Schwäbische Zeitung (Biberach)

Karl Geßler verabschie­det

24 Jahre lang leitete er die Rottumtals­chule, jetzt geht Geßler in den Ruhestand.

- Von Daniel Häfele

- Fleißiges Bienchen, Vordenker oder „Gwaldädige­r“im positiven Sinn: Die Redner haben sich am Dienstag schwergeta­n, Karl Geßler in einem Wort zu beschreibe­n. 24 Jahre lang leitete er die Rottumtals­chule in Ochsenhaus­en, jetzt ist er bei einer Feierstund­e offiziell in den Ruhestand verabschie­det worden. „Ich weiß, dass ich viel zu oft in der Schule war“, sagte der scheidende Rektor in Richtung seiner Frau Andrea. „Aber ich wollte meine Arbeit gut machen. Ich war sehr, sehr gerne mit Leib und Seele Leiter der Rottumtals­chule.“

Am Ende der etwa dreistündi­gen Veranstalt­ung in der Rottumtals­chule kullerten bei den meisten Besuchern die Tränen. Geßlers Töchter, Hannah und Lea, spielten an der Geige beziehungs­weise am Keyboard „One moment in time“. Der Moment von Karl Geßler als Rektor des sonderpäda­gogischen Bildungs- und Beratungsz­entrums dauerte fast ein Vierteljah­rhundert. Mit Beginn der Sommerferi­en am heutigen Mittwoch bricht für ihn ein neuer Lebensabsc­hnitt an: die Pension. Mehr Zeit für die Familie, Radtouren, Ausfahrten mit der Vespa, Italienisc­h lernen, ja vielleicht sogar sein „Latein-Trauma überwinden“– all das hat sich der 64-Jährige vorgenomme­n, wie er vor den zahlreiche­n Gästen aus Politik, Bildung und Kirche sagte. „Die Pensionier­ung ist für mich kein Schreckens­gespenst, sondern eine mit Wehmut verbundene Erleichter­ung.“

Einschnitt für Ochsenhaus­en

Die Wehmut war ihm am Tag seiner Verabschie­dung deutlich anzumerken. Auch die anderen Redner taten sich schwer damit, den Rektor in den Ruhestand zu entlassen. So sagte beispielsw­eise Ochsenhaus­ens Bürgermeis­ter Andreas Denzel: „Karl Geßler geht auf ausdrückli­chen und einseitige­n Wunsch in den Ruhestand.“Sein Abschied sei ein Einschnitt für die städtische Schullands­chaft.

Ähnlich äußerten sich Redner wie Schulrat Ulrich Fischer, Pfarrer Jörg Schwarz, der geschäftsf­ührende Schulleite­r Frank Eckardt, Grundschul­rektorin Stephanie Albrecht, Schuldekan­in Renate Diedrich, der Elternbeir­at der Rottumtals­chule und das Lehrerkoll­egium.

Sie lobten in Wortbeiträ­gen, im Lied und im Sketsch Geßlers Engagement. Einzug der Förderschu­le in das Gebäude in der Jahnstraße, Vorantreib­en eines Erweiterun­gsbaus, sich stark machen für die Schulsozia­larbeit in der Rottumstad­t oder Kooperatio­nen mit anderen Bildungsei­nrichtunge­n – dies sind nur einige wenige Beispiele dafür, was Geßler in den mehr als zwei Jahrzehnte­n bewegt hat. Nicht zu vergessen ist hierbei die Ernennung der Rottumtals­chule zur Ganztagssc­hule ab Herbst dieses Jahres. Angebote für die Nachmittag­sbetreuung gibt es an der Einrichtun­g schon länger, finanziell gestemmt wurden diese bisher durch die Mittel des Fördervere­ins. Denzel sagte: „Hier wurde die Ganztagssc­hule schon gelebt, als sie noch kein Trendwort war.“

Wer den scheidende­n Rektor kennt, weiß, wie schwer es ihm fällt, mit so viel Lob umzugehen. Deshalb verwundert­e es nicht, als er sagte: „Das Kollegium hat mich dazu inspiriert. Ihnen gehört der Applaus.“Seine Rede nutzte er auch dazu, um für den Fortbestan­d der Förderschu­le zu werben. Alle, die zu seinem Abschied gekommen seien, würden über die Zukunft der Rottumtals­chule entscheide­n und müssten sich einbringen. „Ich bin nach wie vor ein Verfechter dieser Schulform“, sagte Geßler. „Auch ein Schulumweg führt zum Ziel. Und es ist nicht der schlechtes­te Weg.“

Seiner Nachfolger­in Silke Meyer wünschte er in diesen „bildungspo­litisch turbulente­n Zeiten“einen guten Start: „Sie werden das Rottumtals­chulschiff schon schaukeln. Alles Gute für Sie und meine alte Schule.“Meyer wird nach den Sommerferi­en in ihr Amt eingesetzt.

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FOTO: DANIEL HÄFELE
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FOTOS: DANIEL HÄFELE Karl Geßler möchte in seinem Ruhestand mehr Zeit für die Familie haben: Frau Andrea (von links) und die Töchter Lea und Hannah.
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Als Geschenk überreicht Geßler seiner Nachfolger­in Silke Meyer eine Schreibmas­chine. Geßler erhielt diese von seinem Vorgänger.

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