Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ein Winzling bläst die Backen auf
VW schickt den Kleinstwagen Up jetzt auch als GTI auf die Straße
er Winzling aus Wolfsburg dreht mächtig auf: Weil auch das jüngste Facelift den Up in der Zulassungsstatistik nicht so richtig nach vorne gebracht und VW offenbar einfach kein Händchen für billige Kleinstwagen hat, schicken die Niedersachsen den Benjamin zum Bodybuilding. Ab Anfang 2018 bieten sie den Up auch als GTI mit dicken Backen, ein bisschen aufgemöbeltem Interieur und vor allem mit einem kräftig aufgeblasenen Dreizylinder an. Während für das 1,0Liter-Motörchen aktuell bei 75 PS Schluss ist, quetscht der Turbo dann stolze 115 PS aus den drei Töpfen.
Zwar hat VW den Up GTI stilecht mit doppelten Seitenstreifen an der Flanke, dem roten GTI-Strich im Grill und den grauen Karos auf den Sitzen eingekleidet. Aber dass in diesem Auto Erinnerungen an die Zeiten des originalen GTI wach werden, liegt nicht allein an der Maskerade des Marketings. Sondern das basiert vor allem auf dem Verhältnis von Gewicht und Leistung. Denn mit nicht einmal 1000 Kilogramm und 115 PS kommt der Up der ersten GTI-Generation näher als jedes andere Auto im VW-Programm. Und wenn man in einem Up mit mehr als 190 km/h über einsame Autobahnen fliegt, wird einem selbst dann heiß, wenn die Klimaanlage die Sommerhitze auf Wohlfühlniveau heruntergekühlt hat. Mit 200 Newtonmetern in 8,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und bei Vollgas 197 Sachen – da geht’s gehörig ab mit dem Up.
Dabei ist die als Drei- oder Fünftürer lieferbare Rennsemmel nicht nur gute 20 km/h flotter als das bislang schnellste Serienmodell, sondern auch sehr viel verbindlicher – und lässt deshalb tatsächlich so etwas wie Fahrspaß aufkommen. Selbst über das nervige Knattern des Dreizylinders hört man dann eher tolerant hinweg. Und wer – nicht ganz zu Unrecht – über Sinn und Vernunft dieser Knallbüchse streiten möchte, dem halten die Wolfsburger den serienmäßigen Otto-Partikelfilter entgegen, den es sonst (noch) in keinem Sportwagen gibt.
Mit dem Up GTI kämpft VW vor allem gegen den schleppenden Absatz des kleinsten Modells. Denn nur mit ein paar frischen Farben, pfiffigen Sondermodellen und ein wenig Connectivity wie beim letzten Facelift ist in diesem Segment gegen die Preisbrecher aus Korea offenbar kein Staat zu machen. Auch damit wiederholt sich bei VW eine alte, nicht ganz so rühmliche Geschichte. Denn schon beim glücklosen Kleinstwagen Lupo musste Anfang des Jahrtausends ein GTI her, um den Winzling über die Laufzeit zu retten.