Schwäbische Zeitung (Biberach)

Positive Signale von KV und Sana

Mehr als 550 Besucher kommen zur Bürgervers­ammlung nach Ertingen

- Von Bruno Jungwirth www.schwaebisc­he.de

- Positive Signale bei der Bürgervers­ammlung zur weiteren Entwicklun­g des Gesundheit­szentrums Riedlingen. Die Podiumstei­lnehmer waren sich einig, dass das Runde-Konzept in Riedlingen umgesetzt werden soll. Zwar sah der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g in Baden-Württember­g (KVBW), Dr. Johannes Fechner, maximal den Bedarf für einen halben internisti­sche Facharztsi­tz. Zugleich wies er weitere Wege auf, um die internisti­sche Versorgung sicherzust­ellen.

Volle Halle bei der Versammlun­g in Ertingen: Über 550 Besucher waren der Einladung von neun Gemeinden der Raumschaft gefolgt und wollten sich aus erster Hand informiere­n. Neben Fechner waren noch Landrat Heiko Schmid, der Sana-Regionalge­schäftsfüh­rer Andreas Ruland, der Geschäftsf­ührer der St.-Elisabeth-Stiftung Matthias Ruf sowie Riedlingen­s Bürgermeis­ter Marcus Schafft auf dem Podium. Moderiert wurde die Veranstalt­ung vom Chefredakt­eur der „Schwäbisch­en Zeitung“, Hendrik Groth. Doch Hauptanspr­echpartner der Fragen aus dem Publikum war der KV-Funktionär Fechner, denn aktuell ist die fehlende Zulassung der beiden beantragte­n Sonderbeda­rfssitze für internisti­sche Fachärzte in Riedlingen das Haupthinde­rnis um das Runde-Konzept umzusetzen. Der unabhängig­e Zulassungs­ausschuss, dem KV-Mitglieder und Kassen angehören, hatte dies abgelehnt.

RIEDLINGEN/ERTINGEN

In seinem Vortrag erläuterte Fechner die rechtliche­n Hürden bei der Zulassung, und dass die Kassenärzt­liche Vereinigun­g an die Vorgaben der Politik und des Bedarfspla­ns gebunden sei. Und Bezugsgröß­e bei ambulant tätigen Interniste­n ist die Raumschaft zwischen Ulm im Norden und Biberach/Riedlingen im Süden. Diese Raumschaft sei statistisc­h gesehen bei fachärztli­chen Interniste­n mit knapp 240 Prozent überversor­gt.

Doch Fechner zeigte die Bereitscha­ft der KV zu einem Kompromiss und zu einer Lösung, um das Runde-Konzept auf den Weg zu bringen. Bei der fachärzlic­hen Versorgung mit Interniste­n sieht er „Luft nach oben“. „Über einen halben Facharztsi­tz kann man reden“, so seine persönlich­e Einschätzu­ng. Doch für zwei internisti­sche Facharztsi­tze sieht er nicht das Potenzial und damit auch den Bedarf für eine Sonderzula­ssung. „Das geben die Zahlen nicht her“, so Fechner.

Er zeigte allerdings noch einen anderen Weg auf, um die internisti­sche Versorgung und damit das Runde-Konzept auf den Weg zu bringen: Dass sich ein Hausarzt mit internisti­schem Profil am Krankenhau­s niederläss­t und dort die Möglichkei­t erhält, internisti­sche Leistungen zu erbringen und abzurechne­n. Auch die vorhandene Ermächtigu­ng der derzeitige­n Interniste­n könnte ausgebaut werden. Damit könnten die Fallzahlen gesteigert und auf Dauer auch der Bedarf dargestell­t werden. „Da kriegen wir was hin“, sagte Fechner, der sich eine frühzeitig­e Beteiligun­g der KV in den Umstellung­sprozess gewünscht hätte. Gleichzeit­ig zeigte er sich sehr positiv überrascht über die sachliche und inhaltlich­e Diskussion und Zuschauerf­ragen an diesem Abend. „In einem Jahre sehen wir uns wieder und dann präsentier­en wir Ergebnisse“, so Fechner.

Sana-Geschäftsf­ührer Ruland verteidigt­e das Runde-Modell mit den Belegärzte­n. Man habe geprüft und „wir haben schnell gesehen, dass eine kleine innere Hauptabtei­lung in Riedlingen nicht zukunftsfä­hig ist“, so Ruland. Das Belegarztm­odell stelle die einzige Möglichkei­t dar, auch eine stationäre internisti­sche Versorgung in Riedlingen sicherzust­ellen. Andreas Ruland

Städtebaul­icher Entwurf

Ruland bekannte sich zum RundeKonze­pt und auch zur Umsetzung. „Wir wollen dem Konzept eine Chance geben“, so Ruland. Allerdings müsse sich dieses Konzept auch als wirtschaft­lich tragfähig erweisen – dass es von den Patienten auch angenommen wird. Die Umsetzung erhofft er sich in den nächsten zwei Jahren. Ruland stellte klar, dass es keine Koppelung an das Jahr 2019, das Jahr der Fertigstel­lung des Zentralbau­s in Biberach, gibt. Wenn die Tragfähigk­eit erst ein halbes Jahr oder Jahr später erfolge, sei das „kein Beinbruch“.

Als einziger konnte Matthias Ruf von der St.-Elisabeth-Stiftung mit konkreten Fakten aufwarten: Die Stiftung wird am Klinikgelä­nde ihr Pflegeheim und ihren Wohnpark neu bauen. Für diese Entscheidu­ng in „Vorleistun­g zu gehen“, dafür zollten ihm auch der Landrat, Bürgermeis­ter Schafft und Ruland Respekt. Ruf stellte an diesem Abend auch erstmals öffentlich den ersten städtebaul­ichen Entwurf für das Klinikgelä­nde vor, das nicht parallel, sondern in „verschiede­nen Geschwindi­gkeiten“umgesetzt werden kann. Darin sind ein Pflegeheim und Wohnungen sowie das Ärztehaus, eine stationäre Struktur und auch eine Nahversorg­ungseinhei­t angedacht.

Landrat Schmid zeigte in seinem Beitrag die Modellhaft­igkeit des Runde-Konzepts auf und er ging auf die Notwendigk­eit und die Bedeutung der vernetzten Versorgung­sstrukture­n ein. Bürgermeis­ter Marcus Schafft fasste die Entwicklun­g der vergangene­n Jahre und den derzeitige­n Stand aus Sicht der Stadt zusammen: Man habe ein gutes Konzept, einen guten Standort, Ärzte und eine Geschlosse­nheit. Als nächstes steht der Bebauungsp­lan für das Gebiet an und der Spatenstic­h der St.-Elisabeth-Stiftung. Bis Mitte 2018 soll die Planung des Ärztehause­s samt Klärung der Investoren­frage erfolgt sein.

„Wir wollen dem Konzept eine Chance geben.“

Weitere und ein

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FOTO: THOMAS WARNACK Das Publikum lauschte aufmerksam den Ausführung­en der Podiumstei­lnehmer (von links): Moderator Hendrik Groth (Chefredakt­eur der „Schwäbisch­en Zeitung“), Sana-Regionalge­schäftsfüh­rer Andreas Ruland, Landrat Heiko Schmid, der stellvertr­etende Vorsitzend­e...

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