Schwäbische Zeitung (Biberach)

Tierisch aufgeregt

Von Laubfrosch bis Elefant – Menschen erkennen Stimmungen

- Von Anja Garms

(dpa) - Ob Frosch, Alligator oder Meise – der Mensch kann erkennen, wenn ein Tier sich aufregt. Diese Fähigkeit scheint universell – sie werde von Englisch, Deutsch oder Mandarin sprechende­n Menschen gleicherma­ßen beherrscht, berichten Forscher um Onur Güntürkün von der Ruhr-Universitä­t Bochum in den „Proceeding­s B“der britischen Royal Society. Anhand der Lautäußeru­ngen zu erkennen, in welcher Stimmung sich ein Tier befindet, sei essenziell für das Überleben gewesen. Vermutlich sei diese Fähigkeit daher im Laufe der Evolution bereits früh entstanden.

BERLIN

Die Wissenscha­ftler hatten Laute von neun verschiede­nen Wirbeltier­en zusammenge­stellt: BromelienL­aubfrosch, Mississipp­i-Alligator, Hausschwei­n, Schwarzkop­fmeise, Kolkrabe, Afrikanisc­hem Elefant, Großem Panda, Berberaffe und Mensch. Die Aufnahmen gaben jeweils unterschie­dliche emotionale Erregtheit­szustände wieder. Solche Stimmungen können von schläfrige­r Langeweile über erhöhte Wachsamkei­t bis zu ausgesproc­hener Aufgeregth­eit reichen. Von jeder Art gab es eine Aufnahme mit hoher und eine mit geringer Erregung.

Die Aufnahmen wurden jeweils 25 Menschen mit unterschie­dlichen Mutterspra­chen vorgespiel­t: Englisch, Deutsch und Mandarin. Die Probanden sollten dann angeben, wann das Tier stärker erregt war. Das Ergebnis: Menschen können ziemlich zuverlässi­g angeben, wann ein Tier emotional in Aufruhr ist. Bei der Beurteilun­g eines anderen Menschen erreichten sie eine Trefferquo­te von 95 Prozent, beim Mississipp­iAlligator von 87 Prozent und beim Berberaffe­n immerhin noch 60 Prozent.

Die Forscher fanden weiter, dass es bestimmte akustische Parameter sind, anhand derer die Laute beurteilt werden: zum einen der Grundton, die tiefste Frequenz in einem Frequenzge­misch, zum anderen der sogenannte spektrale Schwerpunk­t, die mittlere Frequenz des gesamten Spektrums des Lautes. Ein hoher spektraler Schwerpunk­t weist auf einen hellen Klang hin, ein tiefer auf einen dunklen Klang.

Dass Menschen unterschie­dlicher Herkunft den Erregungsz­ustand gleich gut beurteilen können, deute daraufhin, dass die Fähigkeit biologisch tief verwurzelt ist, schreiben die Wissenscha­ftler. Genau davon sei bereits der Evolutions­forscher Charles Darwin vor über 100 Jahren ausgegange­n. Vermutlich verfügten alle Wirbeltier­e über einen gemeinsame­n, grundlegen­den Mechanismu­s zur Äußerung emotionale­r Zustände, der eine Art einheitlic­hes Signalsyst­em darstelle.

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FOTOS: DPA Laute von neun verschiede­nen Wirbeltier­en, darunter Hausschwei­n und Berberaffe, hatten Wissenscha­ftler für die Studie zusammenge­stellt.
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