Schwäbische Zeitung (Biberach)
Besucher lernen Kunst des Bierbrauens
Oberschwäbischer Biertag im Museumsdorf Kürnbach ist lehrreich und unterhaltsam
KÜRNBACH - Gold ist in Oberschwaben flüssig, naturtrüb und untergärig. Beim Oberschwäbischen Biertag drehte sich am Wochenende alles um die Kunst, dieses flüssige Gold herzustellen.
Vieles war beim Oberschwäbischen Biertag historisch: die Häuser im Museumsdorf, die servierten Gerichte und auch Musik und Tanz. Mittendrin erzählte der Emminger Jürgen Heiss, der mit seiner mobilen Brauerei unterwegs war, dass das Zollamt einst ein Werbeverbot für Brauereizubehör erlassen hatte. „Jetzt ist es mit dem Geheimnis vorbei, denn es werden immer häufiger Braukurse für Laien angeboten“, erläuterte Heiss. „Vielen fehlt allerdings der nötige Langmut. Sie können die sechs Wochen bis zur Kostprobe kaum erwarten und geben bald wieder auf.“Seine Frau Theresia, ebenfalls eine Freundin der Braukunst, sagte von sich selbst, sie sei „heiß auf alte Rezepte“und überdies an einer Verknüpfung von Heilkräutern und Bier interessiert.
Lehrreiche Verkostung
Interessiert und lernwillig waren alle Besucher und je nach Alter und Laune fanden die Zimmerleute oder die Schafe, der Doppelspänner oder das Bastelangebot Anklang. Im Tanzhaus konnte, wer wollte, an einer Verkostung teilnehmen. Kleine Probiergläser standen hierfür bereit. Überall hinterließ dabei der Schaum seine Spuren am Rand. „Lässt sich schlecht spülen, ist aber wichtig“erklärte Hans Georg Rimmele, Präsident des Vereins zur Förderung der oberschwäbischen Bierkultur. „Bier ohne Schaum isch wie eigschlofene Fiaß“, sagte er mit einem Schmunzeln.
Schaum, Farbe und Geruch würden auf die Qualität des Bieres schließen lassen. Rimmele, der in Weihenstephan die Brauereikunst gelernt hat, ermahnte, nicht mit „spitzer Zunge“zu probieren. In seinem Vortrag erläuterte er die Bedeutung von Hygiene beim Bierbrauen, wie korrekt eingeschenkt wird, was ein „veritabler, schlanker Corpus“sei und wann der Kenner von einer „homogenen, würzigen Note“spreche. 1880 habe es allein in Bad Saulgau noch 20 Bierbrauer gegeben, informierte der Experte die Besucher. Neben seinem Fachwissen sorgten vor allem Rimmeles kernige Sprüche für Heiterkeit an den Tischen: „Des isch koi Bier, des isch Schterbehilfe.“
„A gschaits Bier“hingegen schenkten an diesem Tag die Mitarbeiter des Bräuhauses Ummendorf, der Brauerei Blank aus Zwiefaltendorf, der Kronen-Brauerei Laupheim und der Schussenrieder Brauerei aus. Strahlende Gesichter an den Tischen und gute Stimmung überall. Im Ziegelstadel flankierten zwei junge Brauer die Aulendorfer Schlossbrauerei. Rechts prosteten die Besucher Mecky Marxen, dem Wirt des Biberacher Cafés Weichhardt, zu. Der Hamburger Parkettfachmann braut seit seiner beruflichen Neuorientierung ein Kellerbier, dem noch ein Hauch „Dithmarschen“anhaftet. „Das ist Kraftbier, das riecht nach Arbeit, weil wir alles mit der Hand machen“beschrieb Marxen den Glasinhalt.
Im linken Teil der Scheuer sprudelte bei Frank Bittner ein AuftragsSud aus dem Zapfhahn. „Das Museumsdorf hat ein Rezept der Berkheimer Bauersfrauen gefunden und wünschte sich, dass wir das für heute als Freibier brauen“, erklärte er. Dem Bauingenieur und Hobbybrauer gelang es, ein Bier zu kreieren, das verführerisch nach Obst riecht. Bei den Besuchern kam die Mixtur an. „Die Feste hier sind einfach genial und es wird jedes Mal noch schöner“, lobte der Kürnbacher Andreas Bücheler.
Weitere Bilder vom Oberschwäbischen Biertag im Museumsdorf finden Sie online unter