Schwäbische Zeitung (Biberach)
Das Papier ist ihr Geschäftsmodell
Azubi-Firma Druckerpoint der Netze BW gibt es seit 2003 – Gewinn kommt regionalen Einrichtungen zugute
BIBERACH - Während der Ausbildung ein eigenes Unternehmen führen – diese Möglichkeit bietet die Netze BW ihrem Nachwuchs am Standort Biberach. Fünf Auszubildende leiten mit Unterstützung von sieben Studenten des Dualen Studiums die Junioren-Firma Druckerpoint. „Das Ziel dabei ist, dass wir die ganzen Abläufe eines Unternehmens kennenlernen“, sagt der Druckerpoint-Geschäftsführer Max Audring.
Entstanden ist die Idee für das Azubi-Unternehmen im Jahr 2003. „Als die Hausdruckerei geschlossen wurde, kam die Überlegung auf, eine Junioren-Firma zu gründen“, sagt die Ausbildungsbetreuerin Tanja Freisinger. Maschinen wie Laminier-, Schneide- oder Bindegeräte seien ohnehin im Haus vorhanden gewesen, weshalb sich der Start der Junioren-Firma als unkompliziert gestaltete. Das Angebot richtet sich an die Industriekaufleute in Ausbildung bei der Netze BW, einer Tochterfirma der EnBW. Wenn im September die neuen Azubis ihren Dienst antreten, werden sie sogleich in die Abläufe des Druckerpoints mit eingebunden.
Koordination ist alles
Seinen Sitz hat das Unternehmen im vierten Obergeschoss des EnBW-Gebäudes beim Bahnhof. Dort haben die jungen Menschen einen großen Arbeitsplatz, in den Regalen stapelt sich Papier in allen Farben und Stärken. Geschäftsführer ist der 22-jährige Max Audring. Der Auszubildende im dritten Lehrjahr sagt über seine Tätigkeit: „Zu meinen Hauptaufgaben zählt vor allem die Koordination der Abteilung und die Entscheidung, welche Aufträge wir annehmen können.“Unterstützung dabei bekommt er von Stellvertreterin Katja Bayer (20 Jahre alt), die unter anderem Einsatzpläne erstellt und sich um das Marketing kümmert. Controlling, Buchführung oder Akquise von neuen Kunden – die Mitwirkenden treffen sich jeden Mittwochnachmittag.
„Wir bearbeiten sowohl geschäftliche als auch private Aufträge“, erläutert Audring. Plakate drucken, Projektarbeiten binden oder Weihnachtskarten erstellen sind einige wenige Beispiele dafür. Die größte Herausforderung dabei ist aber nicht die Abwicklung der einzelnen Aufträge, sondern die Arbeiten im Verborgenen, sind sich Bayer und Audring einig. Der 22-Jährige sagt: „Was man beim Controlling und der Buchhaltung alles so beachten muss, kann manchmal ziemlich kompliziert sein.“
Jedes Jahr muss zudem ein etwa zehnseitiger Geschäftsbericht mit Gewinn- und Verlustrechnung gefertigt werden. Sollten die Azubis bei unternehmerischen Fragen nicht weiterwissen, stehen ihnen Mentoren zur Verfügung.
Geschäft entwickelt sich weiter
Während Kostenpunkte wie Miete, Druck oder Personal fiktive Werte sind, ist der Gewinn ein ganz realer. „Gewinn zu machen ist wie bei jedem anderen Unternehmen auch unser Ansporn“, sagt Audring. Die Summe, was am Ende eines Geschäftsjahres übrig bleibt, dürfen die Auszubildenden behalten. „Einen Teil des Gewinns haben wir zum Beispiel für eine gemeinsame KanuFahrt verwendet“, sagt Audring. Viel wichtiger sei ihnen aber, „dem Gewinn einen Sinn zu geben“. So spendeten sie in diesem Jahr 650 Euro an den ambulanten Kinderhospizdienst der Caritas in Biberach.
Die Ausbildungsbetreuerin Tanja Freisinger sieht in der Junioren-Firma nicht nur Vorteile für die Auszubildenden selbst, sondern auch für die Mitarbeiter. Externer Mittelabfluss aus dem EnBW-Konzern werde vermieden und für die Mitarbeiter am Standort Biberach sei ein schneller Service durch Vor-Ort-Präsenz geboten. Besonders freut es sie, dass sich der Druckerpoint immer wieder weiterentwickelt: „Durch die Auszubildenden gibt es immer wieder frische Ideen. Sie haben noch einen unverstellten Blick auf das Ganze.“