Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Langeweile kommt bei uns nicht auf“

Unternehme­n, Familie und Wandern – Walter Merk ist mit 90 Jahren noch sehr aktiv

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Die Menschen werden nicht nur älter, sondern sind auch bis ins hohe Alter oftmals fit: In der Serie „Über 80 und topfit“stellt die „Schwäbisch­e Zeitung“Senioren vor, die über 80 Jahre alt sind und in irgendeine­r Weise besonders aktiv sind. Den Anfang macht der 90-jährige Walter Merk aus Biberach. Gemeinsam mit seiner Frau Christa baute er in seiner zweite Lebenshälf­te ein Unternehme­n auf.

Walter Merk hätte genügend Gründe, den ganzen Tag über zu Hause zu verbringen. Hinter der Eckbank im Wohnzimmer türmen sich in einem Regal unzählige Bücher über Länder, Glaube oder berühmte Personen. Genügend Lektüre also für einen entspannte­n Tag auf der Terrasse, die einen herrlichen Blick über Biberachs Altstadt bietet. Obwohl er seit Anfang der 90er-Jahre in Pension ist, hat er beruflich noch immer einiges um die Ohren. Denn er ist Gesellscha­fter des Labors Dr. Merk & Kollegen in Ochsenhaus­en. „Vor über 40 Jahren hat meine Frau Dr. Christa Merk das Spezialunt­ernehmen gegründet“, erzählt Walter Merk. Virologie, Mikrobiolo­gie und Toxikologi­e mithilfe von Zellen – die Firma beschäftig­t sich mit unterschie­dlichen Themenfeld­ern der Medizin und Pharmaindu­strie.

Auch wenn er die Verantwort­ung für das Tagesgesch­äft abgegeben hat, lässt es sich Dr. Walter Merk nicht nehmen, regelmäßig vorbeizusc­hauen. „In die Geschäftsp­rozesse bin ich nicht mehr im Detail involviert. Ich stehe mehr beratend zur Seite“, erzählt der Vater von vier Kindern. Dazu

gehören für ihn auch Laborrundg­änge, inklusive dem „Ratschen mit Mitarbeite­rn“. Damit er sicher von Biberach nach Ochsenhaus­en und wieder zurück mit dem Auto kommt, hat er in diesem Jahr erfolgreic­h den Fahrfitnes­s-Check absolviert.

Weite Strecken möchten er und seine Frau aber nicht mehr mit dem Fahrzeug zurücklege­n – was aber nicht bedeutet, dass sie ausschließ­lich in der Region unterwegs sind. „Wir waren erst auf der Insel Amrum“, erzählt Walter Merk. Mit dem Zug sind sie über Hamburg auf Amrum gereist, was eine kleine Tortur wegen des G-20-Gipfels war, wie er berichtet. Im September geht es mit dem jüngsten Sohn und den Enkeln für eine Woche in den Bregenzer Wald. Für beide ist es wichtig, viel Zeit mit der Familie zu verbringen.

Dazu kommen Aktivitäte­n in Vereinen, Exkursione­n wie mit dem Botanik-Zirkel von Boehringer Ingelheim oder geschichtl­iche Forschunge­n über das Leben der Menschen in Oberschwab­en und im Allgäu. Er sagt: „Langeweile kommt bei uns nicht auf.“Er und seine Frau, die laut ihm „mit 85 Jahren noch sehr jung“ist, feiern in diesem Jahr diamantene Hochzeit. Beide nehmen aktiv am Leben teil, gestalten ihren Alltag meist ohne Hilfe. Trotzdem planen sie auch für die Zeit, in der es körperlich vielleicht nicht mehr so gut geht. Christa Merk sagt: „Ich schaue mich schon immer mal wieder nach Seniorenze­ntren um, auch um auf dem Laufenden zu bleiben.“

Auf die Frage, ob Walter Merk es als Glück empfindet, mit 90 Jahren mitten im Leben zu stehen, antwortet er: „Ich bin sehr dankbar dafür, aber es ist kein Verdienst.“Es sei ein Geschenk, ja vielleicht sogar eine Gnade, bis ins hohe Alter körperlich und geistig fit zu sein. Gelungen sei ihm dies durch eine ausgewogen­e Ernährung und Sport, wie er vermutet. „Bestimmt hat es auch mit den Genen zu tun.“Mit einem sehr guten Freund sei er, als gebürtiger Allgäuer, 50 Jahre lang in die Berge gegangen, mit Steigeisen und Pickel bestiegen sie Berge in 3000 Meter Höhe. Und was natürlich ebenfalls helfe: eine nette Nachbarsch­aft. Walter Merk sagt: „Wir sind Gott sei dank noch einigermaß­en fit, aber Hilfe bekommen wir immer wieder angeboten.“

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FOTO: DANIEL HÄFELE Walter und Christa Merk stehen auch mit über 80 Jahren noch mitten im Leben. Ihren Urlaub haben sie in diesem Jahr auf Amrum verbracht.

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