Schwäbische Zeitung (Biberach)
Eine Stadtführung der besonderen Art
„Hoffnung für Kasachstan“: Ehrenamtliche lernen das ehemalige Scharfrichterhaus St. Regina in Ochsenhausen kennen
OCHSENHAUSEN (fele) - „Einfach nur helfen und mehr ...“war der Gedanke vor mehr als 20 Jahren, als die Aktion „Hoffnung für Kasachstan“ins Leben gerufen wurde. Mittlerweile hat sich diese Hilfe ausgeweitet auf hilfsbedürftige Menschen im ganzen Osten. Kürzlich war ein Helferfest in Ochsenhausen angesagt und mehr als 40 Ehrenamtliche folgten dieser Einladung.
Gewünscht war eine Stadtführung, denn viele Einheimische kennen ihr Ochsenhausen, aber eine Stadtführung haben bislang die wenigsten mitgemacht. Ulrich Bauer, ehemaliger Lehrer und überall engagiert, sei es im Tafelladen oder als Stadtführer und natürlich bei „Hoffnung für Kasachstan“, machte eine Stadtführung der besonderen Art. Öchsle, Rathaus, Kloster – alles altbekannt, aber er führte die Teilnehmer auch zu einem ein wenig abseits liegenden Haus, was sich als ein Höhepunkt für alle herauskristallisieren sollte: das ehemalige Scharfrichterhaus St. Regina.
In lockerer Weise gab Helmut Pfaller, Nachkomme eines Scharfrichters, einen Einblick in dieses unter Denkmalschutz stehende Gebäude und seine Geschichte.
Alte Aufzeichnungen aus dem Jahr 1817 ließen die Besucher erschauern. Nur bei der Henkersmahlzeit wurde gelacht. Alles wurde zu dieser letzten Mahlzeit gereicht, sodass ein Besucher meinte: „Wann ist die nächste Henkersmahlzeit? Ich möchte auch einmal so gut essen.“Natürlich war der Scharfrichter an diesem Mittag auch zugegen und gab mit seinem urschwäbischen Dialekt als einziger überlebender Zeitzeuge Auskunft über die Hinrichtungen.
Die Besucher waren schockiert über diese Verbrechen, aber das Ochsenhauser Original Wolfgang Schlecht beruhigte die Gäste und versprach, er werde dem Abt, sobald er ihn treffe, den Garaus machen. Hans Peter Baumann erklärte den Besuchern anschließend ausführlich als Ex-Notar das Scharfrichterwesen, bevor die Württemberger Hymne „Preisend mit viel schönen Reden“gesungen wurde.
Stadtführer Ulrich Bauer bedankte sich für diese tolle Idee bei den Ideengebern Helmut Pfaller, Wolfgang Schlecht und Hans Peter Baumann. Beim abschließenden Abendessen im Café Schäfers wurde noch lange über dieses Helferfest gesprochen.