Schwäbische Zeitung (Biberach)
Was kosten zwei Tage Urlaub mehr?
Die Schüler jubeln und die Lehrer sicherlich auch: endlich Sommerferien! Und auch die meisten Arbeitnehmer werden die nächsten Wochen mal Urlaub nehmen. Per Gesetz stehen jedem Arbeitnehmer in Deutschland 24 Tage Urlaub zu. Vor etlichen Jahren gab es eine Befragung unter Arbeitnehmern, wie viel mehr an Gehalt sie haben wollten, wenn man ihnen zwei Tage Urlaub nähme. Dieses Zusatzgehalt ist natürlich hochgradig subjektiv, denn es wird vom Gehalt des Einzelnen, der Möglichkeit, Überstunden abzufeiern, usw. abhängen. Ebenso wurden aber die Menschen gefragt, auf wie viel Gehalt sie verzichten würden, wenn sie zwei Tage mehr Urlaub erhalten würden. Eigentlich sollte von jedem (zumindest in etwa) derselbe Geldbetrag genannt werden, denn zwei Tage Urlaub entsprechen eben soundsoviel Euro. Doch das war nicht der Fall. Die Menschen wollten für das Abgeben von zwei Urlaubstagen viel mehr an zusätzlichem Gehalt als sie bereit gewesen wären, für zwei weitere Urlaubstage zu bezahlen. Der Wert von etwas hängt maßgeblich vom aktuellen Status Quo ab, also, ob wir etwas abgeben oder etwas bekommen. Verhaltensforscher nennen dies den sogenannten Besitztumseffekt. Wenn wir etwas hergeben sollen, wollen wir hierfür mehr als wenn wir es uns erst kaufen würden. Unsere „willingness to accept“ist deutlich höher als unsere „willingness to pay“. Ein anderes Beispiel für diesen Effekt: Stellen Sie sich vor, Sie wollen zum Bundesligaauftakt des VfB Stuttgart und das Spiel ist ausverkauft. Auf einer Internetplattform gehen Sie bei einer Versteigerung für zwei Tickets bis an Ihre Schmerzgrenze und legen pro Ticket 100 Euro hin. Nachdem die Tickets per Post bei Ihnen eintreffen, erzählen Sie Ihren Kollegen ganz stolz von Ihrem Glück. Einer Ihrer Kollegen bietet Ihnen nun 110 Euro pro Karte, die Ihnen ja unter Schmerzen gerade noch 100 Euro wert war. Ich wette, Sie werden nicht verkaufen, auch wenn die Rationalität uns ein derartiges Verhalten unterstellen würde.