Schwäbische Zeitung (Biberach)
Karl Geßler verabschiedet
24 Jahre lang leitete er die Rottumtalschule, jetzt geht Geßler in den Ruhestand.
- Fleißiges Bienchen, Vordenker oder „Gwaldädiger“im positiven Sinn: Die Redner haben sich am Dienstag schwergetan, Karl Geßler in einem Wort zu beschreiben. 24 Jahre lang leitete er die Rottumtalschule in Ochsenhausen, jetzt ist er bei einer Feierstunde offiziell in den Ruhestand verabschiedet worden. „Ich weiß, dass ich viel zu oft in der Schule war“, sagte der scheidende Rektor in Richtung seiner Frau Andrea. „Aber ich wollte meine Arbeit gut machen. Ich war sehr, sehr gerne mit Leib und Seele Leiter der Rottumtalschule.“
Am Ende der etwa dreistündigen Veranstaltung in der Rottumtalschule kullerten bei den meisten Besuchern die Tränen. Geßlers Töchter, Hannah und Lea, spielten an der Geige beziehungsweise am Keyboard „One moment in time“. Der Moment von Karl Geßler als Rektor des sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums dauerte fast ein Vierteljahrhundert. Mit Beginn der Sommerferien am heutigen Mittwoch bricht für ihn ein neuer Lebensabschnitt an: die Pension. Mehr Zeit für die Familie, Radtouren, Ausfahrten mit der Vespa, Italienisch lernen, ja vielleicht sogar sein „Latein-Trauma überwinden“– all das hat sich der 64-Jährige vorgenommen, wie er vor den zahlreichen Gästen aus Politik, Bildung und Kirche sagte. „Die Pensionierung ist für mich kein Schreckensgespenst, sondern eine mit Wehmut verbundene Erleichterung.“
Einschnitt für Ochsenhausen
Die Wehmut war ihm am Tag seiner Verabschiedung deutlich anzumerken. Auch die anderen Redner taten sich schwer damit, den Rektor in den Ruhestand zu entlassen. So sagte beispielsweise Ochsenhausens Bürgermeister Andreas Denzel: „Karl Geßler geht auf ausdrücklichen und einseitigen Wunsch in den Ruhestand.“Sein Abschied sei ein Einschnitt für die städtische Schullandschaft.
Ähnlich äußerten sich Redner wie Schulrat Ulrich Fischer, Pfarrer Jörg Schwarz, der geschäftsführende Schulleiter Frank Eckardt, Grundschulrektorin Stephanie Albrecht, Schuldekanin Renate Diedrich, der Elternbeirat der Rottumtalschule und das Lehrerkollegium.
Sie lobten in Wortbeiträgen, im Lied und im Sketsch Geßlers Engagement. Einzug der Förderschule in das Gebäude in der Jahnstraße, Vorantreiben eines Erweiterungsbaus, sich stark machen für die Schulsozialarbeit in der Rottumstadt oder Kooperationen mit anderen Bildungseinrichtungen – dies sind nur einige wenige Beispiele dafür, was Geßler in den mehr als zwei Jahrzehnten bewegt hat. Nicht zu vergessen ist hierbei die Ernennung der Rottumtalschule zur Ganztagsschule ab Herbst dieses Jahres. Angebote für die Nachmittagsbetreuung gibt es an der Einrichtung schon länger, finanziell gestemmt wurden diese bisher durch die Mittel des Fördervereins. Denzel sagte: „Hier wurde die Ganztagsschule schon gelebt, als sie noch kein Trendwort war.“
Wer den scheidenden Rektor kennt, weiß, wie schwer es ihm fällt, mit so viel Lob umzugehen. Deshalb verwunderte es nicht, als er sagte: „Das Kollegium hat mich dazu inspiriert. Ihnen gehört der Applaus.“Seine Rede nutzte er auch dazu, um für den Fortbestand der Förderschule zu werben. Alle, die zu seinem Abschied gekommen seien, würden über die Zukunft der Rottumtalschule entscheiden und müssten sich einbringen. „Ich bin nach wie vor ein Verfechter dieser Schulform“, sagte Geßler. „Auch ein Schulumweg führt zum Ziel. Und es ist nicht der schlechteste Weg.“
Seiner Nachfolgerin Silke Meyer wünschte er in diesen „bildungspolitisch turbulenten Zeiten“einen guten Start: „Sie werden das Rottumtalschulschiff schon schaukeln. Alles Gute für Sie und meine alte Schule.“Meyer wird nach den Sommerferien in ihr Amt eingesetzt.