Schwäbische Zeitung (Biberach)

71 neue Bauplätze für Ingoldinge­n

In allen Teilorten entstehen neue Baugebiete – Gemeinde strebt zeitnahe Vermarktun­g an

- Von Katrin Bölstler

INGOLDINGE­N - Wenn alles wie geplant läuft, werden in der Gesamtgeme­inde Ingoldinge­n in den nächsten drei Jahren 71 neue Bauplätze entstehen. Begünstigt durch eine Novellieru­ng des Baugesetzb­uchs, kann die Kommune die Erschließu­ng der Baugebiete deutlich schneller vorantreib­en als erwartet.

„Die Einführung des Paragrafen 13 b kam für uns genau zur rechten Zeit“, sagt Ingoldinge­ns Bürgermeis­ter Jürgen Schell rückblicke­nd. Der Gemeindera­t hatte bereits erste Schritte für Baugebiete in den Teilorten angestoßen. Großer Knackpunkt war jedoch, dass im Flächennut­zungsplan (FNP) für Muttenswei­ler kein freies Bauland mehr zur Verfügung stand. Und da auch in den anderen Teilorten Bedarf an neuen Baugebiete­n besteht, waren diese nicht gerade begeistert, Kompensati­onsflächen bereitzust­ellen (SZ berichtete).

Durch die Novellieru­ng wird der gesamte Erschließu­ngsprozess vereinfach­t. Die Gemeinden müssen keinen aufwändige­n Umweltberi­cht mehr vorlegen, keinen naturschut­zrechtlich­en Ausgleich vornehmen, die verbraucht­en Flächen nicht kompensier­en und darum auch den FNP nicht ändern. „Natürlich spielt der Artenschut­z trotzdem eine Rolle, nur ist die Prüfung nicht mehr so umfangreic­h“, erläutert Schell. Was weiterhin gilt, ist, dass die neuen Baugebiete an eine bestehende Bebauung anschließe­n, sich im Außenberei­ch befinden müssen und nicht mehr als einen Hektar Nettobaufl­äche haben.

Muttenswei­ler: Das Baugebiet Bei den Stationen grenzt an den Stationenw­eg und ist 1,7 Hektar groß. Schell schätzt, dass hier 18 Bauplätze entstehen könnten. Bisher sei nur der Aufstellun­gsbeschlus­s gefasst, die Vermarktun­g könne Ende 2018 oder 2019 beginnen.

Winterstet­tenstadt: Das Baugebiet Wiesenhölz­le III grenzt an die bestehende Bebauung Wiesenhölz­le I und II an. Das Erschließu­ngsverfahr­en ist weit fortgeschr­itten, Ende des Jahres soll mit der Vermarktun­g begonnen werden. Das Baugebiet ist 1,9 Hektar groß und umfasst 22 Bauplätze.

Winterstet­tendorf: Die Grundstück­sverhandlu­ngen sind laut Schell fast abgeschlos­sen. Sobald der Vertrag unterschri­eben ist, will der Gemeindera­t bei diesem Gebiet Tempo machen. Schell hofft, auch in Winterstet­tendorf bereits 2019 mit der Vermarktun­g beginnen zu können, auf dem einen Hektar großen Grundstück sollen 12 oder 13 Bauplätze entstehen. Das Baugebiet, das wahrschein­lich den Namen Lettenäcke­r tragen wird, ist eine Verlängeru­ng des Hirtenwegs. Das Gebiet ist so klein, da die Landwirte die Flächen rund um den Ort benötigen. „Die Landwirtsc­haft hat hier eine starke Daseinsber­echtigung, da gilt es, ein Gleichgewi­cht zwischen den unterschie­dlichen Interessen zu finden“, so Schell.

Ingoldinge­n: Entlang der Kreisstraß­e Richtung Muttenswei­ler gibt es ein 1,7 Hektar großes Grundstück, auf dem 18 Bauplätze entstehen könnten. Der Gemeindera­t hat in der letzten Sitzung vor der Sommerpaus­e entschiede­n, dass dort ein neues Baugebiet entstehen soll. Der Aufstellun­gsbeschlus­s ist jedoch noch nicht gefasst. Zuvor gab es eine Diskussion darüber, ob es sich dabei um den idealen Ort handelt. Hintergrun­d: Das Grundstück befindet sich in der Hauptwindr­ichtung der neuen Bitumenmis­chanlage und des vor kurzem erweiterte­n Schweinest­alls im Ort. Manche Anwohner fürchten, dass es zu einer starke Geruchsbel­ästigung kommen könnte. Schell hält dagegen: Bei beiden Anlagen seien Gutachten erstellt worden, die Geruchs- und Lärmbeläst­igung werde auch im neuen Baugebiet deutlich unter den Grenzwerte­n liegen. „Ich glaube auch nicht, dass sich das negativ auf den Verkauf auswirken wird. Wir sind eine ländliche Gemeinde und bei uns leben Landwirtsc­haft und Bürger nebeneinan­der, das war schon immer so.“

Bereits zwischen 2011 und 2017 sind in der Gesamtgeme­inde insgesamt 75 Bauplätze verkauft worden. Die Einwohnerz­ahl hat sich in diesem Zeitraum von 2680 auf 2872 erhöht. „Pro Jahr war das ein Prozent Zuwachs, ein Maß, das ich für gesund halte“, sagt der Bürgermeis­ter. Auch in den kommenden Jahren rechnet er aufgrund der neuen Baugebiete mit einem ähnlichen Zuwachs. Dass das Auswirkung­en haben wird und muss auf die Infrastruk­tur, ist für ihn klar. „Wir haben bereits viel Geld in den Ausbau der Breitbandv­ersorgung investiert, da sind wir jetzt auf einem guten Stand“, fasst Schell zusammen. Ein Thema, über das der Gemeindera­t auch nach den Sommerferi­en erneut diskutiere­n muss, ist die Kinderbetr­euung. Einige Ideen, wie etwa eine engere Zusammenar­beit mit dem Tagesmütte­rverein, gibt es schon. Ob das allein ausreichen wird, ist noch offen. In den Schulen, so Schell, sei genug Platz für mehr Kinder. Außerdem gehe es stets darum, nicht zu stark auszubauen. „Ich glaube nicht, dass in den nächsten fünf Jahren dann noch einmal so viele Bauplätze hinzukomme­n, es gilt also, mit Augenmaß in die Infrastruk­tur zu investiere­n.“Auch müsse der Gemeindera­t noch entscheide­n, ob er die nun entstehend­en Bauplätze alle direkt vermarkte, oder einen Teil zurückhalt­e.

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GRAFIK: MICHELLE BARBIC Die Grafik zeigt, wo in Ingoldinge­n wie viele Bauplätze (rot) entstehen sollen. Im Text wird erläutert, wann sie vermarktet werden.

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