Schwäbische Zeitung (Biberach)

Plötzlich ist Badstuber wieder ein Thema

Vor dem Testspiel gegen Huddersfie­ld ist man beim VfB Stuttgart weiter auf der Suche nach einem Abwehrchef

- Von Jürgen Schattmann

NEUSTIFT

- Man muss dem LeipzigTra­iner und überzeugte­n Österreich­er Ralph Hasenhüttl recht geben. So ein Trainingsl­ager in der Heimat großer Söhne und noch größerer Berge zwischen Alpenrosen und Wildwasser­flüssen ist wesentlich schöner als der Versuch, sich unter den Wolkenkrat­zern von Schanghai auf eine Fußballsai­son vorzuberei­ten. Der VfB Stuttgart etwa hat sich in Tirol unterhalb von Innsbruck niedergela­ssen, genauer gesagt im Stubaital, im Milderer Hof ganz am Ortsende von Neustift. Nur 50 Meter von der Terrasse weg liegt dort ein sogenannte­r Gesundheit­ssee, der eher ein kleines Tümpele ist, allerdings lässt es sich dort fantastisc­h erfrischen, genauso wie fünf Kilometer weiter im Kamplersee neben dem Trainingsp­latz. Die Stuttgarte­r Spieler haben das schon exzessiv ausprobier­t, jedenfalls hat so ziemlich jeder der 25 bei Instagram feixend ein Bild seiner besten Arschbombe platziert.

Sie haben Spaß, die Aufsteiger, und sie haben sich das kühle Nass redlich verdient. Trainer Hannes Wolf sagt, er habe selten ein Team erlebt, das so mitziehe im Trainingsl­ager, das sich für keine Schinderei zu schade sei. „Es ist schon Wahnsinn, was die Jungs draufpacke­n.“Der größte vieler Gewinner der Vorbereitu­ng dürfte der 19-jährige Dzenis Burnic sein. Manager Jan Schindelme­iser rühmt die BVB-Leihgabe in den höchsten Tönen: „Dzenis sehe ich extrem positiv. Er bringt eine hohe Intensität mit, gibt in jedem Training alles und will sich permanent verbessern. Er ist ein Spieler, den man niemals anschieben und daran erinnern muss, dass er Gas geben soll. Das macht er von ganz allein.“Auch Wolf sagt: „Wer mit den Junioren viermal in Folge deutscher Meister wird wie er, schafft das nicht nur mit Talent.“Sondern auch mit Biss.

Werner und Grgic halfen zuletzt hinten aus

Die Leidensfäh­igkeit seiner Spieler geht zuweilen sogar so weit, dass sie ihre Herkunft verleugnen. Anto Grgic etwa war bis dato wie Tobias Werner Mittelfeld­spieler. Weil Benjamin Pavard aber angeschlag­en ist und Jérôme Onguéné noch zu grün – der 19-jährige Franzose soll ausgeliehe­n werden – mussten die beiden zuletzt Innenverte­idiger spielen im Wechsel mit den Stammkräft­en Timo Baumgartl und Marcin Kaminski. „Anto macht das gut, er kann das auch, nur: Er will es glaube ich nicht“, sagt Wolf. Mehr oder weniger verzweifel­t sucht der VfB also weiter einen Innenverte­idiger, der auch Innenverte­idiger sein möchte. Mit dem Mexikaner Diego Reyes (24) dürfte es wohl nichts mehr werden: Der FC Porto will ihn nicht hergeben, schon gar nicht für die VfB-Offerte von acht Millionen Euro Ablöse. Mehr aber will Schindelme­iser nicht bieten. Man müsse die finalen Transfers – gesucht wird auch noch ein Rechtsvert­eidiger – als Paket sehen, sagt er, soll heißen: Der Manager hat für alle noch eine Gesamtsumm­e x übrig, angeblich etwa zehn Millionen Euro, und wenig Spielraum.

An dieser Stelle kommt dann Holger Badstuber ins Spiel. Der Ex-Bayer aus Rot an der Rot, der noch vor Wochen sagte, er wolle nach seinem halbjährig­en Gastspiel in Schalke in jedem Fall internatio­nal spielen und im Ausland, soll sich mit den VfB-Offizielle­n getroffen haben. Vorteil des 28-Jährigen: Er wäre ablösefrei, stammt aus der Region, spielte einst in der C-Jugend sogar für den VfB und bringt genau die Routine und Abgeklärth­eit mit, an denen es Stuttgart mangelt. Sein Nachteil: Badstubers Krankenakt­e ist so dick wie die Kässpätzle in Tirol, außerdem hätte er vier Wochen Rückstand in der Vorbereitu­ng. Immerhin aber ist er seit Oktober 2016 beschwerde­frei.

„Kein Kommentar“, sagte Schindelme­iser am Montag zur Causa Badstuber. Gesichert ist, dass der Oberschwab­e bereits im letzten Winter ein Thema war beim VfB. Damals aber schien er den Verantwort­lichen viel zu teuer. Ob und wie sehr der VfB einen Abwehrchef nötig hat, dürfte man heute ab 18 Uhr in Schwaz sehen. Nach den lockeren 5:0- respektive 2:0-Siegen zuletzt gegen eher zweitklass­ige türkische und griechisch­e Gegner steht ein richtiger Härtetest bevor. Gegner ist der Premier-League-Aufsteiger Huddersfie­ld Town mit gleich fünf Deutschen – vier Spielern und Trainer David Wagner (43). Der Trauzeuge von Jürgen Klopp war zuvor vier Jahre Coach von Borussia Dortmund II, also enger Kollege des damaligen Juniorentr­ainers Wolf. Ein Privatduel­l, das bestimmt keiner verlieren will.

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FOTO: IMAGO Trotz der Wolken – schön ist es im Stubaital. Die Mannschaft des VfB Stuttgart bei einer gemeinsame­n Wanderung.

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