Isabel Nägele. Will heißen, dass die Kinder nicht wie in einer Krippe betreut werden, sondern wie in einer Familie. Die Nähe zwischen Kindern und Tagesmüttern sei definitiv gewollt.
Gebraucht würden Räume mit 60 bis 80 Quadratmetern, um die acht Kinder adäquat zu betreuen. Der Tagesmütterverein strebt laut Nägele eine längerfristige Kooperation mit den Gemeinden – so auch mit Ingoldingen – an. Mindestens zwei Jahre seien dabei üblich.
Gemeinderat und Verwaltung müssen jetzt in den kommenden Monaten – wenn belastbare Zahlen auf dem Tisch liegen – entscheiden, ob das Provisorium in der Grundschule ausgebaut wird, man einen Neubau einer Kinderkrippe bevorzugt oder ob dann doch der Tagesmütterverein mit seinem Kooperationsangebot zum Zug kommt. „Wir sollten das auch nicht auf die lange Bank schieben und direkt nach der Sommerpause wieder auf die Tagesordnung setzen“, sagte Bürgermeister Jürgen Schell abschließend.