Schwäbische Zeitung (Biberach)

Unruhe in Mali gefährdet die Stabilität der ganzen Region

- Von Gioia Forster (Nairobi) und Michael Fischer (Berlin)

Zwei Anschläge in Mali an einem Tag. 17 Tote. Diesmal hatten es die Angreifer unter anderem auf das Hauptquart­ier der UNFriedens­truppen in Timbuktu im Norden des Landes abgesehen. Sie konnten in das Lager eindringen, bevor sie von Soldaten aufgehalte­n und erschossen wurden. Für die UN und die in Mali stationier­ten Bundeswehr­soldaten gilt diese Mission bereits als gefährlich­ster Einsatz.

Das Land kommt nicht zur Ruhe – und die Gefahr durch islamistis­che Milizen scheint zu wachsen. Die Stabilität der ganzen Region ist davon betroffen. „Die Situation verschlech­tert sich deutlich“, sagt Martin Ewi von der Denkfabrik Institute for Security Studies in Südafrika. Die Angriffe vom Montag waren nur die jüngsten in einer langen Reihe. Seit Jahren nutzen unter anderem auch islamistis­che Milizen – etwa der Ableger des Terrornetz­werks al-Kaida – das Wüstengebi­et im Norden des Landes als Rückzugsor­t. Die schwache Regierung hat hier kaum etwas zu sagen. Von dort aus greifen sie das malische Militär oder UN-Truppen an, auch Zivilsten sind immer wieder im Fadenkreuz der Extremiste­n.

Seit 2013 sind Blauhelme in Mali stationier­t. Die rund 15 000 Soldaten und Polizisten sollen das Land stabilisie­ren und dafür sorgen, dass ein zwischen Regierung und Rebellen unterschri­ebener Friedensve­rtrag eingehalte­n wird. An dem Einsatz sind auch knapp 900 Bundeswehr­soldaten beteiligt.

Sie sind mehrere Hundert Kilometer von Timbuktu entfernt in der ehemaligen Rebellenho­chburg Gao stationier­t. Auch dort kommt es immer wieder zu Anschlägen. Im November wurde das Camp Castor, in dem die Bundeswehr stationier­t ist, von Selbstmord­attentäter­n angegriffe­n. Zwei Flughafenb­edienstete wurden leicht verletzt. Es gab auch schon fehlgeschl­agene Raketenang­riffe.

Vorzeigemi­ssion für Deutschlan­d

Vergleiche mit Afghanista­n hört man im Verteidigu­ngsministe­rium trotzdem nicht gern. Aber auch am Hindukusch fing der Bundeswehr­einsatz vor mehr als 15 Jahren als Mission zur Stabilisie­rung des Landes an. Dann wurde die Gewalt der radikalisl­amischen Taliban immer schlimmer. Nach den Erfahrunge­n in Afghanista­n ist der politische Wille in Deutschlan­d, die Bundeswehr wieder in einen Kampfeinsa­tz zu manövriere­n, sehr gering. Anderersei­ts ist Mali eine Vorzeigemi­ssion für den deutschen Anspruch, auch militärisc­h mehr Verantwort­ung zu übernehmen. Nicht zuletzt, weil durch Mali die wichtigste­n Flüchtling­srouten zum Mittelmeer laufen. Eine Verbesseru­ng der Sicherheit­slage hat der UN-Einsatz aber nicht gebracht. Stattdesse­n verschärft sich die Lage. Immer wieder kommt es in Malis Nachbarlän­dern zu Anschlägen. Vor wenigen Tagen starben in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougo­u bei einem Anschlag auf ein Restaurant 18 Menschen.

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