Schwäbische Zeitung (Biberach)
Zehn Regenbecken sollen die Orte schützen
Ingenieurbüro stellt Hochwasserschutzmaßnahmen für Dürnach und Saubach vor
- Jetzt liegen die Vorschläge der Ingenieure für den Hochwasserschutz an Dürnach und Saubach vor: Um die Wassermengen, die Dürnach und Saubach bei Unwettern führen, zu drosseln, sollen zehn Rückhaltebecken gebaut werden, eine Reihe davon rund um Maselheim. Ingenieur Günther Schmid vom Büro RSI in Biberach stellte im Maselheimer Gemeinderat diese möglichen Schutzmaßnahmen sowie die umfangreichen Untersuchungen zu den beiden Gewässern vor. Zahlreiche Zuhörer verfolgten die Präsentation im Sulminger Gemeindehaus.
„Infolge der Klimaveränderungen ist mit häufigeren lokalen Starkregenereignissen zu rechnen“, stellte Ingenieur Günther Schmid, Geschäftsführer von Rapp und Schmid Infrastrukturplanung, klar. Im Mai und Juni vergangenen Jahres hatten Unwetter mit teils bis zu 100 Litern Niederschlag pro Quadratmeter zu starken Überflutungen geführt. In der Folge beauftragten die Dürnachund Saubachanrainer Maselheim, Mietingen, Ochsenhausen und Biberach das Büro RSI, ein Schutzkonzept zu erstellen. In den vergangenen Monaten erarbeiteten die Ingenieure ein sogenanntes Flussgebietsmodell für die 94 Quadratkilometer zwischen Mittelbuch und Laupheim. Mit dessen Hilfe lässt sich simulieren, wie sich bestimmte Regenmengen auf die Ortslagen auswirken.
Die Ingenieure kamen zu dem Schluss, dass die Hochwassergefahrenkarten geändert werden müssen. Die Wassermengen für hundertjährliche Hochwasser (HQ 100) sind nach den neuen Berechnungen teils um bis zu 50 Prozent höher. Außerdem
SULMINGEN
wird noch ein 15-prozentiger Klimazuschlag hinzugezählt.
Die Ingenieure stellten zudem fest, dass das Wasser, das Dürnach und Saubach im Mai 2016 führten, in Maselheim eigentlich nicht zu den breiten Überschwemmungen hätten führen dürfen. „Es hätte großteils durchgehen müssen, es wären minimale Ausuferungen zu erwarten gewesen“, sagte Schmid. Die Überflutungen hätten den dreifach höheren Regenmengen entsprochen. Die Schlussfolgerung der Ingenieure: Die Verstopfungen an Brücken waren maßgeblich für das Ausmaß der Überschwemmungen. Holz, Heuballen und sogar Autos hätten die Brücken versperrt, berichtete Schmid. Beim zweiten Hochwasser im Juni 2016, als Randstreifen und Einläufe freigeräumt gewesen seien, seien die Wasserpegel trotz teils größerer Regenmengen niedriger gewesen, sagte er.
6,5 Millionen Euro Kosten
Schmid stellte dann mögliche Schutzmaßnahmen vor. Denn die Leistungsfähigkeit der Gewässer reicht für 100-jährliche Hochwasser plus Klimazuschlag nicht aus. In Maselheim schafft die Dürnach 13 Kubikmeter pro Sekunde. Bei einem „HQ 100 plus Klima“kommen jedoch etwa 29 Kubikmeter pro Sekunde an. Da der Ausbau der Gewässer innerorts schwierig ist, schlagen die Ingenieure vor, Rückhaltebecken zu bauen. Das Konzept von RSI sieht zwischen Mittelbuch und Baltringen zehn Becken vor, die insgesamt 1,25 Millionen Kubikmeter Wasser fassen. Die Kosten schätzte Schmid nach derzeitigem Stand auf 6,5 Millionen Euro.
Bei Mittelbuch sollen zwei Becken entstehen, bei Ringschnait ebenfalls eines. Das mit 450 000 Kubikmeter größte Becken „Mittlere Halde“befindet sich im Bereich des Rohrgrabenzuflusses, es drosselt den Abfluss von 22 auf nur zwei Kubikmeter pro Sekunde. Ein weiteres Becken direkt vor Maselheim fasst 250 000 Kubikmeter und reduziert den Abfluss ebenfalls drastisch. Die Dürnach würde zwar deutlich mehr Wasser schaffen, aber diese Drosselung sei wegen des Nadelöhrs in Baltringen nötig, erläuterte Schmid. 50 000 Kubikmeter fasst das Becken hinter Sulmingen (vor Baltringen). Am Saubach sind Becken mit je 10 000 Kubik vor Ellmannsweiler und östlich von Laupertshausen vorgesehen sowie eines mit 50 000 bis 100 000 bei Königshofen und eines mit 50 000 vor Äpfingen. Durch die Becken werde die Wassermenge am Pegel bei Laupheim um 40 Prozent reduziert, schilderte Schmid die Gesamtwirkung der Maßnahmen.
„Wir haben jetzt eine Idee, was man machen kann“, sagte Bürgermeister Elmar Braun. Beschlossen ist noch nichts. Neben den Untersuchungen und behördlichen Genehmigungen ist es erforderlich, die Flächen für die Dämme zu kaufen. Gelinge der Grunderwerb an einer Stelle nicht, müsse man Alternativstandorte finden und neue Berechnungen machen, erläuterte Schmid. Offen sind zudem die zentralen Fragen, wer die Becken baut, wer sie betreibt und wie die vier Kommunen die Kosten aufteilen. Die Vier hoffen auf Landeszuschüsse sowohl für das Schutzkonzept als auch für den Beckenbau.
In der Bürgerfragestunde machte eine Reihe von Zuhörern deutlich, wie belastend die Sorge vor weiteren Unwettern ist. Sie forderten, dass zügig mit ersten Schutzmaßnahmen begonnen wird.
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