Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Langeweile kommt bei uns nicht auf“
Unternehmen, Familie und Wandern – Walter Merk ist mit 90 Jahren noch sehr aktiv
BIBERACH - Die Menschen werden nicht nur älter, sondern sind auch bis ins hohe Alter oftmals fit: In der Serie „Über 80 und topfit“stellt die „Schwäbische Zeitung“Senioren vor, die über 80 Jahre alt sind und in irgendeiner Weise besonders aktiv sind. Den Anfang macht der 90-jährige Walter Merk aus Biberach. Gemeinsam mit seiner Frau Christa baute er in seiner zweite Lebenshälfte ein Unternehmen auf.
Walter Merk hätte genügend Gründe, den ganzen Tag über zu Hause zu verbringen. Hinter der Eckbank im Wohnzimmer türmen sich in einem Regal unzählige Bücher über Länder, Glaube oder berühmte Personen. Genügend Lektüre also für einen entspannten Tag auf der Terrasse, die einen herrlichen Blick über Biberachs Altstadt bietet. Obwohl er seit Anfang der 90er-Jahre in Pension ist, hat er beruflich noch immer einiges um die Ohren. Denn er ist Gesellschafter des Labors Dr. Merk & Kollegen in Ochsenhausen. „Vor über 40 Jahren hat meine Frau Dr. Christa Merk das Spezialunternehmen gegründet“, erzählt Walter Merk. Virologie, Mikrobiologie und Toxikologie mithilfe von Zellen – die Firma beschäftigt sich mit unterschiedlichen Themenfeldern der Medizin und Pharmaindustrie.
Auch wenn er die Verantwortung für das Tagesgeschäft abgegeben hat, lässt es sich Dr. Walter Merk nicht nehmen, regelmäßig vorbeizuschauen. „In die Geschäftsprozesse bin ich nicht mehr im Detail involviert. Ich stehe mehr beratend zur Seite“, erzählt der Vater von vier Kindern. Dazu
gehören für ihn auch Laborrundgänge, inklusive dem „Ratschen mit Mitarbeitern“. Damit er sicher von Biberach nach Ochsenhausen und wieder zurück mit dem Auto kommt, hat er in diesem Jahr erfolgreich den Fahrfitness-Check absolviert.
Weite Strecken möchten er und seine Frau aber nicht mehr mit dem Fahrzeug zurücklegen – was aber nicht bedeutet, dass sie ausschließlich in der Region unterwegs sind. „Wir waren erst auf der Insel Amrum“, erzählt Walter Merk. Mit dem Zug sind sie über Hamburg auf Amrum gereist, was eine kleine Tortur wegen des G-20-Gipfels war, wie er berichtet. Im September geht es mit dem jüngsten Sohn und den Enkeln für eine Woche in den Bregenzer Wald. Für beide ist es wichtig, viel Zeit mit der Familie zu verbringen.
Dazu kommen Aktivitäten in Vereinen, Exkursionen wie mit dem Botanik-Zirkel von Boehringer Ingelheim oder geschichtliche Forschungen über das Leben der Menschen in Oberschwaben und im Allgäu. Er sagt: „Langeweile kommt bei uns nicht auf.“Er und seine Frau, die laut ihm „mit 85 Jahren noch sehr jung“ist, feiern in diesem Jahr diamantene Hochzeit. Beide nehmen aktiv am Leben teil, gestalten ihren Alltag meist ohne Hilfe. Trotzdem planen sie auch für die Zeit, in der es körperlich vielleicht nicht mehr so gut geht. Christa Merk sagt: „Ich schaue mich schon immer mal wieder nach Seniorenzentren um, auch um auf dem Laufenden zu bleiben.“
Auf die Frage, ob Walter Merk es als Glück empfindet, mit 90 Jahren mitten im Leben zu stehen, antwortet er: „Ich bin sehr dankbar dafür, aber es ist kein Verdienst.“Es sei ein Geschenk, ja vielleicht sogar eine Gnade, bis ins hohe Alter körperlich und geistig fit zu sein. Gelungen sei ihm dies durch eine ausgewogene Ernährung und Sport, wie er vermutet. „Bestimmt hat es auch mit den Genen zu tun.“Mit einem sehr guten Freund sei er, als gebürtiger Allgäuer, 50 Jahre lang in die Berge gegangen, mit Steigeisen und Pickel bestiegen sie Berge in 3000 Meter Höhe. Und was natürlich ebenfalls helfe: eine nette Nachbarschaft. Walter Merk sagt: „Wir sind Gott sei dank noch einigermaßen fit, aber Hilfe bekommen wir immer wieder angeboten.“