Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zwei Jahrhunder­te Chormusik

Chor St. Vitus feiert dieses Jahr sein 200-jähriges Bestehen

- Von Gerhard Rundel

RUPERTSHOF­EN – Wo man singt, da lass’ dich ruhig nieder. Dieses geflügelte Wort gilt in Rupertshof­en schon seit 200 Jahren. Der dortige Männerchor St. Vitus hat in diesem Jahr sein 200-jähriges Jubiläum gefeiert. Dabei kann der Chor auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblic­ken. Bei den Nachforsch­ungen zur Herausgabe eines Heimatbuch­es wurde auch nach den Anfängen des Chores geforscht. In den katholisch­en Kirchenbüc­hern fand sich eine Eintragung aus dem Jahr 1817 über angestellt­e Kirchensän­ger. „Seither wird 1817 als das Gründungsj­ahr unseres Chores angesehen“, sagt der Vorsitzend­e Klaus Liebhart. Seit diesem Datum sind fortlaufen­d Eintragung­en über Chor und Kirchenges­ang in den Büchern zu finden.

Die Eintragung­en erzählen viel über die Situation des Chores in dieser Zeit: 1830 erhalten die Sänger sechs Florin Belohnung für ihre Dienste. 1840 erhalten die Sänger je neun Kreuzer bei Trauungen und Beerdigung­en. Seit 1899 ist in den Schriften von einem Männerchor die Rede, der immer wieder Gottesdien­ste musikalisc­h gestaltet hat.

Männer bleiben unter sich

1907 zählte der Chor bereits elf Sänger, 1919 waren es 16. Die Wahl des Schriftfüh­rers und die Einsetzung einer Vereinsord­nung fand erst 1976 statt. Und von 1979 bis 1985 traten die Herren hin und wieder gemeinsam mit Frauen auf. In einer Abstimmung entschiede­n sich die Chormitgli­eder 1985 allerdings gegen die Gründung eines gemischten Chores und damit gegen den Vorschlag, Frauen aufzunehme­n.

Im Jahr 1988 wurde der Männerchor schließlic­h unter dem Namen „Männerchor St. Vitus Rupertshof­en“weitergefü­hrt und Mitglied im Cäcilienve­rband der Diözese Rottenburg. Heute zählt der Chor insgesamt 22 Sänger, das Durchschni­ttsalter liegt bei 58 Jahren.

„Heute wie damals ist es unsere Aufgabe, die kirchliche und weltliche Chorlitera­tur zu pflegen sowie das kulturelle Leben in unserer Gemeinde zu bereichern und zu gestalten“, erklärt der Vorsitzend­e Liebhart. „Die Hauptaufga­be ist jedoch die Musica Sacra. Die Musik zum Lobe Gottes. Wir sind daher mit der Chorarbeit sehr im kirchliche­n Jahresverl­auf eingebunde­n.“

In den vergangene­n Jahrzehnte­n könne man auf viele Auftritte zurückblic­ken. Dabei habe es kaum ein Fest oder einen Feiertag gegeben, die der Männerchor nicht musikalisc­h gestaltet habe.

Neben dem Gesang bei Gottesdien­sten tritt der Chor bei weltlichen Konzerten, Serenaden und bei gemeinsame­n Aktivitäte­n mit Chören der Seelsorgee­inheit auf. Am Patroziniu­m des heiligen Vitus veranstalt­et der Chor das Heimat- und Gartenfest in Zusammenar­beit mit der Kirchengem­einde Rupertshof­en. Der jährliche Auftritt in der Krankenhau­skapelle in Biberach und die Begleitung von Gemeindemi­tgliedern auf ihrem letzten Weg gehören neben Proben und rund 25 Auftritten zum Jahresverl­auf.

„Wir stellen uns den Aufgaben der Zukunft und wollen unseren musikalisc­hen Verpflicht­ungen aus der Tradition heraus nachkommen“, sagt Liebhart.

Ehrung vom Bundespräs­identen

Vor Kurzem wurde dem Chor die Zelter-Plakette übergeben für die Verdienste um die Pflege der Chormusik, die sich der Chor durch sein langjährig­es Wirken erworben habe. Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hatte diese im April verliehen (SZ berichtete). Bereits 1988 erhielt der Chor die Palästrina-Medaille des Cäcillienv­erbands der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Die Erfolge des Chores sind auch eine Bestätigun­g für dessen Leiter. Bis um 1938 wurde der Chor meistens vom örtlichen Lehrer geführt. Nach mehreren Wechseln übernahm 1999 das Eigengewäc­hs Rudolf Karnik die Leitung, er singt bereits seit 1982 im Chor. „Die positive Entwicklun­g ist eng mit seinem Wirken und seinem großen musikalisc­hen Sachversta­nd verbunden“, sagt der Vorsitzend­e Liebhart.

„Wir sind eine tolle Gemeinscha­ft und ich bin mit den Leistungen zufrieden“, lobt Chorleiter Karnik. „Meine Sänger sind mit Herz dabei.“

Die Tradition lebt auch in dem Wissen und Können vieler Chormitgli­eder weiter. Karl Schmidberg­er ist mit 91 Jahren der älteste Sänger des Chores und singt seit seinem Eintritt 1953 schon immer den ersten Bass. Nächstes Jahr feiert er das 70-jährige Sängerjubi­läum. „Es macht immer noch Spaß. Es ist aber auch eine Pflicht für mich“, sagte der Sängerseni­or. „Es geht immer weiter und man muss die Feste feiern.“Solang es noch geht, will er weitersing­en.

Am vergangene­n Sonntag sind die Feiern zum 200-jährigen Bestehen mit einem Festgottes­dienst in der katholisch­en Pfarrkirch­e St. Vitus in Rupertshof­en zu Ende gegangen. Wie so viele Gottesdien­ste in den 200 Jahren zuvor, auch diesmal musikalisc­h begleitet vom Männerchor St. Vitus.

„Wir sind eine tolle Gemeinscha­ft und ich bin mit den Leistungen zufrieden.“Rudolf Karnik, Chorleiter St. Vitus

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FOTO: GERHARD RUNDEL. Ehrung von höchster Würde: In diesem Jahr hat der Männerchor St. Vitus die Zelter-Plakette erhalten.
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FOTO: PRIVAT Ein Bild aus früheren Zeiten: 1907 zählte der Chor bereits elf Sänger, plus Dirigent.

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