Schwäbische Zeitung (Biberach)
Cúl na Mara bringen Halle zum Sieden
Volle Halle bei Rondellkonzertauftakt – Endlich bekommt Roland Roth eigenen Song
(sz) - Schwüle Hitze hat schon vor dem Rondellkonzert in der Alten Stadtbierhalle geherrscht und trotzdem legten die Folk-Rocker von Cúl na Mara los, als gelte es, Eis zu tauen. Aber es gab nichts zu tauen, denn mit dem ersten Akkord sprang der Funke von der Bühne über aufs Publikum. Gleich beim Auftaktsong „I Want to Have“aus der preisgekrönten CD „Current Tales“des Quartetts klatschten die Zuhörer mit.
Für den typischen Celtic Sound sorgte Eckard Lehmann, der mit seinen Dudelsäcken das Publikum ins schottische Highland und mit seinen vielen Flöten auf die grüne Insel Irland entführte. Sein Gegenüber bei den Soli war Martin J. Waibel an EGitarre, Bouzouki und Mandoline, der mit etlichen Soli glänzte, seine Instrumente aber auch souverän als Rhythmusinstrumente einzusetzen wusste.
Dass diese musikalische Reise flott voranging, dafür sorgte Sylvia Häufle am Schlagzeug. Mit viel Power und trotzdem viel Gefühl gab sie den Songs den richtigen Speed, unterstützt durch den treibenden Bass von Sonja Bumiller. Unglaublich,
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dass Sylvia Häufle bei einigen Songs auch noch den Leadgesang beisteuerte, wie beim neuen, noch unveröffentlichten kraftvollen Song „Friday Night“– Hut ab! Singen können sie alle vier von Cúl na Mara, besonders schön wird es, wenn der mehrstimmige Gesang so deutlich im Vordergrund steht wie bei „Tam Lin“.
Stimme erinnert an Tom Waits
Dass es auch kratzbürstig geht, bewies Eckard beim Song „In The Pub“. Hier wird mit einer Stimme, die an Tom Waits erinnert, beschrieben, wie es in einem irischen Pub zugeht, in dem der Banker im Anzug mit Krawatte auf den Handwerker in seiner Arbeitskluft trifft, und auch die Gäste aus Oberschwaben gleich willkommen geheißen werden. „In The Pub“ist einer der zahlreichen Songs, die an dem Abend gespielt wurden und auf der neuen CD „The World Is Colourful“zu hören sein werden.
Die neue CD soll im Herbst erscheinen und ein sehr politisches Album werden. Den Titelsong gab es beim Rondellkonzert natürlich auch zu hören. Die Botschaft ist eigentlich recht einfach: Die Welt ist nicht schwarz-weiß, sondern bunt und in vielerlei Hinsicht ausgesprochen vielfältig. Ein Lied mit eingängiger Melodie und einem Refrain, der zum Mitsingen einlädt. Vielleicht wieder ein preisgekrönter Song von Cúl na Mara? Auf alle Fälle, so erzählte Gitarrist und Bandleader Martin J. Waibel, wurde dieser Song schon vor seiner Veröffentlichung in mehrere Sprachen übersetzt.
Aus dem neuen Album gab es noch weitere Songs zu hören. Bei „When The Last Eagles Flies“geht es um den Umweltschutz. Der Song „Clearance“erzählt von der Vertreibung der Landbevölkerung aus den schottischen Highlands Ende des 18. Jahrhunderts aus der Perspektive eines Vertriebenen. „I’m Laying in A Grave, in A Foreign Land. Nobody Knows Where I’m Coming from.“Neben diesen düsteren Texten über stimmungsvollen Melodien gibt es auch Nettes.
So bekommt Roland „Role“Roth, der oberschwäbische Wetterguru und Musikliebhaber, endlich seinen eigenen Song mit einem Refrain, der zum Mitsingen einlädt. Man darf also doch sehr gespannt sein auf das neue Album. Der laute und anhaltende Applaus des Publikums belegte, dass die Songs und die Musik bestens ankamen.
Als dann nach über zweieinhalb Stunden der letzte Song des regulären Programms zu Ende war, wurde lautstark nach einer Zugabe verlangt. Die begann fulminant mit dem Dudelsack-Stück „Scotland The Brave – Je Jacobites“, den Eckard Lehmann bei einem Marsch durch die Stadtbierhalle intonierte und auch noch andere Melodien hineinimprovisierte. So erklang unter anderem der Refrain von „Muss i denn zum Städele hinaus“. Nahtlos ging es über in eine neue Version eines bekannten Lieds, allerdings mit angepasstem Text: „What Shall We Do With A Drunken Piper“? „Lanningans Ball“und „Die on“beendeten einen fulminanten Auftakt der Rondellkonzerte 2017.