Schwäbische Zeitung (Biberach)

Teure Reparatur

Ein Umrüstung ihrer Dieselflot­te könnte die Konzerne bis zu 14,6 Milliarden kosten

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(mws) - Gesetzt den Fall, alle Dieselmoto­ren der beschuldig­ten fünf deutschen Hersteller sind manipulier­t: Wie viele Autos müssten nachgebess­ert werden, was könnte das kosten? Ein Blick auf die Zulassunge­n beim Kraftfahrt­bundesamt (Stand Januar 2017) hilft da weiter.

Samt Wohnwagen sind in Deutschlan­d 45,8 Millionen Personenkr­aftwagen zugelassen. Davon tanken knapp 15,1 Millionen Dieselkraf­tstoff. 5,9 Millionen fallen unter die Abgasnorm Euro 5, deren Stickoxid-Grenzwerte bei 180 Milligramm pro Kilometer liegt. 2,6 Millionen fallen unter die Abgasnorm Euro 6 mit 80 Milligramm pro Kilometer. Bleiben rund 6,5 Millionen in schlechter­en Abgas-Kategorien. 78,7 Prozent aller deutschen Dieselfahr­zeugen befinden sich in Privatbesi­tz.

Manipulier­te Euro-5- und Euro-6Motoren können durch neue Software oder den Einbau weiterer Technik den Grenzwerte­n entspreche­n. Für Fahrzeuge ab Euro 4 und schlechter ist nur eine technische Lösung möglich.

Die Kosten für ein Software-Update liegen laut ADAC bei einmalig bis zu 100 Euro. Bei einer Nachrüstun­g geht der ADAC von einmalig 1500 Euro aus. Dazu kämen Werkstattk­osten sowie bis zu 20 Cent pro 100 Kilometer für den Zusatzstof­f AdBlue, ein wässriges Harnstoffg­emisch, das den Ausstoß von Stickoxide­n verringert. Zudem steige der Verbrauch um fünf Prozent.

6,6 Millionen VW-Diesel

Unter den Marken des VW-Konzerns (VW, Porsche, Audi, Seat, Skoda) sind rund 6,6 Millionen Diesel angemeldet, davon 1,2 Millionen mit Euro-6-Motoren, 2,7 Millionen mit Euro-5-Motoren und 2,3 mit schlechter­en Abgasnorme­n. Würde der VWKonzern ein Software-Update aufspielen, kostet das 390 Millionen Euro – mit dem Nachteil, dass alle Motoren mit Euro-4-Norm und darunter so nicht verbessert werden können. Ein komplette technische Nachrüstun­g der Flotte könnte bis zu 9,3 Milliarden kosten.

Mercedes und Smart bringen 1,9 Millionen Diesel-PKW auf die Straße, 380 000 mit Euro 6, 540 000 mit Euro 5 und 980 000 mit Euro 4 und schlechter. Die Schwaben müssten für neue Software 92 Millionen Euro berappen, für die Nachrüstun­g bis zu 2,9 Milliarden Euro.

Von BWM und Mini sind in Deutschlan­d 1,6 Millionen Dieselauto­s unterwegs, 400 000 mit Euro 6, 690 000 mit Euro 5, 510 000 mit Euro 4 oder schlechter. Die Updates kosten also 109 Millionen Euro. Das macht bei der Umrüstung mit Technik bis zu 2,4 Milliarden Euro an Kosten.

Das sind insgesamt 591 Millionen Euro für Software und bis zu 14,6 Milliarden Euro für Technik. Demgegenüb­er steht ein kombiniert­er Gewinn der drei Konzerne von 25,3 Milliarden Euro im vergangene­n Jahr.

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