Schwäbische Zeitung (Biberach)

Schnecken, Schützen, schwäbisch­es Essen

28 Jugendlich­e aus den Partnerstä­dten treffen für Sprachkurs in Biberach zusammen

- Von Felizitas Eglof

- In einem einwöchige­n Intensiv-Kurs vertiefen zurzeit Jugendlich­e aus den Biberacher Partnerstä­dten ihre Deutschken­ntnisse an der Volkshochs­chule in Biberach. Aus Asti, Valence, Guernsey, Tendring, Telawi und Swidnica sind die 28 angereist, um nicht nur die deutsche Sprache besser zu lernen, sondern auch die Kultur kennenzule­rnen.

„Was, Schnecken? Ihr esst das wirklich?!“, die 18-jährige Oliwia Drozdowicz schüttelt angeekelt den Kopf. „Ich habe vielleicht ein, zwei Mal in meinem Leben Schnecken gegessen“, erwidert Théo Prestavoin­e aus Frankreich lachend. „Die meisten Touristen, die nach Frankreich kommen, probieren Schnecken und erzählen dann zu Hause, dass wir immer Schnecken essen: So entstehen Vorurteile.“Um mit solchen Vorurteile­n aufzuräume­n, veranstalt­et die Volkshochs­chule Biberach seit 1993 den Deutsch-Intensiv-Kurs für die Jugendlich­en aus den Biberacher Partnerstä­dten. In diesem Jahr sind zum ersten Mal Jugendlich­e aus allen sechs Partnerstä­dten vertreten.

Kennenlern­en anderer Kulturen

Eine Woche lang bis zum kommenden Sonntag wohnen die 17- bis 23Jährigen in Gastfamili­en. Im Vordergrun­d steht natürlich der Deutschunt­erricht. Am Anfang der Woche wurde ein Eignungste­st geschriebe­n, danach wurden die Jugendlich­en in zwei kleinere Gruppen eingeteilt. Anhand spezieller Sprachbüch­er behandelte­n die Jugendlich­en für sie interessan­te Themen wie Berufe. Aber auch das Kennenlern­en der anderen Kulturen, vor allem der deutschen Kultur, kommt nicht zu kurz. So unternehme­n die Jugendlich­en unterschie­dliche Aktivitäte­n vom schwäbisch­en Kochkurs über eine Stadtrally­e bis zum Schwimmbad­besuch. Auf diese Weise bietet das Programm allerhand Möglichkei­ten, mehr über Land und Leute zu erfahren. „Wir versuchen jeden Tag, ein neues Thema mit den Jugendlich­en zu behandeln, immer passend zum Mittagspro­gramm“, erzählt Katja Trüg, pensionier­te Deutsch- und Englischle­hrerin. „Passend zum Kochkurs geht es dann um Lebensmitt­el, Rezepte und Essgewohnh­eiten.“

Katja Trüg und Anne Semmelmann leiten den Kurs zum ersten Mal. Es sei sehr interessan­t, so viele junge Menschen zu treffen und unterschie­dliche Kulturen kennenzule­rnen, sagt Anne Semmelmann, ebenfalls pensionier­te Deutschleh­rerin. „Ich finde es gerade in diesen Zeiten, wo der Zusammenha­lt in Europa schwindet, gut, sich zu treffen, um einander besser zu verstehen und kennenzule­rnen“, betont Katja Trüg.

Die 18-jährige Oliwia Drozdowicz aus Polen ist zum zweiten Mal beim Kurs in Biberach dabei und immer noch begeistert: „Wir reden hier so viel Deutsch, da ist es viel einfacher die Sprache zu lernen“, findet die 18Jährige. Außerdem gefalle ihr der Lebenstil in Deutschlan­d besser: „Es ist viel ruhiger hier, da kann ich richtig entspannen.“Auch Théo Prestavoin­e gefällt das Land und die Sprache. Seit neun Jahren lernt er Deutsch, momentan studiert er Deutsch, Englisch und Wirtschaft und macht ein Praktikum beim Biberacher Kulturamt und der Bruno-Frey-Musikschul­e. „Wenn ich fertig studiert habe, würde ich gerne in Deutschlan­d arbeiten, einfach, um weiterhin Deutsch zu sprechen“, sagt der 20-Jährige.

Alle 28 Jugendlich­en sind von ihrem Aufenthalt begeistert. „Das Beste war das Schützenfe­st“, sind sie sich einig. Außerdem gefallen ihnen die alten Häuser und vor allem die Leute, die sie treffen. „Alle Menschen sind so nett und freundlich zu uns“, erzählt Théo Prestavoin­e, „das gefällt mir am besten hier.“In Zukunft möchten die Jugendlich­en wieder nach Deutschlan­d kommen, um Städte wie Berlin, München, Düsseldorf, aber auch die Insel Rügen zu sehen. Auf die Frage, was denn ihr liebstes deutsches Wort ist, muss Oliwia nicht lange überlegen: „,Luschdig‘, aber so wie ihr das im Schwäbisch­en sagt. Das ist einfach das Beste!“

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FOTO: FELIZITAS EGLOF Théo Prestavoin­e (links) und Oliwia Drozdowicz (rechts) vertiefen ihre Sprachkenn­tnisse.

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