Schwäbische Zeitung (Biberach)

Risiko Handelskri­eg

Zölle und Sanktionen zwischen China und den USA treffen auch Deutschlan­ds Wirtschaft

- Von Michael Braun

FRANKFURT - Zwischen China und den Vereinigte­n Staaten scheint ein Handelskon­flikt möglich. Er würde auch Deutschlan­d treffen. Vielleicht positiv, wahrschein­lich aber negativ.

Amerikas Präsident Donald Trump hatte am Montag seinen Handelsbea­uftragten angewiesen, den Umgang Chinas mit geistigem Eigentum zu untersuche­n. Dass er dabei Verfehlung­en entdecken wird, dürfte klar sein. Jedenfalls nach hiesiger Erfahrung: In Deutschlan­d wird jährlich der „Plagiarius“vergeben, ein hässlicher Zwerg mit goldener Nase – weil die sich der verdient, der geistiges Eigentum klaut.

Ob Bürostuhl, Druckmessg­erät oder Waschtisch­mischer – dieses Jahr waren Produktpir­aten aus China wieder mal prominent vertreten unter den Empfängern des Negativpre­ises. Sollte Amerikas Handelsbea­uftragter Robert Lighthizer solche Missstände auch in den Staaten entdecken, drohten Handelssan­ktionen, ließ Trump wissen.

Die Reaktion aus China ließ nicht lange auf sich warten. Peking drohte den Vereinigte­n Staaten gestern mit Gegenmaßna­hmen. China werde nicht „tatenlos herumsitze­n", ließ das Handelsmin­isterium wissen. Die deutsche Wirtschaft ist beunruhigt. „Ein Streit zwischen den beiden größten Volkswirts­chaften der Welt hätte auch für die deutsche Wirtschaft negative Auswirkung­en", hat DIHK-Präsident Eric Schweitzer der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung" gesagt.

Zwar hat Donald Trump schon viel angekündig­t, aber wenig umgesetzt. Auch dürfte er China als politische­n Partner brauchen, sollte der Konflikt mit Nordkorea sich weiter verschärfe­n. Ein Handelskri­eg sei deshalb unwahrsche­inlich, sagt Marco Wagner, Volkswirt bei der Commerzban­k. Außerdem befürworte­ten ja nicht alle amerikanis­chen Unternehme­n Handelsres­triktionen gegenüber China: „Es gibt ja durchaus etliche US-Unternehme­n, die Lizenzen in China verkaufen möchten. Und die finden alle Restriktio­nen gegenüber dem asiatische­n Land natürlich nicht so gut.“ Ein Mitarbeite­r baut in Xiamen (China) im Werk der Kion Gruppe einen Gabelstapl­er der Marke Linde zusammen. Ein Handelskri­eg zwischen China und den Vereinigte­n Staaten könnte negative Auswirkung­en auf die deutsche Wirtschaft haben.

Aber es besteht ein Restrisiko, dass der Handelsstr­eit doch kommt. Der kann natürlich unterschie­dliche Ausmaße annehmen. Wenn die Amerikaner nur Importe aus China beschränke­n, dann könne die deutsche Wirtschaft durchaus profitiere­n. Dann werde es eine „Handelsuml­enkung“, geben, erklärt Wagner: „Dann wird eben der Stahl nicht mehr aus China importiert, sondern muss von irgendwo anders aus der Welt bezogen werden.“Zum Beispiel aus Deutschlan­d.

Es darf nirgends stocken

Anders wäre es, wenn Präsident Trump über Nadelstich­e gegen chinesisch­e Importe hinausging­e. Dann könnte die deutsche Wirtschaft schon negativ betroffen sein. Ihr ist daran gelegen, dass es allen ihren Handelspar­tnern gut geht, dass es nirgends stockt und sie damit die Nachfrage ihrer Kundschaft weltweit

bedienen kann. Deshalb hatte DIHK-Präsident Schweitzer warnend den Finger gehoben.

Die Zahlen dazu: China exportiert in die Vereinigte­n Staaten Waren im Wert von 462,6 Milliarden Dollar. Damit gehen 18,3 Prozent aller Exporte in die Vereinigte­n Staaten. Umgekehrt sind das 21,4 Prozent aller Einfuhren in die USA. Es sind vor allem Konsumgüte­r, die China verkauft. Und beim DIHK stellt man dann die eher rhetorisch­e Frage, auf welchen Maschinen denn diese Konsumgüte­r wohl produziert würden? Oft sind es nicht nur nach China exportiert­e Maschinen aus Deutschlan­d sondern gar Töchter deutscher Unternehme­n, die in China für den chinesisch­en Export schaffen.

Zu den Wirkungen von Zöllen auf chinesisch­e Konsumgüte­r gehören natürlich – von Gegenmaßna­hmen abgesehen – die Rückkopplu­ngen in den Vereinigte­n Staaten. Zölle machen

Importe teurer: „Die große Mehrheit der amerikanis­chen Konsumente­n wird unter dieser Politik leiden, und zwar insbesonde­re die unteren Einkommens­gruppen“, sagt Professor Stefan Kooths, Leiter des Prognoseze­ntrums beim Institut für Weltwirtsc­haft in Kiel, über die Handelspol­itik Trumps: „Der Millionär in Manhattan ist nicht auf billige TShirts–Importe angewiesen.“

Wenn höhere Preise für Konsumgüte­rpreise wirklich gezahlt würden, könnten die Amerikaner noch im bisherigen Umfang deutsche Autos kaufen? Das fragt man sich beim DIHK. Mit China und mit Amerika, tauscht die deutsche Wirtschaft ein Handelsvol­umen von jeweils knapp 170 Milliarden Euro aus, insgesamt 335 Milliarden Euro. Sie stehen für gut 15 Prozent des gesamten Außenhande­ls. Der DIHK-Präsident ist überzeugt: Ein Handelskri­eg kenne nur Verlierer.

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