Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ddoddera, ’s doddered oim ...
Dattere(n), Datterich, Datterer, datterig, verdattert, dotteren: Diese offensichtlich lautmalenden Wörter tauchen im 16. Jahrhundert auf. Die Grundbedeutung ist ein Zittern, ein Zaudern, ein Unsichersein, ein Stammeln, Stottern vor Schreck: der Datterich ist ein Zittern der Hände; ein alter Datterer ist ein alter Mann, der den Datterich hat; auch kann man datterig, dass heißt zitterig, sein. Im nördlichen Oberschwaben, auch in Teilen von Bayerisch-Schwaben, bedeutet dotteren außerdem vor allem ein Ahnen, ein langsames, zweifelndes, oft auch ängstliches Zurkenntnisnehmen: Es dotteret mir, dass …; nach einem unbewusst gemachten Fehler kann es einem dotteren, dass etwas Schlimmes passiert ist, Das Dotteren ist das gerade Gegenteil der schlagartigen Erkenntnis, der blitzartigen Erleuchtung. Man kann davon ausgehen, dass es bei Ehescheidungen zumindest einem der beiden mehr oder weniger langsam doddered hat, dass er/sie sich verwählt/verguckt hat. Zur weiteren Herkunft werden verschiedene Möglichkeiten angeboten: (a) Zugrunde liege ein Bangen, Herzklopfen, ein innerliches Zittern vergleichbar dem Zittern des Ei-Dotters. (b) Das Wort sei zu mittelhochdeutschem tateren (schwatzen, plappern) zu stellen. Bei dieser Erklärung stellt sich die Frage, wie es von schwatzen und plappern zu erahnen/ erkennen kommt. Dass unser dottere (n) im Volksbewusstsein mit einiger Berechtigung zum Ei-Dotter gezogen werden kann, wird dadurch bestärkt, dass mit Dotter „das gallertartige Innere des Eis wohl nach seinem elastischen Zittern benannt ist“(Kluge). Zum Vergleich englisch to dodder (wacklig gehen), doddering, doddery (zittrig, tattrig). Zusammengefasst: Dottere(n) aus dattern, als Zittern „vor einer unangenehmen Eröffnung, vor einem sich erschließenden Geheimnis“(Professor Brechenmacher in seiner Schwäbischen Sprachkunde 1925).