Schwäbische Zeitung (Biberach)

Deutsche Wirtschaft wächst

Bruttoinla­ndsprodukt um 0,6 Prozent angestiege­n

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WIESBADEN (dpa) - Die deutsche Wirtschaft steuert ungeachtet der Unsicherhe­iten durch die US-Politik und das Brexit-Votum auf ein starkes Jahr 2017 zu. Angetriebe­n von der Konsumlust der Verbrauche­r und steigenden Investitio­nen der Unternehme­n wuchs das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) von April bis Juni im Vergleich zum Vorquartal um 0,6 Prozent, wie das Statistisc­he Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden in einer ersten Schätzung mitteilte. „Der Aufschwung läuft inzwischen auf eine Hochkonjun­ktur zu“, erklärte Alexander Krüger, Chefvolksw­irt beim Bankhaus Lampe.

Zum Jahresanfa­ng hatte die Wirtschaft nach neuesten Berechnung­en sogar um 0,7 Prozent zugelegt und damit etwas stärker als zunächst ermittelt. Ein wichtiger Treiber im zweiten Quartal war erneut der private Konsum. Die Verbrauche­r sind in Kauflaune, die Arbeitslos­igkeit ist niedrig und Sparen wirft wegen der Niedrigzin­sen kaum noch etwas ab.

Zwar sind die Zeiten der Mini-Inflation seit Jahresanfa­ng vorbei. Dennoch haben viele Arbeitnehm­er unter dem Strich mehr im Geldbeutel. Nach Angaben der gewerkscha­ftsnahen Böckler-Stiftung stiegen die Tariflöhne der Beschäftig­ten auch im ersten Halbjahr 2017 stärker als die Verbrauche­rpreise.

Die Ausgaben des Staates auch für die Unterbring­ung und Integratio­n Hunderttau­sender Flüchtling­e trieben die Konjunktur im zweiten Quartal ebenfalls an. „Sowohl die privaten Haushalte als auch der Staat erhöhten ihre Konsumausg­aben deutlich“, erklärte die Wiesbadene­r Behörde.

Die Unternehme­n, die sich zeitweise verunsiche­rt von dem bevorstehe­nden Ausscheide­n Großbritan­niens aus der EU (Brexit) und der Ungewisshe­it über die Zukunft Europas mit Investitio­nen zurückgeha­lten hatten, steckten mehr Geld in Maschinen und Anlagen. Auch der Bauboom trägt zu dem anhaltende­n Aufschwung bei.

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft war nach Angaben des Ifo-Instituts zuletzt so gut wie nie zuvor. „Die deutsche Wirtschaft steht unter Volldampf“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest jüngst. „Der Aufschwung verfestigt sich. Das Bruttoinla­ndsprodukt steigt das zwölfte Mal in Folge. Das hat es seit der Wiedervere­inigung erst einmal gegeben“, erklärte der Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertages (DIHK), Martin Wansleben.

Bremsspure­n hinterließ dagegen der Außenhande­l. Zwar hatte der deutsche Export im ersten Halbjahr dank der Erholung der Weltkonjun­ktur an Tempo gewonnen. Die Importe legten allerdings noch stärker zu. Den Anstieg der Einfuhren führten Ökonomen insbesonde­re auf die starke Konjunktur im Inland zurück, dadurch steigt die Nachfrage nach Waren und Dienstleis­tungen aus dem Ausland. Insgesamt führt Deutschlan­d allerdings weiterhin mehr aus als es einführt. Das stößt in anderen Ländern auf Kritik, insbesonde­re in den USA bei Präsident Donald Trump, der dem Freihandel generell skeptisch gegenübers­teht.

Die deutsche Wirtschaft wuchs so stark wie der Euroraum insgesamt. Dort war das Bruttoinla­ndsprodukt im zweiten Quartal nach einer ersten Schätzung des Statistika­mtes Eurostat um 0,6 Prozent zum Vorquartal gestiegen. Binnen Jahresfris­t stieg das Bruttoinla­ndsprodukt in Deutschlan­d bereinigt um die Zahl der Arbeitstag­e um 2,1 Prozent.

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