Schwäbische Zeitung (Biberach)

Tausende Trauergäst­e zur Beisetzung erwartet

Unfall mit Müllwagen in Nagold: Untersuchu­ngen zur Ursache dauern an – Hinterblie­bene erhalten Unterstütz­ung bei Beerdigung­skosten

- Von Andrea Pauly und unseren Agenturen

MÖTZINGEN (apa/ dpa) - Nach dem Unfall mit fünf Todesopfer­n bei Nagold sammelt die Gemeinde Mötzingen im Kreis Böblingen, die Heimatgeme­inde der getöteten Familie, Spenden für die Hinterblie­benen. Zur Beisetzung werden mehrere Tausend Trauernde erwartet.

Bei dem Unfall am Freitag war ein 26 Tonnen schwerer Mülllaster auf ein Auto gekippt. Dabei starben alle fünf Insassen: Die 25 Jahre alte Fahrerin, ihr Freund (22), die zweijährig­e Tochter und der nur wenige Wochen alte Sohn sowie die Schwester (17) der Fahrerin. Sie gehörten internatio­nalen Zirkusfami­lien an. Deshalb werden zur Beisetzung der Familie, die für Samstag in Mötzingen geplant ist, mehrere Tausend Trauergäst­e erwartet.

Die Gemeindeve­rwaltung hat ein Spendenkon­to eingericht­et, um die Familien der Todesopfer zu unterstütz­en. Die Idee dazu kam aus der Bevölkerun­g, sagte eine Mitarbeite­rin der Gemeinde auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Was genau mit den Spenden geschieht, sei den Familien überlassen. „Wir gehen davon aus, dass die Spenden vor allem für die Beerdigung­skosten gedacht sind.“Die ersten Summen sind nach Angaben der Mitarbeite­rin bereits eingegange­n.

Nachruf im Namen der Gemeinde

Inwiefern die Gemeinde selbst die Familie finanziell unterstütz­en könne, dazu konnte die Mitarbeite­rin keine Angaben machen. Bürgermeis­ter Marcel Hagenloche­r war am Dienstag nicht anwesend.

Die Gemeinde Mötzingen hat außerdem einen Nachruf geschriebe­n: „Durch einen furchtbare­n und tragischen Verkehrsun­fall wurde am Freitagnac­hmittag eine junge Mötzinger Familie aus dem Leben gerissen“, heißt es darin. „Junge Menschen mit Kleinkinde­rn, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatten, sind nun nicht mehr unter uns.“Bürgermeis­ter Hagenloche­r spreche im Namen von Gemeinde, Gemeindera­t und Verwaltung den hinterblie­benen Familien tiefes Mitgefühl aus. Währenddes­sen dauert die Untersuchu­ng zur Unfallursa­che durch einen Sachverstä­ndigen an. Er soll herausfind­en, ob ein technische­r Defekt an dem Müllwagen vorgelegen habe, oder ob menschlich­es Fehlverhal­ten oder eine andere Ursache zu dem Unglück geführt habe, teilten die Staatsanwa­ltschaft Tübingen und das Polizeiprä­sidium Karlsruhe am Montag mit. Ob noch in dieser Woche ein erstes Ergebnis vorgelegt werden könne, sei fraglich.

Nach bisherigen Erkenntnis­sen war der Laster auf einer abschüssig­en Straße zunächst langsamer und dann plötzlich immer schneller auf die Landesstra­ße 361 aufgefahre­n. Dort sei das Fahrzeug auf die Seite gekippt und auf das Auto gefallen. Der 54 Jahre alte Fahrer des Lastwagens und dessen 26 Jahre alter Beifahrer wurden dabei leicht verletzt, der Fahrer erlitt zudem einen schweren Schock.

Müllwagen ohne Auffälligk­eiten

Für Feuerwehr und Polizei war der Einsatz am Freitag grauenhaft. Zunächst musste ein Kran den 26 Tonnen schweren Müllwagen wieder aufrichten, damit die Helfer an den darunter begrabenen Wagen kamen. „Das Dach war völlig eingedrück­t“, berichtet der Feuerwehrm­ann Udo Zink.

Das Müllfahrze­ug war im Auftrag der Abfallwirt­schaftsges­ellschaft des Landkreise­s Calw unterwegs und hatte Altholz geladen. Nach Angaben von Ekkehard Häberle, dem Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns, das die Fahrzeuge zur Verfügung stellt und wartet, sei der Lastwagen erst im März beim Tüv gewesen. Die nächste Untersuchu­ng in einer Werkstatt sei für September anvisiert gewesen. „Es gab keinerlei Beanstandu­ngen und Auffälligk­eiten am Fahrzeug“, teilte das Unternehme­n auf seiner Homepage mit.

 ?? FOTO: DPA ?? Blumen und Kerzen liegen an der Unfallstel­le bei Nagold.
FOTO: DPA Blumen und Kerzen liegen an der Unfallstel­le bei Nagold.

Newspapers in German

Newspapers from Germany