Schwäbische Zeitung (Biberach)
Von Christchurch an die Gabler-Orgel
Am Sonntag starten die Internationalen Orgelkonzerte in der Basilika Weingarten – Organisten aus Neuseeland, Italien und der Schweiz
WEINGARTEN - 13 300 Kilometer Luftlinie liegen zwischen dem oberschwäbischen Weingarten und dem neuseeländischen Christchurch. Doch am Sonntag, 6. August, kommen sich die beiden Städte ganz nah – zumindest musikalisch. Dann wird Martin Setchell in der Basilika Weingarten populäre Orgelmusik vom 17. bis zum 21. Jahrhundert spielen. Der Neuseeländer übernimmt damit das zweite von sechs der „Internationalen Orgelkonzerte 2017“. Insgesamt werden zwei stilistisch geschlossene und vier epochenübergreifende Konzertprogramme von den renommierten Organisten gespielt. Den Auftakt macht an diesem Sonntag, 30. Juli, Luca Scandali, der aus dem italienischen Perugia anreist.
Von 16 bis 17 Uhr wird Scandali Orgelmusik von sechs Komponisten aus fünf Ländern und vier Jahrhunderten spielen. Bach, Mozart und Liszt stehen neben Justin Heinrich Knecht, Niccolo Moretti und Bert Matter auf dem Programm des diplomierten Komponisten Luca Scandali. Er unterrichtet Orgel und Komposition am Konservatorium F. Morlacchi in Perugia. Eine Gemeinsamkeit mit dem Neuseeländer Setchell: Der Stadtorganist aus Christchurch unterrichtet als Musikprofessor an der University of Canterbury, wo er auch als Universitätsorganist arbeitet. An der Gabler-Orgel in Weingarten wird der gebürtige Engländer unter anderem Werke von Bach, Johann Pachelbel oder Noel Goemanne interpretieren.
Und auch Giorgio Parolini kommt nicht an Johann Sebastian Bach vorbei. Der Mailänder widmet sich am 13. August der Musik des 18. Jahrhunderts mit Kompositionen aus Italien und Deutschland. Georg Böhm, Giovanni Battista Martini, Giuseppe Gherardeschi und Johann Ludwig Krebs werden ebenfalls von Parolini gespielt, der sich eigentlich auf zeitgenössische Musik spezialisiert hat. Sein Landsmann Stefano Bertuletti tritt dann am 20. August in der Basilika auf. Dann wird er unter anderem Stücke von Theodor Grünberger, Johann Gottfried Walther und Grimoaldo Macchia spielen. Dabei wird auch die „Weingarten-Suite“über den Namen Joseph Gabler erstmals erklingen. Als Organist der Kirche Sacro Cuore in Bonate Sotto (Bergamo) ist Bertuletti auch als Komponist tätig.
Vierhändig an der Orgel
Eine Woche später, am 27. August, werden die beiden Organisten JeanChristophe Orange und Paul Goussot aus Genf Teile ihres Programms vierhändig darbieten. Die beiden Schweizer spielen ebenfalls Bach. Außerdem werden Stücke von Paul Goussot selbst, von Georg Philipp Telemann und Georg Friedrich Händel intoniert. Orange ist seit zehn Jahren als Hauptorganist in der Kirchengemeinde St. Paul in Genf tätig und ist parallel dazu Hauptorganist in der Basilika Notre-Dame de Genève.
Den Abschluss der Orgelkonzerte 2017 bildet der Deutsche Ralf Klotz am Sonntag, 3. September. Er wird ausschließlich Kompositionen von Justin Heinrich Knecht spielen. Knecht hatte im 18./19. Jahrhundert selbst an der Gabler-Orgel gespielt. Damit schließt sich auch ein jahrhundertealter Kreis. Denn Knecht, vor 200 Jahren verstorben, war die meiste Zeit seines Lebens Organist in Biberach an der Riß. So wie aktuell auch Ralf Klotz.