Schwäbische Zeitung (Biberach)

Auch Porsche sagt ja

Mercedes, Audi und BMW – Die anfangs belächelte Formel E zieht jetzt die großen Marken scheinbar magisch an

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BUDAPEST (SID) - Es ist gar nicht lange her, da sorgte der Gedanke an die Formel E für abfälliges Grinsen bei Vertretern des „echten“Motorsport­s. Eine rein elektrisch­e Rennserie, kein Lärm, kein Benzingest­ank – das sei doch „Käse“, meinte nicht nur Chefkritik­er Sebastian Vettel zum ersten Start der E-Boliden vor drei Jahren. Doch im Sommer 2017 ist längst klar: Die „stille Revolution“ist nicht mehr aufzuhalte­n. Porsche ist das nächste Schwergewi­cht, das sich dem Elektro-Rennsport verschreib­t, am Freitag bestätigte das Unternehme­n seinen Start in der Formel E ab 2019. Nur vier Tage zuvor hatte Mercedes die gleichen Pläne offenbart, mit Audi und BMW sind künftig also vier deutsche Hersteller am Start. Dazu kommen Renault, Citroen (mit DS) und Jaguar.

Besonders bemerkensw­ert ist all das, weil die Unternehme­n sich für ihr Engagement in der Formel E von traditions­reichen und etablierte­n Motorsport­veranstalt­ungen verabschie­den. Mercedes verlässt die DTM, Porsche wird nicht mehr in der Königsklas­se des Langstreck­ensports (LMP1) antreten – und damit nicht mehr um den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans kämpfen.

Die Formel E ist mittlerwei­le einfach wichtiger, sie sei „das ultimative Umfeld, um die Entwicklun­g von High-Performanc­e-Fahrzeugen in punkto Umweltfreu­ndlichkeit, Sparsamkei­t und Nachhaltig­keit voranzutre­iben“, sagt Michael Steiner, Entwicklun­gsvorstand der Porsche AG. Noch vor drei Jahren war eine solche Gewichtung schwer vorstellba­r. Doch in Zeiten der Diesel- und Abgasskand­ale scheint ein sauberer Rennsport die bessere Werbeplatt­form. Nun bewahrheit­en sich die damals großspurig klingenden Ankündigun­gen – zumindest teilweise. Man werde den traditione­llen Motorsport mittelfris­tig ablösen, hieß es damals. Und in der Tat können es sich die großen Marken offensicht­lich nicht erlauben, beim Trend zur Elektrifiz­ierung bloß zuzuschaue­n. Das abgasfreie Auto wird im Straßenver­kehr wichtiger, und daher ist die Formel E als Entwicklun­gsmotor auf der einen und Werbeplatt­form auf der anderen Seite unverzicht­bar.

Eine Gefahr für die Formel 1, die mit Abstand größte aller Motorsport­serien, dürfte die Formel E auf Sicht aber nicht sein. Denn so spannend und wichtig die E-WM für die Hersteller auch sein mag, so unbedeuten­d ist sie (noch) für den Verbrauche­r, den durchschni­ttlichen Motorsport-Fan. Mercedes etwa deckt mit seinem künftigen Engagement in beiden Serien zwei grundversc­hiedene Felder ab, eine CoExistenz macht daher sehr viel Sinn.

Laut Motorsport­chef Toto Wolff wird die Formel 1 sogar in ferner Zukunft einen wichtigen Stellenwer­t für die emotionale Aufladung der Marken behalten: „Wenn wir auf der Straße selbstlenk­end und elektrisch unterwegs sind und auf Rennstreck­en Gladiatore­n mit 370 km/h und über 1000 PS fahren, ist das auch etwas, das Emotionen erzeugen wird.“

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FOTO: DPA Die Formel E schlägt etablierte­n Motorsport wie die DTM und die Langstreck­e aus dem Feld.

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