Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ruse gewinnt ohne Satzverlust
Tennis, Knoll Open: Elena Gabriela Ruse schlägt im Finale Chiara Scholl
- Elena Gabriela Ruse heißt die Siegerin der Knoll Open 2017. Im Finale bezwang die 19 Jahre alte Rumänin aus Bukarest in nur 65 Minuten Chiara Scholl, 25 Jahre alte USAmerikanerin aus Palm Beach/Florida mit deutschen Wurzeln, mit 6:1 und 6:2. Lohn: 60 Punkte für die Weltrangliste, die sie ihrem nächsten Zwischenziel – die Qualifikation für die Australian Open im Januar 2018 – näher bringen und knapp 4000 US-Dollar Preisgeld.
„Nein, ich bin eigentlich nicht hierher gefahren, um zu gewinnen. Ich wollte einfach nur gutes Tennis spielen, mich weiter verbessern“, sagte Elena Gabriela Ruse und schrieb fleißig Autogramme auf die T-Shirts, die ihr die Kinder auf dem Centre Court entgegenstreckten. Für die Rumänin endete eine lange Leidenszeit. Über ein halbes Jahr lang war sie außer Gefecht, nachdem sie sich einen Bruch der Kniescheibe zugezogen hatte. Ruse konnte nicht daran denken, auf dem Platz zu stehen. Doch sie nutzte die Zeit, um sich völlig neu aufzustellen. Sie wechselte den Coach, heuerte vor einem Monat Adrian Marcu an, der schon ihre Landsfrau Simona Halep trainiert und zu ihrem ersten WTA-Titel in Nürnberg geführt hatte, und veränderte auch ihr Umfeld: neue physiotherapeutische Betreuung, neue Trainingsmethodik. Alles neu.
Zu spüren bekamen das ihre Gegnerinnen in Bad Saulgau. Elena Gabriele Ruse gewann die Knoll Open ohne Satzverlust, im Halbfinale am Samstag musste auch Katharina Hobgarski „dran glauben“. Im Vergleich zu ihrer Finalkonkurrentin Chiara Scholl, die sich durch die Qualifikation und mehrere Drei-Satz-Matches spielen musste, ein nicht zu unterschätzender Vorteil, auch weil Scholl in ihrem Halbfinale gegen die Italienerin Jessica Pieri über zwei Stunden länger auf dem Platz stand, ehe sie das Laufwunder von der Apennin-Halbinsel niedergerungen hatte.
So geriet das Finale zur einseitigen Sache. Ruse entschied Satz eins nach 28 Minuten mit 6:1 für sich. Sie durchbrach dreimal in Folge den Aufschlag der US-Amerikanerin und führte mit 5:0, als sie bei eigenem Aufschlag ihren ersten Satzball hatte, diesen ausließ und zuließ, dass Scholl sie zum 1:5 breakte und „auf die Tafel“kam. Doch nur ein Aufschlagspiel später machte Ruse den Sack zu, nahm der Amerikanerin das Aufschlagspiel zum 6:1 ab. Ruse überzeugte durch variableres Spiel, Genauigkeit und punktete immer wieder mit ihrer wuchtigen Vorhand und einem guten Aufschlag. Sie setzte ihre Gegnerin während des gesamten Spiels unter Druck, sodass Scholl nie wirklich zur Entfaltung kam. Und immer wenn Scholl zu kurz wurde, war Ruse da.
Ein ähnliches Bild ergab sich auch im zweiten Satz. Ein erstes Break gelang Ruse zum Stand von 3:1, ehe Scholl sogleich das Rebreak zum 2:3 schaffte, doch nach dem Break zum 4:2 war der Drops gelutscht. Nach 65 Minuten landete eine Vorhand weit im Aus und Ruse jubelte über den 6:1und 6:2-Sieg. „Ich hatte nicht meinen besten Tag“, sagte Chiara Scholl nach dem Finale ein bisschen enttäuscht. „Ich habe darauf gehofft, hier gutes Tennis zu spielen“, sagte Elena Gabriela Ruse, die im vergangenen Jahr, vor ihrer Verletzung vier 15 000-Dollar-Turniere gewonnen hatte. „Mein Zwischenziel sind nun die Top 100 und die Quali zu den Australian Open.“