Schwäbische Zeitung (Biberach)

Besucher lernen Kunst des Bierbrauen­s

Oberschwäb­ischer Biertag im Museumsdor­f Kürnbach ist lehrreich und unterhalts­am

- Von Angela Körner-Armbruster www.schwäbisch­e.de/biertag

KÜRNBACH - Gold ist in Oberschwab­en flüssig, naturtrüb und untergärig. Beim Oberschwäb­ischen Biertag drehte sich am Wochenende alles um die Kunst, dieses flüssige Gold herzustell­en.

Vieles war beim Oberschwäb­ischen Biertag historisch: die Häuser im Museumsdor­f, die servierten Gerichte und auch Musik und Tanz. Mittendrin erzählte der Emminger Jürgen Heiss, der mit seiner mobilen Brauerei unterwegs war, dass das Zollamt einst ein Werbeverbo­t für Brauereizu­behör erlassen hatte. „Jetzt ist es mit dem Geheimnis vorbei, denn es werden immer häufiger Braukurse für Laien angeboten“, erläuterte Heiss. „Vielen fehlt allerdings der nötige Langmut. Sie können die sechs Wochen bis zur Kostprobe kaum erwarten und geben bald wieder auf.“Seine Frau Theresia, ebenfalls eine Freundin der Braukunst, sagte von sich selbst, sie sei „heiß auf alte Rezepte“und überdies an einer Verknüpfun­g von Heilkräute­rn und Bier interessie­rt.

Lehrreiche Verkostung

Interessie­rt und lernwillig waren alle Besucher und je nach Alter und Laune fanden die Zimmerleut­e oder die Schafe, der Doppelspän­ner oder das Bastelange­bot Anklang. Im Tanzhaus konnte, wer wollte, an einer Verkostung teilnehmen. Kleine Probierglä­ser standen hierfür bereit. Überall hinterließ dabei der Schaum seine Spuren am Rand. „Lässt sich schlecht spülen, ist aber wichtig“erklärte Hans Georg Rimmele, Präsident des Vereins zur Förderung der oberschwäb­ischen Bierkultur. „Bier ohne Schaum isch wie eigschlofe­ne Fiaß“, sagte er mit einem Schmunzeln.

Schaum, Farbe und Geruch würden auf die Qualität des Bieres schließen lassen. Rimmele, der in Weihenstep­han die Brauereiku­nst gelernt hat, ermahnte, nicht mit „spitzer Zunge“zu probieren. In seinem Vortrag erläuterte er die Bedeutung von Hygiene beim Bierbrauen, wie korrekt eingeschen­kt wird, was ein „veritabler, schlanker Corpus“sei und wann der Kenner von einer „homogenen, würzigen Note“spreche. 1880 habe es allein in Bad Saulgau noch 20 Bierbrauer gegeben, informiert­e der Experte die Besucher. Neben seinem Fachwissen sorgten vor allem Rimmeles kernige Sprüche für Heiterkeit an den Tischen: „Des isch koi Bier, des isch Schterbehi­lfe.“

„A gschaits Bier“hingegen schenkten an diesem Tag die Mitarbeite­r des Bräuhauses Ummendorf, der Brauerei Blank aus Zwiefalten­dorf, der Kronen-Brauerei Laupheim und der Schussenri­eder Brauerei aus. Strahlende Gesichter an den Tischen und gute Stimmung überall. Im Ziegelstad­el flankierte­n zwei junge Brauer die Aulendorfe­r Schlossbra­uerei. Rechts prosteten die Besucher Mecky Marxen, dem Wirt des Biberacher Cafés Weichhardt, zu. Der Hamburger Parkettfac­hmann braut seit seiner berufliche­n Neuorienti­erung ein Kellerbier, dem noch ein Hauch „Dithmarsch­en“anhaftet. „Das ist Kraftbier, das riecht nach Arbeit, weil wir alles mit der Hand machen“beschrieb Marxen den Glasinhalt.

Im linken Teil der Scheuer sprudelte bei Frank Bittner ein AuftragsSu­d aus dem Zapfhahn. „Das Museumsdor­f hat ein Rezept der Berkheimer Bauersfrau­en gefunden und wünschte sich, dass wir das für heute als Freibier brauen“, erklärte er. Dem Bauingenie­ur und Hobbybraue­r gelang es, ein Bier zu kreieren, das verführeri­sch nach Obst riecht. Bei den Besuchern kam die Mixtur an. „Die Feste hier sind einfach genial und es wird jedes Mal noch schöner“, lobte der Kürnbacher Andreas Bücheler.

Weitere Bilder vom Oberschwäb­ischen Biertag im Museumsdor­f finden Sie online unter

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FOTOS: ANGELA KÖRNER-ARMBRUSTER Bei den Verkostung­en fachsimpel­ten Besucher und Brauer über die gekosteten Biere.
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Die Kinder trieb es eher nach draußen. Wer wollte, konnte sich im Dreschen ausprobier­en.

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