Schwäbische Zeitung (Biberach)
Tausende Trauergäste zur Beisetzung erwartet
Unfall mit Müllwagen in Nagold: Untersuchungen zur Ursache dauern an – Hinterbliebene erhalten Unterstützung bei Beerdigungskosten
MÖTZINGEN (apa/ dpa) - Nach dem Unfall mit fünf Todesopfern bei Nagold sammelt die Gemeinde Mötzingen im Kreis Böblingen, die Heimatgemeinde der getöteten Familie, Spenden für die Hinterbliebenen. Zur Beisetzung werden mehrere Tausend Trauernde erwartet.
Bei dem Unfall am Freitag war ein 26 Tonnen schwerer Mülllaster auf ein Auto gekippt. Dabei starben alle fünf Insassen: Die 25 Jahre alte Fahrerin, ihr Freund (22), die zweijährige Tochter und der nur wenige Wochen alte Sohn sowie die Schwester (17) der Fahrerin. Sie gehörten internationalen Zirkusfamilien an. Deshalb werden zur Beisetzung der Familie, die für Samstag in Mötzingen geplant ist, mehrere Tausend Trauergäste erwartet.
Die Gemeindeverwaltung hat ein Spendenkonto eingerichtet, um die Familien der Todesopfer zu unterstützen. Die Idee dazu kam aus der Bevölkerung, sagte eine Mitarbeiterin der Gemeinde auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Was genau mit den Spenden geschieht, sei den Familien überlassen. „Wir gehen davon aus, dass die Spenden vor allem für die Beerdigungskosten gedacht sind.“Die ersten Summen sind nach Angaben der Mitarbeiterin bereits eingegangen.
Nachruf im Namen der Gemeinde
Inwiefern die Gemeinde selbst die Familie finanziell unterstützen könne, dazu konnte die Mitarbeiterin keine Angaben machen. Bürgermeister Marcel Hagenlocher war am Dienstag nicht anwesend.
Die Gemeinde Mötzingen hat außerdem einen Nachruf geschrieben: „Durch einen furchtbaren und tragischen Verkehrsunfall wurde am Freitagnachmittag eine junge Mötzinger Familie aus dem Leben gerissen“, heißt es darin. „Junge Menschen mit Kleinkindern, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatten, sind nun nicht mehr unter uns.“Bürgermeister Hagenlocher spreche im Namen von Gemeinde, Gemeinderat und Verwaltung den hinterbliebenen Familien tiefes Mitgefühl aus. Währenddessen dauert die Untersuchung zur Unfallursache durch einen Sachverständigen an. Er soll herausfinden, ob ein technischer Defekt an dem Müllwagen vorgelegen habe, oder ob menschliches Fehlverhalten oder eine andere Ursache zu dem Unglück geführt habe, teilten die Staatsanwaltschaft Tübingen und das Polizeipräsidium Karlsruhe am Montag mit. Ob noch in dieser Woche ein erstes Ergebnis vorgelegt werden könne, sei fraglich.
Nach bisherigen Erkenntnissen war der Laster auf einer abschüssigen Straße zunächst langsamer und dann plötzlich immer schneller auf die Landesstraße 361 aufgefahren. Dort sei das Fahrzeug auf die Seite gekippt und auf das Auto gefallen. Der 54 Jahre alte Fahrer des Lastwagens und dessen 26 Jahre alter Beifahrer wurden dabei leicht verletzt, der Fahrer erlitt zudem einen schweren Schock.
Müllwagen ohne Auffälligkeiten
Für Feuerwehr und Polizei war der Einsatz am Freitag grauenhaft. Zunächst musste ein Kran den 26 Tonnen schweren Müllwagen wieder aufrichten, damit die Helfer an den darunter begrabenen Wagen kamen. „Das Dach war völlig eingedrückt“, berichtet der Feuerwehrmann Udo Zink.
Das Müllfahrzeug war im Auftrag der Abfallwirtschaftsgesellschaft des Landkreises Calw unterwegs und hatte Altholz geladen. Nach Angaben von Ekkehard Häberle, dem Geschäftsführer des Unternehmens, das die Fahrzeuge zur Verfügung stellt und wartet, sei der Lastwagen erst im März beim Tüv gewesen. Die nächste Untersuchung in einer Werkstatt sei für September anvisiert gewesen. „Es gab keinerlei Beanstandungen und Auffälligkeiten am Fahrzeug“, teilte das Unternehmen auf seiner Homepage mit.