Schwäbische Zeitung (Biberach)
71 neue Bauplätze für Ingoldingen
In allen Teilorten entstehen neue Baugebiete – Gemeinde strebt zeitnahe Vermarktung an
INGOLDINGEN - Wenn alles wie geplant läuft, werden in der Gesamtgemeinde Ingoldingen in den nächsten drei Jahren 71 neue Bauplätze entstehen. Begünstigt durch eine Novellierung des Baugesetzbuchs, kann die Kommune die Erschließung der Baugebiete deutlich schneller vorantreiben als erwartet.
„Die Einführung des Paragrafen 13 b kam für uns genau zur rechten Zeit“, sagt Ingoldingens Bürgermeister Jürgen Schell rückblickend. Der Gemeinderat hatte bereits erste Schritte für Baugebiete in den Teilorten angestoßen. Großer Knackpunkt war jedoch, dass im Flächennutzungsplan (FNP) für Muttensweiler kein freies Bauland mehr zur Verfügung stand. Und da auch in den anderen Teilorten Bedarf an neuen Baugebieten besteht, waren diese nicht gerade begeistert, Kompensationsflächen bereitzustellen (SZ berichtete).
Durch die Novellierung wird der gesamte Erschließungsprozess vereinfacht. Die Gemeinden müssen keinen aufwändigen Umweltbericht mehr vorlegen, keinen naturschutzrechtlichen Ausgleich vornehmen, die verbrauchten Flächen nicht kompensieren und darum auch den FNP nicht ändern. „Natürlich spielt der Artenschutz trotzdem eine Rolle, nur ist die Prüfung nicht mehr so umfangreich“, erläutert Schell. Was weiterhin gilt, ist, dass die neuen Baugebiete an eine bestehende Bebauung anschließen, sich im Außenbereich befinden müssen und nicht mehr als einen Hektar Nettobaufläche haben.
Muttensweiler: Das Baugebiet Bei den Stationen grenzt an den Stationenweg und ist 1,7 Hektar groß. Schell schätzt, dass hier 18 Bauplätze entstehen könnten. Bisher sei nur der Aufstellungsbeschluss gefasst, die Vermarktung könne Ende 2018 oder 2019 beginnen.
Winterstettenstadt: Das Baugebiet Wiesenhölzle III grenzt an die bestehende Bebauung Wiesenhölzle I und II an. Das Erschließungsverfahren ist weit fortgeschritten, Ende des Jahres soll mit der Vermarktung begonnen werden. Das Baugebiet ist 1,9 Hektar groß und umfasst 22 Bauplätze.
Winterstettendorf: Die Grundstücksverhandlungen sind laut Schell fast abgeschlossen. Sobald der Vertrag unterschrieben ist, will der Gemeinderat bei diesem Gebiet Tempo machen. Schell hofft, auch in Winterstettendorf bereits 2019 mit der Vermarktung beginnen zu können, auf dem einen Hektar großen Grundstück sollen 12 oder 13 Bauplätze entstehen. Das Baugebiet, das wahrscheinlich den Namen Lettenäcker tragen wird, ist eine Verlängerung des Hirtenwegs. Das Gebiet ist so klein, da die Landwirte die Flächen rund um den Ort benötigen. „Die Landwirtschaft hat hier eine starke Daseinsberechtigung, da gilt es, ein Gleichgewicht zwischen den unterschiedlichen Interessen zu finden“, so Schell.
Ingoldingen: Entlang der Kreisstraße Richtung Muttensweiler gibt es ein 1,7 Hektar großes Grundstück, auf dem 18 Bauplätze entstehen könnten. Der Gemeinderat hat in der letzten Sitzung vor der Sommerpause entschieden, dass dort ein neues Baugebiet entstehen soll. Der Aufstellungsbeschluss ist jedoch noch nicht gefasst. Zuvor gab es eine Diskussion darüber, ob es sich dabei um den idealen Ort handelt. Hintergrund: Das Grundstück befindet sich in der Hauptwindrichtung der neuen Bitumenmischanlage und des vor kurzem erweiterten Schweinestalls im Ort. Manche Anwohner fürchten, dass es zu einer starke Geruchsbelästigung kommen könnte. Schell hält dagegen: Bei beiden Anlagen seien Gutachten erstellt worden, die Geruchs- und Lärmbelästigung werde auch im neuen Baugebiet deutlich unter den Grenzwerten liegen. „Ich glaube auch nicht, dass sich das negativ auf den Verkauf auswirken wird. Wir sind eine ländliche Gemeinde und bei uns leben Landwirtschaft und Bürger nebeneinander, das war schon immer so.“
Bereits zwischen 2011 und 2017 sind in der Gesamtgemeinde insgesamt 75 Bauplätze verkauft worden. Die Einwohnerzahl hat sich in diesem Zeitraum von 2680 auf 2872 erhöht. „Pro Jahr war das ein Prozent Zuwachs, ein Maß, das ich für gesund halte“, sagt der Bürgermeister. Auch in den kommenden Jahren rechnet er aufgrund der neuen Baugebiete mit einem ähnlichen Zuwachs. Dass das Auswirkungen haben wird und muss auf die Infrastruktur, ist für ihn klar. „Wir haben bereits viel Geld in den Ausbau der Breitbandversorgung investiert, da sind wir jetzt auf einem guten Stand“, fasst Schell zusammen. Ein Thema, über das der Gemeinderat auch nach den Sommerferien erneut diskutieren muss, ist die Kinderbetreuung. Einige Ideen, wie etwa eine engere Zusammenarbeit mit dem Tagesmütterverein, gibt es schon. Ob das allein ausreichen wird, ist noch offen. In den Schulen, so Schell, sei genug Platz für mehr Kinder. Außerdem gehe es stets darum, nicht zu stark auszubauen. „Ich glaube nicht, dass in den nächsten fünf Jahren dann noch einmal so viele Bauplätze hinzukommen, es gilt also, mit Augenmaß in die Infrastruktur zu investieren.“Auch müsse der Gemeinderat noch entscheiden, ob er die nun entstehenden Bauplätze alle direkt vermarkte, oder einen Teil zurückhalte.