Schwäbische Zeitung (Biberach)
Positive Signale von KV und Sana
Mehr als 550 Besucher kommen zur Bürgerversammlung nach Ertingen
- Positive Signale bei der Bürgerversammlung zur weiteren Entwicklung des Gesundheitszentrums Riedlingen. Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass das Runde-Konzept in Riedlingen umgesetzt werden soll. Zwar sah der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in Baden-Württemberg (KVBW), Dr. Johannes Fechner, maximal den Bedarf für einen halben internistische Facharztsitz. Zugleich wies er weitere Wege auf, um die internistische Versorgung sicherzustellen.
Volle Halle bei der Versammlung in Ertingen: Über 550 Besucher waren der Einladung von neun Gemeinden der Raumschaft gefolgt und wollten sich aus erster Hand informieren. Neben Fechner waren noch Landrat Heiko Schmid, der Sana-Regionalgeschäftsführer Andreas Ruland, der Geschäftsführer der St.-Elisabeth-Stiftung Matthias Ruf sowie Riedlingens Bürgermeister Marcus Schafft auf dem Podium. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Chefredakteur der „Schwäbischen Zeitung“, Hendrik Groth. Doch Hauptansprechpartner der Fragen aus dem Publikum war der KV-Funktionär Fechner, denn aktuell ist die fehlende Zulassung der beiden beantragten Sonderbedarfssitze für internistische Fachärzte in Riedlingen das Haupthindernis um das Runde-Konzept umzusetzen. Der unabhängige Zulassungsausschuss, dem KV-Mitglieder und Kassen angehören, hatte dies abgelehnt.
RIEDLINGEN/ERTINGEN
In seinem Vortrag erläuterte Fechner die rechtlichen Hürden bei der Zulassung, und dass die Kassenärztliche Vereinigung an die Vorgaben der Politik und des Bedarfsplans gebunden sei. Und Bezugsgröße bei ambulant tätigen Internisten ist die Raumschaft zwischen Ulm im Norden und Biberach/Riedlingen im Süden. Diese Raumschaft sei statistisch gesehen bei fachärztlichen Internisten mit knapp 240 Prozent überversorgt.
Doch Fechner zeigte die Bereitschaft der KV zu einem Kompromiss und zu einer Lösung, um das Runde-Konzept auf den Weg zu bringen. Bei der fachärzlichen Versorgung mit Internisten sieht er „Luft nach oben“. „Über einen halben Facharztsitz kann man reden“, so seine persönliche Einschätzung. Doch für zwei internistische Facharztsitze sieht er nicht das Potenzial und damit auch den Bedarf für eine Sonderzulassung. „Das geben die Zahlen nicht her“, so Fechner.
Er zeigte allerdings noch einen anderen Weg auf, um die internistische Versorgung und damit das Runde-Konzept auf den Weg zu bringen: Dass sich ein Hausarzt mit internistischem Profil am Krankenhaus niederlässt und dort die Möglichkeit erhält, internistische Leistungen zu erbringen und abzurechnen. Auch die vorhandene Ermächtigung der derzeitigen Internisten könnte ausgebaut werden. Damit könnten die Fallzahlen gesteigert und auf Dauer auch der Bedarf dargestellt werden. „Da kriegen wir was hin“, sagte Fechner, der sich eine frühzeitige Beteiligung der KV in den Umstellungsprozess gewünscht hätte. Gleichzeitig zeigte er sich sehr positiv überrascht über die sachliche und inhaltliche Diskussion und Zuschauerfragen an diesem Abend. „In einem Jahre sehen wir uns wieder und dann präsentieren wir Ergebnisse“, so Fechner.
Sana-Geschäftsführer Ruland verteidigte das Runde-Modell mit den Belegärzten. Man habe geprüft und „wir haben schnell gesehen, dass eine kleine innere Hauptabteilung in Riedlingen nicht zukunftsfähig ist“, so Ruland. Das Belegarztmodell stelle die einzige Möglichkeit dar, auch eine stationäre internistische Versorgung in Riedlingen sicherzustellen. Andreas Ruland
Städtebaulicher Entwurf
Ruland bekannte sich zum RundeKonzept und auch zur Umsetzung. „Wir wollen dem Konzept eine Chance geben“, so Ruland. Allerdings müsse sich dieses Konzept auch als wirtschaftlich tragfähig erweisen – dass es von den Patienten auch angenommen wird. Die Umsetzung erhofft er sich in den nächsten zwei Jahren. Ruland stellte klar, dass es keine Koppelung an das Jahr 2019, das Jahr der Fertigstellung des Zentralbaus in Biberach, gibt. Wenn die Tragfähigkeit erst ein halbes Jahr oder Jahr später erfolge, sei das „kein Beinbruch“.
Als einziger konnte Matthias Ruf von der St.-Elisabeth-Stiftung mit konkreten Fakten aufwarten: Die Stiftung wird am Klinikgelände ihr Pflegeheim und ihren Wohnpark neu bauen. Für diese Entscheidung in „Vorleistung zu gehen“, dafür zollten ihm auch der Landrat, Bürgermeister Schafft und Ruland Respekt. Ruf stellte an diesem Abend auch erstmals öffentlich den ersten städtebaulichen Entwurf für das Klinikgelände vor, das nicht parallel, sondern in „verschiedenen Geschwindigkeiten“umgesetzt werden kann. Darin sind ein Pflegeheim und Wohnungen sowie das Ärztehaus, eine stationäre Struktur und auch eine Nahversorgungseinheit angedacht.
Landrat Schmid zeigte in seinem Beitrag die Modellhaftigkeit des Runde-Konzepts auf und er ging auf die Notwendigkeit und die Bedeutung der vernetzten Versorgungsstrukturen ein. Bürgermeister Marcus Schafft fasste die Entwicklung der vergangenen Jahre und den derzeitigen Stand aus Sicht der Stadt zusammen: Man habe ein gutes Konzept, einen guten Standort, Ärzte und eine Geschlossenheit. Als nächstes steht der Bebauungsplan für das Gebiet an und der Spatenstich der St.-Elisabeth-Stiftung. Bis Mitte 2018 soll die Planung des Ärztehauses samt Klärung der Investorenfrage erfolgt sein.
„Wir wollen dem Konzept eine Chance geben.“
Weitere und ein
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